Klimakrise: Wälder und Humusböden schützen
Die Wälder der Erde speichern mit 438 Gigatonnen gewaltige Mengen Kohlenstoff. Fast zwei Drittel entfallen auf die tropischen Wälder. Der Erhalt der Wälder ist sehr wichtig für den Klimaschutz. Wir müssen daher die weltweite Abholzung und Plünderung der Wälder dringend stoppen.
Das Leben auf der Erde besteht aus Kohlenstoff – alle Pflanzen, Pilze und Tiere sind aus organischen Kohlenstoffverbindungen aufgebaut. Pflanzen binden Kohlendioxid bei der Fotosynthese aus der Luft und bilden daraus Biomasse. Pilze und Tiere, die sich von Pflanzen ernähren, nehmen den Kohlenstoff in ihren Körper auf.
Die Vegetation der Erde entzieht der Atmosphäre große Mengen Kohlendioxid (CO2) und fixiert diesen in der Biomasse. 438 Gigatonnen Kohlenstoff (Gt C) sind in der Vegetation der Erde enthalten. Und natürlich sind auch die Ozeane wichtige Kohlenstoffspeicher.
Werden die Wälder gerodet, abgebrannt, die Böden freigelegt und Moore ausgetrocknet, zersetzt sich die Biomasse und der darin enthaltene Kohlenstoff entweicht als CO2 in die Atmosphäre. 839 Gigatonnen Kohlenstoff sind aktuell in der Erdatmosphäre enthalten – mit steigender Tendenz.
Dazu eine Anmerkung: Um die Werte direkt vergleichen zu können, bezieht sich die Mengenangabe auf den Kohlenstoffanteil, der im Kohlendioxid in der Luft enthalten ist.
Woher stammt der zunehmende CO2-Anteil in der Erdatmosphäre?
Die rasante Zunahme von Kohlenstoff in der Erdatmosphäre begann mit der industriellen Revolution. Um 1750 betrug er noch 589 Gt C. Damit befinden sich heute 250 Gt C mehr in der Atmosphäre als vor 250 Jahren.
8,9 Gt C setzt die Menschheit aktuell jedes Jahr frei. Die Hauptmenge entfällt mit 7,8 Gt C jährlich darauf, dass wir fossile Energieträger wie Erdöl, Erdgas und Kohle verbrennen und Unmengen an Zement für die Bauindustrie produzieren. Indem wir Wälder und andere Ökosysteme abholzen und niederbrennen, Moore trockenlegen und humusreiche Böden für die Landwirtschaft in Beschlag nehmen, setzen wir 1,1 Gt C pro Jahr frei.
Natürliche Kreisläufe in Vegetation, Böden und Meeren sorgen dafür, dass gut die Hälfte - 4,9 Gt C pro Jahr - der Atmosphäre wieder entzogen werden. So binden die Ozeane pro Jahr etwa 80,6 Gt C und emittieren 78,4 Gt C, womit deren Netto-Kohlenstoffbindung 2,3 Gt C pro Jahr beträgt. Die Vegetation der Landflächen bindet pro Jahr 123 Gt C und setzt 119 Gt C frei. Damit beträgt deren Netto-Kohlenstoffbindung 2,6 Gt C pro Jahr.
Daraus folgt am Ende, dass durch menschliche Aktivitäten derzeit pro Jahr etwa 4,1 Gigatonnen Kohlenstoff mehr freigesetzt als durch natürliche Prozesse wieder gebunden werden.
Welche Folgen hat der Klimawandel?
Das von uns freigesetzte Kohlendioxid hält die Wärmeabstrahlung der Erde in der Atmosphäre zurück und ist neben anderen freigesetzten klimarelevanten Gasen (wie z.B. Methan, Lachgas usw.) für die weltweite vom Menschen verursachte Klimaerwärmung verantwortlich.
Viele Menschen glauben, dass die Klimaveränderungen nicht so schlimm seien und ein paar Grad mehr auf der Erde – besonders in kühleren Gebieten – sogar gut wären. Was sie dabei übersehen: Die Klimaveränderungen haben gewaltigen Einfluss auf unser Leben. Extreme Wetterereignisse wie schwere Stürme, Dürren, heftige Niederfälle nehmen dadurch an Stärke und Häufigkeit zu – eine enorme Bedrohung für die Menschheit, unsere Infrastruktur und Ernährung.
Noch bedrohlicher ist das Abschmelzen der Polkappen und Gletschermassen. Der Wasserspiegel der Ozeane wird dadurch um viele Meter steigen und die dichtbesiedelten Küstengebiete unter Wasser setzen. Städte wie Hamburg und Bremen sowie Teile der norddeutsche Tiefebene gehen dadurch verloren.
Erhalt und Schutz der natürlichen Ökosysteme, Böden und Ozeane ist deshalb nicht nur zur Bewahrung der Biodiversität wichtig, sondern auch, um das Klima der Erde vor dem Kollaps und die Küstengebiete vor der Überflutung zu bewahren.
Kohlenstoffspeicherung einzelner Ökosysteme
Die Wälder und Naturlandschaften der Erde speichern unterschiedlich viel Kohlenstoff. Wir haben hier die verschiedenen Ökosysteme zusammengestellt:
Tropische Regenwälder
speichern insgesamt 262 Gigatonnen Kohlenstoff (Gt C) – das sind zwei Drittel der weltweit in der Vegetation fixierten Gesamtmenge von 483 Gt C. Pro Hektar Regenwald sind das zwischen 120 und 400 Tonnen Kohlenstoff, abhängig von der Vegetation und den Böden.
