Regenwald Report 01/2016 · Malaysia
Mit dem Smartphone für den Regenwald
Mit GPS und WhatsApp kämpft der Malaysier Matek Geram für die Natur seiner Heimat Sarawak auf der Insel Borneo. Er dokumentiert, wenn Palmöl- und Holzfirmen illegal Wälder einschlagen und Indigenen vom Volk der Iban das Land rauben. Einige Unternehmen hat er bereits verklagt
Dies ist die Dschungel-Welt der Iban. Ein dichtes Blätterdach spannt sich über den Sungai Lijan. In voller Fahrt brausen die Männer mit schmalen Booten den Fluss hinauf. Einer steht am Außenborder, einer sitzt vorn und stößt an seichten Stellen mit einer Holzstange ins Wasser. An Stromschnellen springen beide heraus und ziehen den Kahn mit Leibeskräften über die Felsen. Auf ihren Muskeln prangen die Tattoos der Kämpfer ihres Volkes, der Iban. Headhunter waren sie bis vor wenigen Generationen: Kopfjäger.
Die archaische Jagd haben sie längst aufgegeben, doch die Iban kämpfen wie zu alten Zeiten um ihr Land in Malaysias Bundesstaat Sarawak. Hier am Sungai Lijan soll die Firma Isotimber illegal Holz geschlagen haben. Kilometerweit zieht sich ihre Piste durch den Regenwald, bis an die Stelle, wo sie den Fluss überquert – und die Iban die Eindringlinge aufhielten. Jetzt verklagen die einstigen Krieger die Rohstoffräuber vor Gericht.
Matek Geram hat die Klage organisiert. Die Bewohner des Langhauses von Naga Kuap hatten ihn gerufen, weil der Mitarbeiter der „Vereinigung der Iban in Sarawak“ (SADIA) Erfahrung darin hat, Firmen vor den Kadi zu bringen. Matek ist ein mutiger Mann von 35 Jahren. Bereits zehn Mal wurde er unter fadenscheinigen Vorwänden festgenommen. „Die Firmen mögen mich nicht“, sagt er, seine Augen funkeln, er grinst: „Zu Recht!“ Aus Sicherheitsgründen wird er oft von seinem Bruder Tambi und seinem Freund Salim Metang begleitet.
Matek kämpft mit den Mitteln der Moderne: GPS, Smartphone und WhatsApp gegen Motorsägen und Landraub. Seit einigen Monaten dokumentiert er beispielsweise, wie die Plantagenfirma Bintulu Lumber Development (BLD) in seinen Augen unrechtmäßig Wald rodet.
Zehn Mal wurde Matek unter fadenscheinigen Vorwänden festgenommen
In der Nähe der Stadt Sibu steht Matek inmitten einer Ödnis aus braunem Torf, die bis zum Horizont reicht. Durch Gräben fließt brackiges Wasser ab. Zwischen ausgerissenen, verkohlten Baumstümpfen stecken bereits junge grüne Ölpalm-Setzlinge. Matek guckt auf das GPS-Navi in seiner Hand: „Nord 02° 31´ 11.1´´ Ost 111° 49´ 26.6´´ liest er ab: „Das Land gehört den Menschen des Dorfes Ulu Sungai Tutus, nicht BLD.“
Am nächsten Morgen, auf dem Weg nach Sibu, piepst und summt Mateks Smartphone unablässig. Viele Opfer von Landraub und Umweltzerstörung wollen ihn erreichen. „Am meisten kommuniziere ich mit WhatsApp“, erklärt er, während er Fotos und GPS-Daten an einen Mitstreiter sendet. „Das Smartphone ist mein Büro.“
Am Wochenende kommt Matek heim zu seinem windschiefen Holzhaus, wo seine Frau und die beiden Söhne auf ihn warten. Er setzt seinen Ältesten ins Boot, fährt den Fluss Sungai Lemai hinauf und hält Ausschau. Er drosselt den Motor. „Da sind sie!“, flüstert er. Nasenaffen turnen in Bäumen herum. „Ich liebe diese Affen!“ Für kein Geld der Welt würde er diese wunderbare Natur aufgeben.