Stoppt den Kahlschlag im Wald der Marind!

Indigene protestieren Indigene leisten Widerstand: „Die Natur wird zerstört, die Vögel singen nicht mehr, die Tiere verschwinden. Bitte helft uns!“ (© Pusaka) Collage Artenvielfalt Papua Papuas einzigartige Tierwelt: Baumkänguru und Paradiesvogel (© CraigRJD & feathercollector / istockphoto.com) Frachtschiff voller Bagger Großauftrag aus Indonesien für die Zerstörung der Wälder im Süden von Papua (© Pusaka) Drohnenfoto von langer Reihe Bagger durch Regenwald 2000 Bagger bringt die Jhonlin Gruppe nach Merauke (© Pusaka) Vor einem Hubschrauber gehen drei Soldaten und zwei Zivilisten Militär schützt das Zucker- und Bioethanolprojekt in Merauke (© Pusaka) Menschenmenge mit Banner: "Wir können ohne Zucker und Palmöl leben. Stop Raub des Indigenenwaldes. Stop die Abholzung unseres Waldes" Proteste gegen falsche Agrar-Projekte: "Wir können ohne Zucker und Palmöl leben!" (© Pusaka) Ein Mann wandert durch die kahle Landschaft Der Kahlschlag hat begonnen (© Pusaka) Karte von Merauke mit Konzessionen für Zuckerrohr und Reis Millionen Hektar Regenwald, wichtige Ökosysteme und die Rechte der Indigenen werden geopfert - für Zucker, Bioethanol und Reis (© Pusaka) Termitenbau Termitenbau im Nationalpark Wasur (© Marianne Klute)

Unter Militärschutz setzt Indonesiens Regierung ein staatliches Zucker- und Ethanol-Programm im Süden Papuas durch. Zwei Millionen Hektar Regenwald und Land der Indigenen sind in Gefahr.

News und Updates Appell

An: Präsident der Republik Indonesien; Ministerien für Verteidigung, Landwirtschaft, Investitionen, Umwelt, Forsten; UN-Menschenrechtsrat

„Beenden Sie das „Nationale Strategische Projekt Merauke", stoppen Sie die Abholzungen, respektieren Sie die indigenen Papua!“

Ganzes Anschreiben lesen

Seit Mitte des Jahres 2024 legen mit Baggern beladene Schiffe im Süden von Papua an. Sie zerstören einzigartige Urwälder, die Heimat von Baumkängurus, Paradiesvögeln - und von 40.000 Indigenen.

Mehr als zwei Millionen Hektar Wald der indigenen Marind und Yei sind bedroht. Im Bezirk Merauke sollen Mega-Plantagen entstehen. Dort, wo noch Regenwald wächst und indigene Völker wie die Marind und Yei leben.

Indonesien setzt hier ein „Nationales Strategisches Projekt“ für Zucker und Bioethanol um, unter dem Vorwand, die Ernährung zu sichern. Außer Plantagen sind fünf Fabriken für Zucker und Bioethanol, ein Biomasse-Kraftwerk und Straßen geplant. Hunderte Bagger sind bereits vor Ort.

Das zweite Projekt für Eine Million Hektar Reis setzen das Verteidigungs- und das Landwirtschaftsministerium um. Die Kontrolle hat das Militär, ein neues Battaillon ist stationiert, Soldaten roden den Wald. 

Doch der Preis ist hoch. Papua auf der Insel Neuguinea beherbergt die letzten großen Regenwälder Indonesiens mit einer einzigartigen Flora und Fauna. Hier leben Beuteltiere, Kasuare und Paradiesvögel. Die indigenen Völker sind eng verbunden mit ihrer „Mutter“ Wald. Der Angriff auf die Natur ist eine Katastrophe von globaler Bedeutung - für das Klima, die Artenvielfalt und die indigenen Völker.

Mit aller Kraft verteidigen die Marind und die Yei ihren Wald, da sie bereits bittere Erfahrung mit dem „Merauke Integrated Food und Energy Estate“ (MIFEE) gemacht haben. Doch statt Reis prägen Kahlschlag und Ölpalmen die Landschaft.

