RegenwaldReport 01/2005
Gesunde Umwelt ist Menschenrecht
Portrait unserer indonesischen Partnerorganisation Walhi
Schwarze Rauchwolken verhüllten im Frühjahr 2003 den Blick auf den Himmel über der Provinz Riau auf der indonesischen Insel Sumatra. Wieder einmal wurden die Regenwälder abgefackelt. Dieses Mal sollten die Täter zur Verantwortung gezogen werden. Walhi erstattete gegen 20 Unternehmen Strafanzeige, die im Verdacht standen, die Waldbrände gelegt zu haben. Die Klage wurde vom zuständigen Gericht angenommen – ein Urteil steht noch aus. Der Bedarf der Papierindustrie an Holz in Riau liegt bei 14,7 Millionen Kubikmetern jährlich, die konzessionierten Wälder produzieren aber nur 7,7 Millionen. Die Differenz holen sich die Konzerne durch illegale Einschläge. Anschließend werden große Waldflächen verbrannt, um Platz für Holzplantagen zu schaffen. „Abholzung und Brandrodung sind immer noch die billigsten und schnellsten Methoden, um an Freiflächen zu kommen“, berichten Walhi-Mitarbeiter. Früher kämpfte Walhi vor allem gegen die Papierkonzerne, die die Böden und das Trinkwasser der ländlichen Bevölkerung vergiften und die Regenwälder plündern. Inzwischen müssen sich die Menschen auf Sumatra auch gegen die Machenschaften der Palmöl-Produzenten wehren. Der größte Produzent ist der Konzern Sinar Mas. Wo das Unternehmen sich ausbreitet, gibt es regelmäßig heftige Auseinandersetzungen mit der Bevölkerung. Meist stehen Militär und Polizei bei Landkonflikten mit Bauern auf der Seite der Palmölindustrie. Den Opfern von Umweltzerstörung und Vertreibung zu helfen, gehört zur täglichen Arbeit von Walhi-Mitarbeitern. Jeden Tag kommen Menschen in das Büro von Walhi, die ihr Land verloren haben und um Rechtshilfe bitten. Rettet den Regenwald unterstützt die indonesische Umweltorganisation seit Jahren finanziell. Auch im Kirinci Nationalpark an der Westküste Sumatras fressen sich Motorsägen durch den vermeintlich geschützten Regenwald. Illegaler Nachschub für den europäischen Markt. Walhi dokumentiert seit Jahren die Plünderung der Wälder durch die Holzexporteure. Longana Ginteng, Chef von Walhi Indonesien, gelingt es häufig, Beweise vorzulegen, dass Holz aus illegalem Einschlag stammt. Ständig sind seine Leute vor Ort und inspizieren die Fabriken. „Die Verbraucher in Europa sollten sich darüber im Klaren sein, dass über 70 Prozent des Holzes in Indonesien illegal geschlagen wird“, sagt Longana Ginteng. In zwei Fällen ist es ihm vor kurzem gelungen, einen Deal mit illegalem Holz aufzudecken. Seitdem beschäftigt der Sperrholzproduzent Psut die Gerichte und das Parlament in Jambi. Tausende Bauern fordern für ihren von Psut abgeholzten Wald Entschädigung. Auch die Tanjung Johor Gruppe muss sich wegen illegaler Abholzung im Kirinci Nationalpark vor Gericht verantworten. Dank Walhi können sich heute Kommunen und Einzelpersonen juristisch gegen Umweltzerstörung wehren. Walhi hatte mit einem Prozess gegen fünf Behörden und eine Zellstofffabrik 1988 einen Präzedenzfall geschaffen. Der Oberste Gerichtshof gab damals Walhi das Recht, Klagen im Namen der Umwelt zu führen. Im Fall des Koto Panjang Staudamms in West Sumatra, der mit einem staatlichen japanischen Kredit gebaut wurde, zwang Walhi mit einer erfolgreichen Klage die japanische Regierung, Umweltschäden zu kompensieren.