RegenwaldReport 04/2006
Brandrodung für Biodiesel?
Unzählige Feuer wüten in den Wälder Borneos, riesige Flächen Schwendland und Torfböden glimmen vor sich hin, selbst die Metropolen Singapur und Kuala Lumpur blieben nicht von der Umweltkatastrophe verschont und sind in Rauch eingehüllt.
Wer von Jakarta, der Hauptstadt Indonesiens, nach Zentralkalimantan (Borneo) fliegen will, braucht viel Geduld, in der Hoffnung, dass sich die Rauchschwaden über dem Zielflughafen Palangkaraya verziehen. Nach mehreren Stunden Wartens dort angekommen, ist das Bild deprimierend. Die Luft ist stickig und es riecht nach Feuer, Dunstschwaden behindern die Sicht. Je nach Tageszeit, am Morgen graublau, am Abend milchig gelblich gefärbt. Das Atmen ist unangenehm. Die Menschen nehmen das offensichtlich sehr gelassen hin, obwohl manche über Kopfschmerzen klagen. Viele tragen Atemschutzmasken, die inzwischen jedoch ausverkauft sind. Bei Sichtweiten unter 20 Metern kommt es zurzeit vermehrt zu Unfällen. Kein Wunder: Schätzungsweise 800.000 Hektar Wald und Torfböden stehen in Flammen oder glimmen vor sich hin. Es ist das Ende der Trockenzeit. Die Böden sind trocken und die Wasserpegel der Flüsse extrem niedrig. Besonders in der Gegend um Buntok, Zentralkalimantan, brennen jetzt an vielen Stellen die Wälder. Was jedoch noch schlimmer ist: Riesige Torfflächen sind von den Bränden betroffen, denn südwestlich von Buntok befindet sich eines der größten zusammenhängenden Schwendwaldgebiete der Welt. Durch Kanäle sind bereits große Flächen entwässert worden. Wenn die trocken gefallenen Torfböden brennen, schwelt die Glut unter der Erde.
Selbst Singapur und Malaysias Hauptstadt Kuala Lumpur werden von den Feuern in Kalimantan in Mitleidenschaft gezogen. Auch hier tragen Kinder in den Schulen Atemschutzmasken. Die extrem schlechte Luftqualität der hunderte von Kilometern entfernten Metropolen, veranlasste kürzlich den Umweltminister Malaysias, Azami Khalid, zu einer Warnung an die in Kalimantan tätigen malaysischen Plantagen-Unternehmen, die Brandrodungen zu unterlassen.
Mit großer krimineller Energie gehen die professionellen Brandstifter vor, die im Auftrag von Plantagen-Unternehmen große Flächen für den Anbau von Ölpalmen schaffen. Nachdem den Waldflächen zuerst die kostbaren Hölzer entnommen wurden, werden die restlichen Bestände gnadenlos abgefackelt, wie Luftbildaufnahmen aus Westkalimantan zeigen. Diese Brände, denen auch viele Tiere zum Opfer fallen, sind der Hauptgrund für die katastrophale Luftverschmutzung und die Vernichtung von Regenwald.
Auf der Sitzung der „Association of South East Asian Nations” (ASEAN) vom 23. bis 25. November 2006 in Manila, hat der Minister die Dringlichkeit für einen Fonds zur Lösung der Krise in Kalimantan deutlich gemacht. Zur Überraschung der Konferenzteilnehmer hat nur Indonesien selbst den bereits 2002 vereinbarten Hilfsplan, der auch den Einsatz von Feuerlöschflugzeugen vorsieht, noch nicht ratifiziert.
Fast drei Millionen Hektar unangetasteter Schwendlandregenwald werden allein in Zentralkalimantan jedes Jahr von den Feuern bedroht. Neben den sichtbaren Auswirkungen dieser Umweltkatastrophe entweicht beim Verbrennen CO2 in die Atmosphäre, denn die bis zu 20 Meter dicken Torfböden speichern gigantische Mengen an fossilem Kohlenstoff. Die Regierung tut hier wenig. Die Feuerwehr rückt nur aus, wenn größere Wohnsiedlungen bedroht sind.
