Regenwald Report 01/2023: Schatzkammer Amazonien · Tapire
Dinos im Regenwald
Tapire bewohnten die Erde schon vor Millionen Jahren – heute gibt es nur noch fünf Arten. Die scheuen Riesensäugetiere tragen entscheidend zum Erhalt der Biodiversität bei, dennoch sind sie stark bedroht.
Treffen sich zwei Tapire nachts im Dschungel – und werden dabei fotografiert: Was die Kamera vor gut zehn Jahren im Amazonasregenwald festhält, ist für das Wissenschaftsteam von der Universidade Federal de Minas Gerais in Brasilien eine Sensation. Denn die Bilder zeigen nicht das Rendezvous zweier Tieflandtapire, sondern Angehörige einer deutlich kleineren Art. Und die war der Wissenschaft bisher unbekannt – und wird von ihr auch noch divers diskutiert.
Das Biologenteam taufte den neu entdeckten Tapir auf seinen lokalen Namen: Tapirus kabomani. Die indigenen Paumari nennen ihn kleiner schwarzer Tapir.
Denn was als große zoologische Entdeckung galt, ist den indigenen Völkern des westlichen Amazonasgebietes seit Jahrhunderten bekannt: Der Kabomani-Tapir lebt seit jeher in ihren Territorien.
„Sie haben uns immer wieder davon berichtet, eine andere Art von Tapir gesehen zu haben“, so Mario Cozzuol in der Veröffentlichung seiner Studie. „Doch die Wissenschaft hat diesen Berichten wenig Aufmerksamkeit geschenkt, denn man ging davon aus, dass es sich immer um den bekannten Flachlandtapir handelte.“ Die Entdeckung der neuen Säugetierart zeige, dass indigene Völker einen wertvollen Beitrag zur Wissenschaft leisten könnten, wenn sie nur öfter befragt und respektiert würden.
Tapire werden auch als lebende Fossilien bezeichnet. Denn ihre Vorfahren streiften schon vor rund 50 Millionen Jahren durch unterschiedlichste Landschaften – und haben sich seitdem kaum verändert. Von Nordamerika breiteten sie sich nach Südamerika, Asien und sogar nach Europa aus. Heute gibt es nur noch fünf Arten: Vier leben in Lateinamerika, eine ist in Südostasien beheimatet.
Tapire pflanzen Bäume
Die großen Säugetiere spielen nicht nur für indigene Völker eine wichtige Rolle – als Nahrung und in der Mythologie -, sondern auch für die Ökosysteme ihrer Heimat. Denn sie tragen dazu bei, dass sich die Natur erneuert: Sie fressen die Früchte diverser Pflanzen und scheiden die Samen oft weit entfernt wieder aus. So keimt dort neue Vegetation.
Doch leider können die Tapire nicht verhindern, dass ihre Lebensräume durch die fortschreitenden Abholzungen immer kleiner werden. Alle Tapirarten gelten als bedroht. Ganz besonders, so das brasilianische Forscherteam, der seltene „Neuling“ im Quintett.