Viel Natur ist zerstört, die Vögel singen nicht mehr, sogar die Tiere im Waldboden verschwinden. Bitte helft uns!“

Bitte fordern Sie von der indonesischen Regierung, die Projekte für Reis, Zucker und Bioethanol aufzugeben und die Rechte der Indigenen auf ihr Land und ihre Kultur zu respektieren. 



Hinter­gründe

Lesen Sie mehr zu den Hintergründen und Profiteuren im Hintergrundpapier von Pusaka (Englisch) The National Strategic Project (PSN) in Merauke.pdf

Mehr zu Papua im Regenwald Report Regenwald Report 1-2025.pdf

PSN Merauke für Zucker, Bioethanol, Reis

Ziele des Nationalen Strategischen Projektes „Zucker und Bioethanol Merauke“ (kurz: PSN Merauke) und des Eine-Million-Hektar-Reisprojektes seien Ernährungssicherheit und Energieversorgung, Schaffung von Arbeitsplätzen und Verbesserung des Lebensstandards für die Bevölkerung, so lautet die Propaganda der indonesischen Regierung. Das Flachland im Süden Papuas sei leeres Land, der Wald unproduktiv. Dabei handelt es sich um das letzte wirklich große Waldgebiet des asiatisch-pazifischen Raums.

Die allein auf Profit gerichtete Betrachtungsweise ignoriert die unterschiedlichen Ökosysteme des Südens, wo der Regenwald in Savannen und Sümpfe übergeht. Sie verursacht die Zerstörung einer reichhaltigen, zum großen Teil niemals wissenschaftlich erfassten Biodiversität. Und sie übergeht völlig die Indigenen, ihre Lebensweise in Harmonie mit der Natur und ihre Rechte.

Die Folgen sind gravierend: Großflächige Abholzung, Umwandlung von Ökosystemen in Monokulturen und mechanisierte Landwirtschaft. Durchgeführt wird das Projekt von großen Konzernen unter Kontrolle und Mitarbeit des Militärs. Das alles schafft neue Probleme: Landraub, Konzentration von Land in den Händen nur weniger Investoren, Ausbeutung der Arbeiter, Korruption, Gewalt und Menschenrechtsverletzungen.

PSN Merauke ist Kahlschlag im Eiltempo

Nationale Strategische Projekte (PSN) haben höchste wirtschaftliche Prioriät. Mit PSN Merauke für Nahrung und Energie sollen die Produktion von Zucker und Reis für die wachsende Bevölkerung und von Bioethanol für den Energiesektor bzw. als Ersatz für fossile Kraftstoffe gesteigert werden.

 

PSN Merauke besteht aus mehreren Teilprojekten von mehr als zwei Millionen Hektar:

1) 541.094,37 Hektar Zuckerrohrplantagen, betrieben von zehn Unternehmen. Die Genehmigungen wurden bereits 2023 und 2024 erteilt. Eine der Firmen, PT Global Papua Abadi (GPA), hat 2024 mit dem Kahlschlag begonnen. Etwa 1000 Hektar Wald sind bereits zerstört - noch kann viel gerettet werden!

2) Große Landwirtschaftsprojekte mit moderner Maschinerie auf vorerst 40.000 und später auf 100.000 Hektar in den Landkreisen Kurik, Tanah Miring, Merauke, Semangga, Jagebob und Marind, bearbeitet von Soldaten und Studenten.

3) Reisplantagen über eine Million Hektar, laut Landwirtschaftsminister Amran Suleiman gemeinsam bewirtschaftet von den Ministerien für Verteidigung und für Landwirtschaft unter dem Motto: „Reiskammer der Welt auf der Basis eines Super-Power-Staates“. Das Gebiet für das Eine-Million-Hektar-Reisprojekt liegt im Dorf Kuper, Landkreis Semangga, Bezirk Merauke.

4) Dazu kommt die notwendige Infrastruktur: 135,5 Kilometer Straße in den Landkreisen Ilwayab, Ngguti, Kaptel und Muting. Finanziert werden sollen die Reisfelder und die Infrastruktur von der Jhonlin Gruppe im Besitz von Andi Syamsuddin Arsyad alias Haji Isam. Auch Präsident Prabowo Subianto ist mit seiner Firma PT Agro Industri Nasional (Agrinas) beteiligt. PT Agrinas hat bereits bei den – ebenfalls katastrophalen - Food Estates auf Borneo und Sumatra mitgearbeitet.

