Im Lebensraum Mangroven haben sich die Arten extremen Bedingungen angepasst
Als Mangroven bezeichnen Wissenschaftler Bäume, die im Gezeitenbereich tropischer Meeresküsten vorkommen und bei hohen Salzkonzentrationen besser wachsen als bei niedrigen. Das sensible Ökosystem ist auf ruhiges, warmes Wasser angewiesen und ist deshalb vor allem in Meeresbuchten oder hinter Korallenriffen an den Küsten Südamerikas, Afrikas und Südostasiens zu finden. Die Mangrovenwälder setzen sich aus immergrünen Sträuchern und Bäumen zusammen, die zu unterschiedlichen Pflanzenfamilien gehören. Allen Arten ist jedoch gemeinsam, dass sie an die extremen Lebensbedingungen im Gezeitenbereich durch die Entwicklung spezieller Strukturen und physiologischer Prozesse angepasst sind.
Überlebenskünstler
Ein wichtiger Faktor ist die hohe Salzkonzentration im Küstenbereich, die den meisten Pflanzen ein Überleben unmöglich macht. Einige Mangroven-Arten haben spezielle Drüsen entwickelt, die ausschließlich der Salzabscheidung über die Blätter dienen. Eine weitere Möglichkeit, die Salzkonzentration zu reduzieren besteht darin, in Blättern Salze anzusammeln und diese durch verstärkte Wasseraufnahme zu verdünnen. Die dickfleischigen (sukkulenten) Blätter werden im Alter abgeworfen, womit sich die Pflanze eines Teils des aufgenommenen Salzes entledigt.
Ein weiteres Problem stellt die permanente Meeresbewegung durch Ebbe und Flut für die Verankerung der Bäume dar. Um dieser mechanischen Belastung standzuhalten, werden Baumstämme häufig zusätzlich durch Stelzwurzeln abgestützt. Bei anderen Arten keimen die Samen bereits an der Mutterpflanze und wachsen dort zu Keimlingen heran. Haben sie eine Größe von mehreren Zentimetern erreicht, fallen sie ab, bohren sich in den Boden ein und laufen damit weniger Gefahr, durch die Brandung weggespült zu werden.
Durch die Entwicklung von Atemwurzeln können die Mangroven auch bei regelmäßiger Überflutung die für die Pflanze notwendigen Atmung aufrecht erhalten. Diese Spezialwurzeln sind mit feinen Poren, so genannten Lentizellen, versehen, die nur für Gase, nicht aber für Wasser durchlässig sind. Bei Ebbe kann also Sauerstoff aufgenommen werden, der bei Flut in der Atmung verbraucht wird.
Bunte Salzwelt
Mangrovenwälder gehören zu den artenreichsten und produktivsten Feuchtgebieten. Sie beherbergen eine Fülle von Baum- und Pflanzenarten, die sich dem Salzwasser angepasst haben. Hunderte Vogelarten sind auf Mangroven als Lebensraum angewiesen. In den sumpfigen Wäldern tummeln sich Krokodile, Affen, Wildkatzen, Amphibien und Meeresschildkröten. Mangroven stellen zudem eine wichtige Ressourcenquelle für die Bevölkerung dar. Sie versorgen die Menschen mit Bau- und Brennholz, Früchten, Gerbstoffen und pflanzlichen Heilmitteln. Als Brutstätte für viele Krebstiere und Fische sichern sie die Ernährung der Bevölkerung. Werden die Küstenwälder zerstört, fehlt vielen Meerestieren der Lebensraum für eine ungestörte Entwicklung, was sich negativ auf die Fisch- und Krebsbestände auswirkt. Auch Garnelen sind im Larvenstadium auf den Schutz der Mangroven angewiesen.