
Regenwald Report 03/2024 · Indonesien Indonesiens Zellstoffindustrie
Die indonesische Zellstoffindustrie gehört weltweit zu den Großen. Sie ist verantwortlich für die massive Abholzung der Regenwälder Sumatras und Borneos. Die Treibhausgasemissionen sind erschreckend, insbesondere bei Torfwäldern.
Der Regenwald Report ist kostenlos und erscheint vierteljährlich, er enthält aktuelle Berichte über Projekte und AktionenEine Zustellung per Post ist nur innerhalb Deutschlands möglich.
Sehr viel Holz kommt zwar aus Akazien- und Eukalyptusplantagen: 10 Millionen Hektar, davon 4 Millionen auf Torfböden. Doch für neue Zellstofffabriken wird mehr Holz gebraucht, als Plantagen liefern können. Deshalb wächst der Druck auf natürliche Wälder wieder.
Entwaldungsfreie Lieferkette? Fehlanzeige!
Es ist alarmierend, dass die Rodung von Primär- und Torfwäldern weiter ansteigt. Die Papier- und Zellstoffindustrie hat inzwischen auf Sumatra neue Fabriken gebaut und damit die Kapazität um 46% erhöht. Auf Borneo ist ein weiteres Werk im Bau.
90 Prozent des Zellstoffs aus indonesischen Urwäldern und Plantagen reisen über den Umweg China und zu Papier, Pappe und Viskose verarbeitet um die Welt – bis in unsere Briefkästen, Badezimmer und Kleiderschränke.
Zwei Konzerne beherrschen den indonesischen Zellstoffsektor: Sinar Mas mit seinem Arm Asia Pulp & Paper (APP) und Royal Golden Eagle (RGE) mit Asia Pacific Resources International (APRIL). Letzterer ist der weltgrößte Produzent von Viskose und deckt ein Viertel des globalen Verbrauchs an diesen aus Tropenholz hergestellten Textilien.
Recherchen legen nahe, dass zu APRIL und damit RGE auch die Firma Mayawana Persada gehört, die offiziell selbstständig ist. Das Firmengeflecht ist schwer zu durchschauen, weil Fäden über die British Virgin Islands und Samoa verlaufen. Unübersehbar ist jedoch, wie rücksichtslos Mayawana auf Borneo abholzt (siehe Reportage).
Seit 2015 bekennt sich RGE zu einer entwaldungsfreien Lieferkette. RGE und Zulieferfirmen müssten nachweisen, dass kein Regenwald abgeholzt und die Bevölkerung nicht geschädigt wird. Wer die Rodungen von Mayawana besucht, kann das als widerlegt ansehen. Erst die Vernichtung von Regenwald in Indonesien und Gewalt gegen die oft indigene Bevölkerung ermöglichen das Wachstum des Geschäfts mit Zellstoff.
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