5) Fünf Fabriken für die Produktion von Zucker und Bioethanol, gebaut von PT Global Papua Abadi (GPA).

6) Biomasse-Kraftwerk mit einer Leistung von 100 MW, unter der Leitung des Ministeriums für Investitionen.

Ziel sei die Produktion von 2,6 Millionen Tonnen Zucker, von 244 Millionen Tonnen Bioethanol pro Jahr sowie von Reis.

Seit Juni 2024 verbringt die J7 Explorer, ein Transportschiff der Jhonlin Gruppe, Hubschrauber, Autos, Schiffsbesatzung und Soldaten nach Merauke.

Im Juli 2024 landeten die ersten der 2000 in China bestellten Bagger auf Liana LXXIX, einem Schiff der Jhonlin Gruppe, in Merauke an.

Inzwischen sind Hunderte der Bagger vor Ort und zerstören unter militärischer Kontrolle den Wald, die Sagopalmen, Gärten, Sümpfe, heilige Stätten und den Wald der Marind Maklew im Ort Wanam, Landkreis Ilwayab.

Lesen Sie mehr Militär greift durch. Zucker und Bioethanol aus Papua

PSN Merauke raubt indigenes Land

Die Konzessionen überlappen mit dem Indigenengebiet der Yei (316.463 Hektar) und der Rest mit dem Gebiet der Marind. Hier leben 40.000, vielleicht sogar 50.000 Indigene in 40 Dörfern.

Die Indigenen hängen stark von ihrem Land ab, wo sie jagen, Gärten und Sagopalmen besitzen. Sie verlieren ihre Nahrungsquellen, Zugang zu Material für Werkzeuge, ihre Heilpflanzen, ihre kulturellen und sakralen Stätten.

Konsultationen gab es vor der Erteilung der Genehmigungen nicht. Die Unternehmen vermessen das Land und nehmen es in Besitz. Sie roden den Wald, legen die Sümpfe trocken, in denen die Sagopalmen wachsen, und zerstören kulturell wichtige Orte. Das wertvolle Holz wird abtransportiert und verkauft. Dies alles geschieht unter militärischem Schutz, was die Menschen einschüchtert.

Im Mai 2024 richteten die Yei ihren ersten Brief an die Regierung, des Inhalts, dass sie das riesige Projekt nicht befürworten, doch bisher kam keine Anwort. Demonstrationen, Proteste und Eingaben erfolgten, die Medien berichten und in jedem Dorf erwächst der Widerstand.

Dorthea Wabiser von Pusaka sagt: „Ohne internationale Unterstützung und Solidarität wird die Regierung die Bewegung ignorieren. Wir hoffen, dass die internationalen Freunde sich mit uns solidarisieren, damit die Wälder von Papua noch gerettet werden. Informiert darüber, was hier in Papua geschieht, bringt die Vernichtung des Regenwaldes auf die internationale Bühne, macht Druck, damit unsere Regierung ihre Entscheidungen ändert.

Indigene Völker müssen offiziell anerkannt und geschützt werden. Denn sie sind die besten Hüter des Regenwaldes. Und sie bewahren ihn nicht nur für ihr eigenes Leben, sondern für alle Menschen der Erde.“

Die Willkür des Militärs erzeugt große Unruhe. „Die Bevölkerung“, sagt Franky Samperante von Pusaka, „will nicht für eine angebliche „Entwicklung“ geopfert werden. Sie sagen:

Es gibt kein leeres Land! Respektiert uns!“

PSN Merauke zerstört Naturwald

Laut Pusaka würden für die zukünftigen Reis- und Zuckerrohrplantagen nicht nur sakrale Orte, Sagopalmen und Jagdgründe zerstört, sondern auch Wälder hoher Biodiversität und nach indigenem Recht geschützte Wälder.

