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RegenwaldReport 04/2004

Kongo: Zukunft ohne Motorsägen

In dem zentralafrikanischen Land nimmt der Druck auf die Regenwälder dramatisch zu. Bedroht sind bis zu 60 Millionen Hektar Urwald

Die beiden knallgelben Bulldozer, die ordentlich nebeneinander auf einer Lichtung mitten im Herzen von Zentralafrikas Regenwald parken, wirken völlig deplatziert. Tatsächlich haben sich die einheimischen Waldbewohner längst an den Anblick gewöhnt – sie stehen dort seit fünf Jahren. So lange dauert bereits der Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Congo (DRC). Jetzt ist Frieden in Sicht, und schon tauchte ein Mechaniker in blauem Overall neben den Bulldozern auf und versuchte, die Maschinen wieder in Gang zu bringen.

Die Szene im Walddorf Yayolo in Congos nordwestlicher Provinz Equateur ist symbolisch für die Situation im ganzen Land. Regierung, Holzkonzerne und ausländische Investoren stehen in den Startlöchern, um Congos Regenwälder auszubeuten – nach dem Amazonas die zweitgrößten weltweit. Während des Bürgerkrieges produzierte die DRC im Jahr nur 80.000 Kubikmeter Holz. Seit ein Friedensvertrag geschlossen wurde, schätzt die Weltbank, dass bis zu zehn Millionen Kubikmeter exportiert werden könnten. Mit Unterstützung der Weltbank sollen neue Konzessionen an Holzkonzerne vergeben werden. Bedroht sind bis zu 60 Millionen Hektar Regenwald – eine Fläche so groß wie Frankreich.

„Wir haben gesehen, was die Holzkonzerne woanders angerichtet haben“, sagt Bwenge La, das Oberhaupt von Yayolo. „Die haben mich nicht einmal dafür bezahlt, dass ich die Bulldozer während des Krieges geschützt habe.“ Ein neues Forstgesetz soll sicher stellen, dass die lokale Bevölkerung mitbestimmen darf, wo das Einschlagen von Bäumen erlaubt ist. Konzessionen sollen auf öffentlichen Auktionen vergeben werden, und 40 Prozent der staatlichen Einnahmen aus der Holzwirtschaft sollen in die betroffenen Kommunen zurück fließen. Soweit die Theorie.

„Bei den Plänen zur Zukunft der kongolesischen Wälder wurde die Stimme des Volkes bisher ignoriert“, sagt Joseph Bobia vom kongolesischen Umweltverband CENADEP. „Wir wollen sicher stellen, dass die Rechte der Dorfbewohner und ihr freier Zugang zu den Wäldern vom neuen Forstgesetz garantiert werden. Nur so können wir künftige Konflikte zwischen Dorfgemeinschaften, Holzkonzernen und den Behörden vermeiden.“

Schon heute gehören Korruption und illegaler Einschlag zum Alltag in der DRC. Deswegen haben Umweltorganisationen auf einer Konferenz Mitte November 2004 ein sofortiges Moratorium für den congolesischen Holzsektor gefordert. Es soll erst aufgehoben werden, wenn die Regierung ernsthaft gegen Korruption und illegalen Einschlag vorgeht, kein Raubbau mehr an den Wäldern stattfindet und die Erlöse aus der Forstwirtschaft tatsächlich bei den Waldbewohnern landen.

Weil die Forstwirtschaft in Zentralafrika in der Vergangenheit wenig zur Armutsbekämpfung, aber viel zur Korruption und zu illegalen Einschlägen beigetragen hat, hat sich im März 2004 ein Netzwerk aus congolesischen Umweltgruppen gebildet, in dem 27 Ethnien vertreten sind. Sie wollen dafür kämpfen, dass durch ein neues Forstgesetz Raubbau an den Wäldern verhindert wird und die Erlöse aus nachhaltiger Forstwirtschaft tatsächlich bei den Waldgemeinden landen.

Gemeinsam mit unserer britischen Partnerorganisation Rainforest Foundation wollen wir ein Projekt unterstützen, das mit dem Netzwerk und den Waldbewohnern an der Basis arbeitet. Bei dem rund 160.000 Euro teuren Projekt sollen neun regionale Büros eingerichtet werden, die Waldbewohnern und lokalen Umweltgruppen mit Informationen und Rechtsberatung helfen.

Bitte schicken Sie den Protestbrief aus dem vorherigen Bericht an den Weltbank-Präsidenten.

Sie können auch einen Brief über unsere homepage www.regenwald.org per mail versenden.

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