Zum Vergleich: In den Wäldern der gemäßigten Klimazonen stecken 47 Gt C, in den borealen Wäldern 54 Gt C.
Torfmoore und tropische Torfmoorwälder
Besonders viel Kohlenstoff ist in den Humusschichten der Böden gebunden. Viele Ökosysteme lagern immer dicker werdende Schichten abgestorbener Biomasse ab. Bei Torfmooren kann die Humusschicht bzw. die organische Masse viele Meter Dicke erreichen und ungeheure Mengen Kohlenstoff speichern.
Torfmoorwälder in Indonesien zum Beispiel binden bis zu 6.000 Tonnen Kohlenstoff pro Hektar. In keinen Land gibt es mehr Torfmoorwälder als dort. Auf rund 22 Millionen Hektar – fast zehn Prozent der Landesfläche – bedecken sie viele tief liegende, küstennahe Gebiete auf Sumatra, Borneo und Neuguinea (West-Papua). Dort werden sie vor allem für Ölpalm- und andere industrielle Holzplantagen gerodet und verbrannt.
Die Zerstörung von Torfmoorwäldern trägt weltweit mit mehr als drei Milliarden Tonnen CO2 pro Jahr zum Klimawandel bei.
Doch auch hierzulande haben Moorbrände verheerende Folgen. Das zeigt das Beispiel aus dem niedersächsischen Meppen, wo die Bundeswehr Anfang September 2018 durch einen Raketentest ein Moor in Brand gesetzt hat: Am 21. September waren bereits acht Quadratkilometer verbrannt. Laut der Organisation Nabu wurden dadurch zwischen 800.000 und 1,4 Millionen Tonnen CO2 freigesetzt. Das wäre so viel wie 80.000 bis 144.000 Menschen in Deutschland im Jahr verursachen.
Grasland/Savannen, Steppen und Tundren
speichern ebenfalls gewaltige Kohlenstoffmengen – insgesamt ca. zwölf bis 20 Prozent des Kohlenstoffs. Etwa 25 Prozent der Erde (ca. 3,4 Milliarden Hektar) sind von diesen Ökosystemen natürlicherweise bedeckt.
Wie bei Torfmooren entfallen bei Grasländern etwa 80% des im Ökosystem gebundenen Kohlenstoffs auf die Humusschichten der Böden, die häufig einen Meter und mehr Dicke erreichen. Im Gegensatz zu den tropischen Regenwäldern enthält die Vegetation der Grasländer nur etwa 20 Prozent des Kohlenstoffs. Davon wiederum ist der größte Teil unterirdisch gespeichert, in Wurzeln und Knollen. Die oberirdische Pflanzenmasse enthält nur 20 bis 40 Prozent Kohlenstoff.
Wenn Grasländer brennen, was in der Natur häufig passiert, wird nur ein kleiner Teil des gebundenen Kohlenstoffs freigesetzt – der in den oberen Pflanzenteilen. Wurzeln und Knollen und auch die Humusschicht werden kaum beeinträchtigt. Schon kurz nach einem Brand schlagen die Pflanzen wieder aus und ersetzen die verbrannten Teile.
Allerdings werden weltweit etwa ein Viertel aller Grasländer intensiv landwirtschaftlich genutzt. Die Humusschichten bauen sich dabei allmählich ab und setzen den gespeicherten Kohlenstoff frei. Der Erhalt der Humusschichten der Böden ist daher eine sehr wichtige Klimaschutzmaßnahme.
Weltmeere und Gesteine
Der weitaus größte Teil des Kohlenstoffs, den unser Planet oberirdisch speichert, ist mit 37.100 Gt C im Wasser der Ozeane gelöst. Davon befinden sich 900 Gt C nahe der Wasseroberfläche im Austausch mit der Atmosphäre.
Weniger als ein Tausendstel des Kohlenstoff befindet sich an der Oberfläche der Erde: Insgesamt 122.576.000 Gigatonnen Kohlenstoff ist in den Gesteinen im Inneren der Erde (Erdkruste und Erdmantel) dauerhaft gespeichert.
Die gespeicherten Kohlenstoffmengen im Überblick
(alle Zahlen in Gigatonnen Kohlenstoff = Milliarden Tonnen):
- Erdkruste/mantel 122.576.000 Gt C = dauerhaft gebunden
- Ozeane 37.100 Gt C
davon befinden sich 900 Gt C nahe der Wasseroberfläche im Austausch mit der Atmosphäre
- Böden bis 1 m Tiefe 1.325 Gt C
Alle Böden einschl. mehr als 1 m Tiefe 3.000 Gt C
- Vegetation 438 Gt C
davon Wälder 363 Gt C
davon tropische Wälder 262 Gt C
gemäßigte Wälder 47 Gt C
Boreale Wälder 54 Gt C
-Erdatmosphäre 839 Gt C (2018)
Quelle:
USDA, 2017:Considering Forest and Grassland Carbon in Land Management. General Technical Report WO-95: https://www.fs.fed.us/research/publications/gtr/gtr_wo95.pdf