Die Konzessionen der zehn Unternehmen der GPA Gruppe liegen laut Analysen von Pusaka zu 79 Prozent in Primär- und Torfwald, die eigentlich nicht gerodet werden dürfen. Auch verletze das Projekt die Raumordnung des Distrikts Merauke, der zufolge 44 Prozent des PSN-Gebiets Schutzgebiet sind. Andere Flächen sind für Waldrechtsprogramme ausgewiesen, mit denen die Indigenen auch offziell anerkannte Besitzer mit Landtiteln werden können.

Die Abholzung von Wald von hohem Schutzwert wird die Umweltkrise verschärfen, den Zugang zu Nahrung verschlimmern, Überschwemmungen und andere Katastrophen verursachen, prophezeit Pusaka.

Darüberhinaus steht das Projekt in krassem Widerspruch zu den Zielen der Klimapolitik, der zufolge Indonesien seine CO2-Emissionen um 41 Prozent senken will.

PSN Merauke verletzt die Menschenrechte

Die Nationalen Strategischen Projekte müssen laut Gesetz nicht nur mit der Raumordnung übereinstimmen. Erforderlich sind eigentlich auch soziale und ökologische Studien, Umweltdokumente, Bauauflagen, eine transparente Darstellung der Finanzierung sowie entsprechende Genehmigungen. Ganz zu schweigen von Partizipation und freier, vorheriger und informierter Zustimmung der Bevölkerung.

In der Realität jedoch ebnet die Regierung den Weg zu massivem Raub indigenen Landes mithilfe der Einschüchterung durch das Militär.

„Die Regierung verletzt die Menschenrechte, die Landrechte, das Recht auf eine gesunde Umwelt, das Recht auf Nahrung, auf Kultur und Tradition, das Recht auf Freiheit und Sicherheit – die alle durch die Verfassung von 1945 sowie internationales Recht garantiert sind“, sagt Franky Samperante von unserer Partnerorganisation Pusaka.

Profit over People

Hauptprofiteure sind neben der oben genannten Jhonlin Gruppe und PT Global Papua Abadi die Konzerne zweier Familien:

1. die Familie Fangiano, Inhaber der First Resources Gruppe, der Fangiono Agro Plantations und der Ciliandry Anky Abadi Gruppe;

2. Die Familie von Martua Sitorus, Gründer der Wilmar Gruppe.

Die Konzerne der beiden Famlien Fangiono und Sitorus gehören zu den globalen Playern im Palmölgeschäft. Fangionos Unternehmen, die Ciliandry Anky Abadi Group, hat bereits mehr als 120.000 Hektar Palmölplantagen und neue Genehmigungen in Sorong, West-Papua. Wilmar International, ein führender Agrarkonzern Asiens und weltgrößter Palmölproduzent und -händler, ist auch in Deutschland präsent. In Brake an der Unterweser betreibt die Wilmar Edible Oils GmbH eine Fettraffinerie, die ehemals zu Unilever gehörte.

Ökologie von Merauke

Der Distrikt ist geprägt von unterschiedlichen Ökosystemen: Typischer Regenwald ist im Norden Meraukes zu finden, Torf- und Mangrovenwälder im Süden sowie Savannen im Osten.

Im Südosten Meraukes nimmt der Nationalpark Wasur etwa ein Zehntel des Distrikts ein. Er hat große Bedeutung als Vogel-Migrationsgebiet. Bekannt ist der Nationalpark durch die riesigen Termiten-Hügel.

Merauke ist ökologisch nicht mehr intakt. Ausgedehnte Konzessionen sind an Palmöl-, Holz- und Zellstoffunternehmen vergeben. Abbau von Sand verändert die Küsten, Wilderei dezimiert die Fauna. An allen illegalen Aktivitäten scheint das Militär beteiligt zu sein.

Leider argumentieren Politiker und Geschäftsleute, Savannen und Trockengebiete seien „ökologisch degradierte“ Flächen und die Feuchtgebiete garantierten genügend Wasser. Das Gegenteil ist der Fall. Merauke ist wegen beschränkter Süßwasserquellen und der langen Trockenzeiten von Fluss- und Regenwasser abhängig. Der hohe Wasserbedarf von Zuckerrohr, Ölpalmen und Nassreis aber gefährdet die schon jetzt kritische Trinkwasserversorgung.

