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RegenwaldReport 04/2005

Monitor findet Raubholz beim Bundestag

500 Tropenholzfenster stammen aus illegalen Einschlägen auf Sumatra

Ende August hat Rettet den Regenwald beim Bundestagspräsidium gegen den geplanten Einbau von rund 500 Meranti-Fenstern in einem Bundestagsverwaltungsgebäude protestiert. Unser Argument: Das Holz stammt mit hoher Wahrscheinlichkeit aus illegalen Einschlägen im indonesischen Regenwald. Tausende Regenwaldfreunde haben sich anschließend an unserer Mail-Aktion beteiligt und ebenfalls protestiert.

Unter anderem der neue Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) teilte daraufhin mit, es lägen Dokumente vor, wonach das verwendete Tropenholz aus nachhaltiger Bewirtschaftung stammt. Wörtlich schrieb Lammert, der Hersteller der Fenster habe „hinsichtlich der Herkunft des verwendeten Holzes aus nachhaltiger Bewirtschaftung eine positive Bestätigung vorgelegt.“

Die Wahrheit sieht anders aus. Im November 2005 berichteten Claudia Cormann und die Indonesienexpertin Inge Altemeier in „Monitor“ über die „Heiße Ware Tropenholz“. Das Bundesamt hatte ihnen nach langem Bitten ein Zertifikat zu der fraglichen Holzlieferung überlassen, ausgestellt in Medan auf Sumatra. Dort sind nur noch wenige Gebiete zum Abholzen von Tropenholz freigegeben, nur diese legalen Hölzer dürfen eigentlich ein offizielles Siegel tragen.

Inge Altemeier beginnt ihre Suche bei den Abholzern mitten im Naturschutzgebiet, denn das wertvolle Meranti-Holz gibt es nur noch hier. Von nachhaltiger Forstwirtschaft kann dabei keine Rede sein. „Wir sehen Kahlschlag im geschütz-ten Urwald von Waldbewohnern, die für Hungerlöhne arbeiten“, berichtet sie. Wer das Holz bekommt, wissen die Arbeiter nicht.

Inge Altemeier sucht bei ihren Chefs und landet bei den großen Holzhändlern auf Sumatra. Auf dem Zertifikat steht die Firma Inawood als Exporteur des Meranti-Holzes. Die TV-Reporterin fragt bei dem indonesischen Holzhändler nach, aber als sie das Zertifikat zeigt, geht plötzlich gar nichts mehr: Keine Auskunft. Also versucht sie es da, wo das Zertifikat für das Berliner Fensterholz ausgestellt worden sein soll. Beim Leiter der lokalen Forstbehörde in Medan. Mit seinem Namen ist das Zertifikat unterschrieben. Immer wieder studiert er das Papier, dann das Eingeständnis: Er weiß nichts über die Abholz-Konzession der Firma Inawood. „Ich kenne das Dokument nicht, aber es gibt es ja wohl“, sagt Arli M. S. schließlich.

Bei der lokalen Forstpolizei, die für die Überwachung der Wälder zuständig ist, gibt es angeblich offizielle Papiere, die bestätigen, dass die Firma Inawood legal geschlagenes Holz verkauft haben könnte. Die Polizisten suchen hektisch - stundenlang. Doch auch hier Fehlanzeige!

Inge Altemeier trifft Arbeiter der Firma Inawood. Sie wollen mit ihr sprechen, dürfen aber nicht erkannt werden. Sie könnten nicht nur ihren Job verlieren, die Methoden der Bosse in diesem Geschäft sind brutal, aber trotzdem trauen sie sich. „Das Holz kommt immer nachts, jede Nacht kommen fünf LKW. Wir wissen, die haben keine Abholzkonzession. Das läuft mit Schmiergeldern“, erzählt ein Arbeiter der Firma Inawood. „Und manchmal benutzen sie denselben Frachtbrief fünf Mal“, sagt er weiter.

Auch dem indonesischen Forstminister in Jakarta werden das Zertifikat und die Aussagen der Arbeiter präsentiert. Der Kampf gegen den Raubbau von Tropenholz sei sein wichtigstes Ziel, sagt er. Endlich habe er einen Beweis in den Händen. „Unser größtes Problem ist die Fälschung von Dokumenten. Auch dieses Zertifikat ist eindeutig gefälscht“, so Forstminister Malam Sambat Kaban. „Ich werde jetzt sofort Untersuchungen einleiten, um diese Fabrik möglichst schnell zu schließen, denn es ist klar, sie hat keine Abholzkonzession, und damit ist das Holz aus illegalen Quellen und verstößt gegen das Gesetz.“

Das Holz für die Fenster der Bundestagsverwaltung kam also auf den Markt durch Diebstahl, Betrug und Korruption in Indonesien. Und wer hat es bestellt? Laut dem gefälschten Zertifikat hat die Firma Münchinger in Ötisheim das Holz gekauft. „Monitor“ möchte von ihr wissen, wie sie sicherstellen kann, dass nur legal geschlagenes Holz importiert wird? Aber es gibt keine Antwort. Stattdessen ein Schreiben vom Rechtsanwalt, dass die Firma keine Erklärungen zu ihren Lieferanten abgeben wolle.

Dabei wäre eine Antwort für die Öffentlichkeit wichtig, denn Umweltschutz ist für die Deutschen eine Herzensangelegenheit. Kaum ein anderes Land setzt sich so sehr ein für den Erhalt der Urwälder, wie Erich Stather, Staatssekretär im Entwicklungshilfeministerium, bestätigt: „Wir realisieren im Augenblick Tropenwaldprojekte in einem Volumen von 937 Millionen Euro. Was in Berlin passiert ist, trifft unser entwicklungspolitisches Herz, und es konterkariert unsere Politik.“

Immer noch gelangt illegal geschlagenes Tropenholz zu uns, sogar in Bundesbauten. Weil hier kaum zu prüfen ist, wie zuverlässig irgendwelche Zertifikate sind. Das räumt inzwischen auch Florian Mausbach ein, Präsident beim Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung: „Ich kritisiere ja die Tatsache, dass dies so geschehen ist und nehme das zum Anlass, jetzt zu klären, wie wir in Zukunft hier ordentliche Ausschreibungen schaffen.“ Den Fall aus Berlin bedauert er. „Er ist aber nicht den Mitarbeitern anzulasten, weil es bisher von Seiten der Bundesregierung eine klare Vorschrift zu diesem Vorgehen nicht gibt.“

Allein die EU importiert jährlich für 2,6 Milliarden Euro illegales Holz aus Asien. Strafbar macht sich bisher in Deutschland niemand, wenn er es kauft oder verkauft. Rettet den Regenwald fordert daher ein vollständiges Verbot von Tropenholz bei öffentlichen Bauten.

Quelle: MONITOR Nr. 540 am 3. November 2005

Bitte protestieren Sie beim Bundestagspräsidenten Herr Dr. Norbert Lammert norbert.lammert@bundestag.de

Platz der Republik 1 11011 Berlin

Fax 030 227 76096

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