Es gibt jedoch auch Initiativen, die Feuer einzudämmen. Das zeigen NGOs, wie die Borneo Orang Utan Foundation (BOS). Doch deren Mittel sind begrenzt. Allein die Anfahrt gestaltet sich für die „Firefighter” schwierig. Straßen existieren nur wenige und die niedrigen Wasserstände der Flüsse erschweren die Reise mit dem Boot. Angekommen am Brandherd gehen Trupps von enthusiastischen jungen Leuten mit Palmwedeln bewaffnet gegen die Brände vor. Einige sind mit Schläuchen und Pumpen ausgerüstet. Zusätzlich stellen sie kleine, tragbare Bassins auf, in die das Wasser aus Wasserstellen gepumpt wird. Von dort aus wird es zum Brandort gebracht. Ein mühsames Unterfangen, das gerade dazu reicht, die gefährdeten Forschungsprojekte im Gebiet zu schützen.
Viele Feuer entstehen aber auch aus reinem Leichtsinn. So lassen Fischer ihre Lagerfeuer entlang des Barito-Rivers brennen. Häufig roden die Bauern Waldgebiete durch Feuer, eine traditionelle Methode, die dann – manchmal auch gewollt – außer Kontrolle gerät. Das ist zwar inzwischen nicht mehr erlaubt, doch mit manueller Arbeit den Regenwald zu roden, ist ein erheblicher Aufwand, daher hält sich niemand an das Verbot.
Die traditionelle Brandrodung findet immer zum Ende der Trockenzeit statt, in der Hoffnung, dass die kommenden Regenfälle der Regenzeit die Feuer löschen. Doch das lokale Klima hat sich bereits geändert, nicht jedoch das Verhalten der Menschen. Die Regenfälle sind weniger geworden, weil durch die Abholzung nur noch ausgedünnte Waldflächen zur Speicherung der Feuchtigkeit zur Verfügung stehen. Leider wird sogar in Naturschutzzonen mit Feuer gerodet, wie im Tanjung Puting Nationalpark oder in Nord-Sulawesi am Tangkoko Nationalpark gesehen. Hier schaffen sich die ärmsten der Bauern neuen Raum für ihre Zuckerpalmen – unter den Augen von Naturschützern und Rangern. Naturschutzprojekte haben manchmal ihre eigenen Eingreiftrupps, damit die Arbeit von Jahren nicht einfach in Flammen aufgeht, wie schon so oft geschehen. In Ostkalimantan kann man vom Wachturm des Wiederaufforstungsprojekts Samboja Lestari jeden Abend an anderer Stelle neue Feuer auflodern sehen. Das Projekt der Friends of the National Parks (FNPF) im Tanjung Puting Nationalpark ist nicht so gut ausgestattet, gerade sind wieder tausende frisch gepflanzter Setzlinge dem Feuer zum Opfer gefallen.
Obwohl es Ende November ist, ist die Regenzeit nicht in Sicht. Rauch und Feuer in den Torfwäldern von Mawas halten an. Der Regen, der vor ein paar Tagen gefallen ist, hat nicht ausgereicht, die zahlreichen Feuer zu löschen. In Zusammenarbeit mit den umgebenen Dörfern, löschen die Helfer des BOS Mawas Schutz-Programms unermüdlich. Zum Redaktionsschluss wurden drei Feuer bekämpft:
1. Tuanan: am Rande eines Torfwaldes, der von zirka 3.000 wilden Orang-Utans bewohnt ist.
2. Lading Fluss: Im ehemaligen „eine Million Hektar Reisfeld Projekt” der Suharto-Regierung. Hier ist der Boden durchzogen von Drainagekanälen. Der trockene Torf ist besonders schwierig zu löschen, da die Feuer unterirdisch schwelen, bis sie an an die Oberfläche kommen.
3. Release Camp: In der Nähe des Camps wurden 148 Orang-Utans ausgewildert. Auch hier ist der Torfboden teilweise trockengelegt worden.
Ganz dringend werden 13.900 Euro für die Ausrüstung benötigt.
Aufgaben und Ziele:
• Steigerung der Beteiligung der Bevölkerung bei der Aufgabe, Wald- und Flächenbrände zu verhindern und deren Gefahr einzudämmen.
• Bereitstellung der Mittel und Infrastruktur zur Eindämmung und Löschung von Bränden, die auf die Gegebenheiten von Torfböden abgestimmt sind.
• Die Weiterentwicklung von Löschtechniken im Feld in Zusammenarbeit von BOS Mawas und der Bevölkerung.