Lehren aus dem MIFEE-Projekt

Ein ähnliches Projekt begann zehn Jahre zuvor. Aufgeschreckt von der wahnsinnigen und übereilten Idee, das südliche Flachland Papuas kahlzuschlagen und stattdessen Reis- und Ölpalmplantagen zu errichten, hatten wir damals die Petition Keine Megaplantagen im Wald der Mahuze gestartet. Fast 250.000 Menschen aus aller Welt forderten mit uns „Keine Mega-Agrar-Projekte in Merauke und Papua. Den Wald und die Rechte der Menschen schützen.“

2011/15 wurde das Merauke Integrated Food and Energy Estate (MIFEE) ins Leben gerufen und vom damaligen Präsidenten Joko Widodo eingeweiht. Zugrunde lagen nur minimale Umwelt- und Sozialstudien. Die Zustimmung der Bevölkerung lag niemals vor, und vom versprochenen Wohlstand haben die Ureinwohner bis heute nichts bemerkt. Die ökologischen Folgen waren absehbar: Entwaldung, alljährlich Waldbrände und Überschwemmungen.

Unsere Petition wurde zwei Mal in Jakarta übergeben. Sie hat vor allem dazu beigetragen, dass sich Indigene mit Umweltschützern vernetzt haben. Auch Dank des Widerstandes konnten zwei Drittel von Merauke der Zerstörung entgehen.

Heute gilt MIFEE als gescheitert. Einige Investoren haben aufgegeben. Reis wächst dort nicht und das Ziel der Ernährungssicherheit kann als verfehlt betrachtet werden. Viele Dörfer haben ihre Existenz verloren. MIFEE war Landraub in großem Stil, und der Staat ist Mittäter. Ein Drittel von Merauke ist heute in der Hand einiger weniger Konzerne. 

Laut Amt für Raumordnung wären 1.282.833 Hektar für den Anbau von Reis und Ölpalmen geeignet gewesen – und nicht 4,6 Millionen Hektar, wie von der Regierung geplant. Das wäre größer als die gesamte Fläche des Bezirks Merauke (4.507.100 Hektar).

Nach Daten unserer Partnerorganisation Pusaka halten 38 Unternehmen Konzessionen über 1.588.651 Hektar (2024). Diese Fläche überlappt mit dem vom Volk der Marind bewohnten Urwaldgebiet. Heute verfügen 18 Unternehmen über eine Betriebserlaubnis für 548.194 Hektar Zuckerrohrplantagen, zehn Firmen für 297.418 Hektar Palmölplantagen, sieben Firmen für 660.556 Hektar Holzplantagen für die Papierindustrie sowie drei weitere für Plantagen von 82.483 Hektar. Ein Teil der Konzessionsfläche ist noch bewaldet.

An­schreiben

An: Präsident der Republik Indonesien; Ministerien für Verteidigung, Landwirtschaft, Investitionen, Umwelt, Forsten; UN-Menschenrechtsrat

Sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrte Damen und Herren,

die „Nationalen Strategischen Projekte“ (PNS) Indonesiens haben das Ziel, die Wirtschaftsentwicklung zu fördern und die Versorgung mit Nahrung und Energie sicherzustellen. Doch das PSN Merauke für die Produktion von Zucker und Bioethanol und das neue Eine-Million-Hektar-Reisprojekt Merauke bedrohen die indigene Bevölkerung und den Regenwald. Sie widersprechen den Klimaverpflichtungen Indonesiens und den Versprechen zum Schutz von Primär- und Torfwäldern. Mehr als zwei Millionen Hektar Land, zum großen Teil Land der Indigenen, würden zerstört.

Wir fordern Sie, das „Nationale Strategische Projekt Merauke", das „Eine-Million-Hektar-Reis-Projekt", die Abholzungen und alle damit verbundenen Maßnahmen sofort zu stoppen und die Rechte der Indigenen und ihre Kultur zu respektieren.

  • Das Zucker- und Bioethanolprojekt sowie das neue Eine-Million-Hektar-Reis-Projekt sollen sofort beendet werden;
  • Die Ministerien für Umwelt und Forsten sollen die erteilten Genehmigungen entziehen;
  • Die Regierung soll die Indigenen und ihre Rechte respektieren und schützen;
  • Der UN-Menschenrechtsrat soll nach Papua eingeladen werden;
  • Militär und Polizei dürfen das Wirtschaftsprojekt PSN Merauke nicht kontrollieren und die Bevölkerung nicht einschüchtern.

