Regenwald Report 01/2025
Papuas tiefe Wunde

Die Grasberg-Mine gehört zu den weltgrößten Gold- und Kupferminen; seit 60 Jahren gräbt sie sich unaufhaltbar in den gleichnamigen Berg hinein. Von Beginn an wehren sich die Indigenen gegen die Verwüstung ihrer Heimat. Doch der indonesische Staat ist stärker.
„Mein Kopf ist abgetragen. Meine Brust ist ausgetrocknet. Mein Herz weint.“ Es ist Yosepha Alomang, die dem Wangmabuk ihre Stimme gibt. Der Berg ist für sie ein lebendiges Wesen und heilige Ruhestätte der Ahnen, mit dem sich Yosephas Volk der Amungme verbunden fühlt.
Doch der Wangmabuk wird zerstört, ausgebeutet für die Gewinnung von Gold, Kupfer und Silber. Die Mine gehört zu den größten der Erde; ihre gewaltigen Ausmaße sind sogar aus dem All zu erkennen. In 4.000 Metern Höhe klafft sie wie eine offene Wunde im Jayawijaya-Gebirge, im Zentrum von Papua.
„Das Militär hat unser Land mit Waffengewalt genommen.“
Die niederländischen Kolonialherren nannten den Berg Grasberg. Schon bevor Indonesien sich 1969 das ehemalige Niederländisch-Neuguinea einverleibte, handelten der damalige Diktator Suharto und der amerikanische Konzern Freeport McMoRan einen Vertrag aus, der die Mine zu einem Staat im Staat macht.
Die Amungme wurden nicht gefragt. Sie müssen zusehen, wie die Berge abgetragen und der Abraum in die Flüsse geleitet werden. „Das Militär hat unser Land mit Waffengewalt genommen“, sagte Yosepha Alomang in einem Interview.
In Tagebau und drei unterirdischen Stollen fördert Freeport die Rohstoffe. Der Untertagebau überlappt mit dem Lorentz-Nationalpark, dem größten Schutzgebiet in ganz Südostasien, mit einer atemberaubenden Vielfalt an Ökosystemen und Biodiversität, die von den Feuchtgebieten an der Küste über Regenwälder bis zu alpiner Tundra und Gletschern reicht. Hier leben Ameisenigel, Beutelmarder, Baumkängurus und eine unbekannte Anzahl niemals beschriebener Arten.
300 Tausend Tonnen Abraum ergießen sich täglich in die Flüsse und über 100 Kilometer weit bis ins Meer. Das gesamte Wassereinzugsgebiet ist mit Schwermetallen und Säuren verseucht.
Yosepha Alomang gibt den Widerstand niemals auf
Mit Klagen, Demos und Eingaben kämpft Yosepha Alomang seit Jahrzehnten gegen die Zerstörung der Natur, der Kultur der indigenen Papua und gegen Gewalt. 2001 hat sie den Goldman Environmental Prize erhalten – und ist für die jungen Papuas Inspiration und Vorbild.