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Regenwald Report 03/2023 · Afrikas Natur

Kontinent der großen Tiere

Nahaufnahme eines alten Schimpansen in Uganda Die Lebensräume von Schimpansen (Foto) und Bonobos sind durch den Kongo-Fluss voneinander getrennt (© shutterstock.com)

Weite Savannen mit ihren Elefanten, Giraffen, Zebras, Gnus und Nashörnern prägen unser Bild von Afrika. Dazu beherbergt der Kontinent im Kongobecken das zweitgrößte Regenwaldgebiet der Erde und drei der vier Menschenaffenarten.

Den Bonobos eilt der Ruf voraus, über eine beachtliche Libido zu verfügen: Mehrfach täglich haben sie Sex. Mit Zärtlichkeiten bauen die Menschenaffen Stress ab und lösen Konflikte überaus friedlich. Man könnte sich fast wünschen, in uns Menschen steckte mehr Bonobo (Pan paniscus) - und weniger Schimpanse (Pan troglodytes). Beide sind eng mit uns verwandt, wobei Schimpansen zur Gewalt neigen und bei Streit aufeinander losgehen. Dafür haben sie so etwas wie Kultur entwickelt. So stellen manche Sippen aufwendig Werkzeuge her, um Ameisen zu fangen und zu verspeisen, während andere die Insekten verschmähen.

Vielleicht sollten wir uns ohnehin mehr an den Dritten im Bunde orientieren, den Gorillas. Diese mächtigen Familientiere sind Vegetarier.

Flusspferde im Kongo-River Flusspferde verbringen die meiste Zeit im Wasser – Ohren, Augen und Nase sind perfekt angepasst (© EcoPrint/Shutterstock.com)

Dass drei der vier Menschenaffenarten in Afrika leben - der Orang-Utan tanzt in Südostasien aus der Reihe -  illustriert die Vielfalt und Schönheit der Natur auf dem Kontinent. Im mehr als 220 Millionen Hektar großen Kongobecken wächst der zweitgrößte Regenwald der Erde. Zu den über 11.000 Pflanzenarten gehören 600 Bäume wie Mahagoni und Teak. Mehr als 1.100 Vogelspezies wie Graupapagei und Glanzkopftaube und über 450 Säugetierarten von Waldelefant bis Leopard sind hier daheim. 

Ein besonderer Schatz der Regenwälder im Herzen Afrikas sind die Okapis (Okapia johnstoni). Sie sind mit Giraffen verwandt, obwohl sie mit ihren gestreiften Hinterbeinen an Zebras erinnern. Die seltenen und scheuen Paarhufer, die erst 1901 Eingang in die wissenschaftliche Literatur fanden, gelten auf der Roten Liste als bedrohte Art. 

Unter den Landschaften des Kongobeckens sticht die Cuvette Centrale hervor, der größte Torf-Komplex der Tropen. Torfgebiete speichern besonders viel Kohlenstoff. Ihr Schutz ist daher für den Kampf gegen die Klimakrise unverzichtbar.

Giraffe späht durch einen mit Dornen bewachsenen Baum – zu sehen ist nur der Kopf Giraffen haben eine lange, bewegliche Zunge – perfekt zum Blätter fressen... (© RdR/Mathias Rittgerott)

Während man in den dichten, sattgrünen Regenwäldern des Kongobeckens mit ihren Baumriesen und Lianen mit Ausnahme von Insekten kaum Tiere zu Gesicht bekommt, wandelt sich das Bild östlich des Großen Afrikanischen Grabenbruchs grundlegend: In den Savannen stehen weit weniger Bäume, dafür ist die Zahl großer Säugetiere atemberaubend.

Millionen Gnus, Zebras, Gazellen begeben sich auf ihre jährlichen Wanderungen. Daneben Elefanten und Giraffen, Löwen und Leoparden. Tiere, die im Schatten vereinzelter Akazien Schatten suchen – jeder hat wohl solche Afrikabilder im Kopf, zuweilen verklärt zur „unberührten Wildnis“ oder gar zum „Garten Eden“. Dabei haben Menschen, die hier seit Urzeiten leben, die Natur sehr wohl „berührt“ – allerdings ohne sie zu zerstören. 

Nicht nur die Anzahl der Tiere ist in den Savannen beachtlich, sondern auch die Vielfalt der Pflanzenarten. Ein großer Teil der Biomasse liegt dabei unterirdisch. Grasländer sind von Natur aus weitgehend baumfrei. Sie für geplante Klimaschutz-Projekte aufzuforsten, ist daher ökologisch unsinnig.

Okapi im dichten Wald vor einem Baumstamm, es schaut in die Kamera ...genau wie das Okapi, das auch Wald- oder Kurzhalsgiraffe genannt wird (© tome213/Shutterstock.com)

Doch die Bedrohung für die Regenwälder und Savannen nimmt durch die Zerstörung der Lebensräume und die Klimakrise rasant zu: Laut einer Studie aus dem Jahr 2021 könnten bis zur Mitte des Jahrhunderts 85 bis 94 Prozent des Habitats für Primaten verschwunden sein - und damit der Lebensraum ungezählter weiterer Arten. Schon heute gelten Bonobos, Schimpansen und Gorillas als „bedroht“ beziehungsweise „vom Aussterben bedroht“.

In einigen Regionen Afrikas, wo Menschenaffen leben, arbeitet Rettet den Regenwald mit Umweltschutz-Organisationen zusammen: Dazu gehören in Liberia die Wild Chimpanzee Foundation und in der Demokratischen Republik Kongo Bonobo Alive.

Der Indri sitzt im Geäst eines Baumes, sein Fell ist schwarz-weiß gemustert Der Indri ist mit bis zu 90 Zentimetern Körperlänge der größte Lemur (© Luis leamus/istockphoto.com)

Lemuren – die guten Geister von Madagaskar

Jeden Morgen schickt die Clan-Chefin ihren für unsere Ohren schrägen Gesang durch den Regenwald; damit markiert das Indri-Weibchen sein Revier. Indris sind die größten der 100 Lemurenarten. Diese Feuchtnasenaffen leben nur auf Madagaskar. 

Die Tiere sind nach Expertenansicht vor 60 Millionen Jahren auf Treibgut vom Festland zur Insel gekommen, wo es keine größeren Säugetiere gab. Weil Raubtiere nicht übers Meer gelangen konnten, hatten Lemuren dort keine natürlichen Feinde. Während sie auf dem Kontinent ausgestorben sind, konnten sie sich auf Madagaskar mit seinen Regen- und Trockenwäldern, Hochplateaus und Halbwüsten ungestört verbreiten und weiterentwickeln – vom neun Zentimeter kleinen, federleichten Mausmaki bis zum zehnmal so großen Indri.

Die Madagassen glauben, dass in den Lemuren die Geister ihrer Ahnen weiterleben. Trotzdem sind die Menschen ihre größte Gefahr. Fast alle Arten sind stark gefährdet, weil ihre Lebensräume dramatisch schrumpfen.

Der Braune Mausmaki sitzt auf einen Ast, seine großen Augen nehmen fast das ganze Gesicht ein Der Braune Mausmaki gehört mit bis zu 9 Zentimetern zu den kleinsten Lemuren (© Maky CC BY-SA 3.0)

 

 

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