Setzen Sie sich stattdessen für den Erhalt der bedeutenden Regenwälder von Papua ein, schützen Sie die einzigartige Biodiversität und sorgen Sie für den Schutz der Indigenen und ihrer Kultur. Entwickeln Sie gemeinsam mit den indigenen Gemeinschaften eine gerechte und ökologische Wirtschaftsweise.

Mit freundlichen Grüßen

5-Minuten-Info zum Thema: Palmöl

Die Ausgangslage – Regenwald im Tank und auf dem Teller

Mit 66 Millionen Tonnen pro Jahr ist Palmöl das meist produzierte Pflanzenöl, und für 2025 prognostiziert das U.S. Department for Agriculture einen Anstieg auf fast 80 Millionen Tonnen Palmöl weltweit. Inzwischen dehnen sich die Palmölplantagen weltweit auf mehr als 27 Millionen Hektar Land aus. Auf einer Fläche so groß wie Neuseeland mussten die Regenwälder, Mensch und Tier bereits den „grünen Wüsten“ weichen.

Der niedrige Weltmarktpreis und die von der Industrie geschätzten Verarbeitungseigenschaften haben dazu geführt, dass Palmöl inzwischen in jedem zweiten Supermarktprodukt steckt. Neben Fertigpizza, Keksen und Margarine begegnet uns Palmöl auch in Körpercremes, Seifen, Schminke, Kerzen und Waschmitteln.

Was kaum einer weiß: 2018 gingen in der EU 61 % des Palmöls in die Energieerzeugung51 % (4,3 Millionen Tonnen) für die Produktion von Biodiesel sowie 10 % (0,8 Millionen Tonnen) in Kraftwerke für die Strom- und Wärmeerzeugung.

Deutschland importierte 1,4 Millionen Tonnen Palmöl und Palmkernöl: 44% der Palmölimporte (618.749 t) wurden für energetische Zwecke eingesetzt, davon 445.319 t (72 %) Palmöl für die Produktion von Biodiesel sowie 173.430 t (28 %) für die Strom- und Wärmeerzeugung.

Die fehlgeleitete erneuerbare Energien Politik von Deutschland und der EU ist damit eine wichtige Ursache der Regenwaldabholzung. Die 2009 von der EU beschlossene Erneuerbare Energien Richtlinie schrieb die Beimischungspflicht von Agrosprit in Benzin und Diesel vor.

Immer wieder forderten Umweltschützer, Menschenrechtler, Wissenschaftler und zuletzt auch die EU-Parlamentarier, Palmöl für Biosprit und Kraftwerke ab 2021 auszuschließen – vergeblich. Am 14. Juni 2018 haben die EU-Mitgliedsländer beschlossen, das tropische Pflanzenöl als „Bioenergie“ weiterhin bis 2030 zuzulassen.

Seit 2023 wird Palmöl im Biodiesel in Deutschland nicht mehr gefördert. Die Importmenge geht seither zurück; sie betrug 2023 laut statista nur noch 325.000 Tonnen – ein Drittel der 2016 importierten Menge.

Die Alternativen: Bitte lesen Sie die Inhaltsangaben auf den Verpackungen und lassen Sie palmölhaltige Produkte im Laden stehen. An der Zapfsäule haben Sie keine Wahlmöglichkeit, hier sind das Fahrrad und der öffentliche Transport die Lösung.

Die Auswirkungen – Waldverlust, Artentod, Vertreibung, Erderwärmung

Ölpalmen gedeihen nur in den feucht-warmen Tropen nahe den Äquator. In Südostasien, Lateinamerika und Afrika werden Tag um Tag riesige Regenwaldflächen gerodet und abgebrannt, um Platz für die Plantagen zu schaffen. Der in der Urwaldvegetation und den Böden gespeicherte Kohlenstoff wird dabei freigesetzt. Riesige Mengen klimaschädlicher Gase in die Atmosphäre. CO2- und Methanemissionen sorgen dafür, dass der aus Palmöl produzierte Biosprit drei mal so klimaschädlich ist wie Treibstoff aus Erdöl.

Doch nicht nur das Klima leidet: Mit den Bäumen verschwinden seltene Tierarten wie Orang-Utan, Borneo-Zwergelefant und Sumatra-Tiger. Kleinbauern und Indigene, die den Wald über Generationen bewohnen und beschützen, werden oft brutal von ihrem Land vertrieben. In Indonesien stehen mehr als 700 Landkonflikte in Zusammenhang mit der Palmölindustrie. Auch auf sogenannten „nachhaltig bewirtschafteten“ oder „Bio“-Plantagen kommt es immer wieder zu Menschenrechtsverletzungen.

Wir Verbraucher bekommen von all dem wenig mit. Unser täglicher Palmölkonsum hat jedoch auch für uns persönlich direkte negative Auswirkungen: In raffiniertem Palmöl sind große Mengen gesundheitsschädlicher Fettsäureester enthalten, die das Erbgut schädigen und Krebs verursachen können.

Die Lösung – Tank-und-Teller-Revolution

Nur noch 70.000 Orang-Utans streifen durch die Wälder Südostasiens. Die EU-Biospritpolitik bringt die Menschenaffen immer weiter an den Rand des Aussterbens. Um unseren baumbewohnenden Verwandten zu helfen, müssen wir den Druck auf die Politik erhöhen. Doch auch im Alltag lässt sich viel bewegen.

Diese einfachen Tipps helfen, Palmöl zu erkennen, zu meiden und zu bekämpfen:

  1. Selbst kochen, selbst entscheiden: Mandel-Kokos-Birnen-Kekse? Kartoffel-Rosmarin-Pizza? Frische Zutaten, gemixt mit ein bisschen Fantasie, stellen jedes (palmölhaltige) Fertigprodukt in den Schatten. Zum Kochen und Backen eignen sich europäische Öle aus Sonnenblumen, Oliven, Raps oder Leinsamen.
  2. Kleingedrucktes lesen: Auf Lebensmittelpackungen muss seit Dezember 2014 angegeben werden, wenn ein Produkt Palmöl enthält. In Kosmetik-, Putz- und Waschmitteln versteckt sich der Regenwaldfresser hingegen hinter einer Vielzahl chemischer Fachbegriffe. Per Internetrecherche lassen sich leicht palmölfreie Alternativen finden.
  3. Der Kunde ist König: Welche palmölfreien Produkte bieten Sie an? Wieso verwenden Sie keine heimischen Öle? Nachfragen beim Verkaufspersonal und Briefe an die Produkthersteller lassen Firmen um die Akzeptanz ihrer Produkte bangen. Der öffentliche Druck und das gestiegene Problembewusstsein haben schon einige Produzenten zum Verzicht auf Palmöl bewegt.
  4. Petitionen und Politikerbefragungen: Online-Protestaktionen üben Druck auf die Politiker aus, die für Biosprit und Palmölimporte verantwortlich sind. Haben Sie bereits alle Petitionen von Rettet den Regenwald unterschrieben? Auf abgeordnetenwatch.de kann jeder die Bundestagsabgeordneten mit den Folgen der Biospritpolitik konfrontieren.
  5. Laut werden: Demonstrationen und kreative Straßenaktionen machen den Protest für Menschen und Medien sichtbar. Dadurch wird der Druck auf die politischen Entscheidungsträger noch größer.
  6. Öffentlich statt Auto: Wenn möglich zu Fuß gehen, mit dem Fahrrad fahren oder öffentliche Verkehrsmittel nutzen.
  7. Wissen und Wissen weitergeben: Wirtschaft, Handel und Politik wollen uns glauben machen, Biosprit sei klimafreundlich und Palmölplantagen könnten nachhaltig sein. Regenwald.org informiert über die Folgen des Palmölanbaus. Der kostenlose Regenwald Report kann an Freunde weitergegeben oder in Schulen, Arztpraxen und Bioläden ausgelegt werden.

Die Reportage Asimetris

Die Reportage Asimetris zeigt, warum die Menschen zu den Verlierern des Palmölbooms gehören. Sie können den Film in unserem Shop kaufen.

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