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Regenwald Report 04/2023 · Afrika / Nigeria

„Der Wald ist unsere Lebensader“

Jugendliche in Nigeria Die Jugend soll vom Waldschutz profitieren (© RdR/Mathias Rittgerott)

Gorillas, Schimpansen und Waldelefanten - bedrohte Tiere finden in Nigeria vor allem im Osten noch Rückzugsräume. Es ist auch der Verdienst von Naturschützern wie Martins Egot und Odey Oyama, dass im Bundesstaat Cross River noch üppiger Regenwald wächst.

Der traditionelle Herrscher des Boki Kingdom sitzt in einem Sessel aus Kunstleder und hört sich an, was die Naturschützer vorzubringen haben. Sie wollen mit der Bevölkerung des Ortes über den Wert der Wälder und die Gefahren durch Holzfäller sprechen. Otu Fridalin Akandu, der mit Königliche Majestät angesprochen wird, wiegt sein Haupt. Schließlich gibt er seinem Gehilfen ein Zeichen, Kola-Nüsse an seine Gäste zu verteilen. „Ihr seid willkommen“, sagt er. 

Cross River Gorilla Der Cross River Gorilla lässt sich von der Kamerafalle nicht stören (© WCS Nigeria Programm)

Als die meisten Bewohner von Olum versammelt sind, ergreift Martins Egot das Wort. Der 55-jährige Chef der Umweltschutzorganisation Devcon (jüngst umbenannt in PADIC-Africa) ist seit 2016 ein Partner von Rettet den Regenwald. Er stammt aus dem Dorf New Ekuri, das man nur zu Fuß oder auf dem Motorrad erreicht, und weiß von Kindesbeinen an, wie eng das Verhältnis der Einheimischen mit der Natur ist. Aber er  kennt auch die Gefahren, denen die Wälder ausgesetzt sind. Ermahnungen sind seiner Überzeugung nach fehl am Platz, weil Bedrohungen zumeist nicht von den Dorfbewohnern ausgehen, sondern von außerhalb stammen. Etwa von fremden Holzfällern, Goldsuchern oder Wilderern.

Umweltschützer Odey Oyama Audienz beim Herrscher des Boki Kingdom: Odey Oyama (gelbe Weste) und Martins Egot (mit Kappe) sprechen mit Otu Fridalin Akandu über Maßnahmen zum Schutz der Regenwälder (© Rettet den Regenwald / Mathias Rittgerott)

Zur Versammlung in Boki ist auch Odey Oyama gekommen, ebenfalls ein langjähriger Partner von Rettet den Regenwald und Gründer der Organisation Rainforest Resource Development Center (RRDC). Er beobachtet seit einiger Zeit, dass verstärkt Firmen aus China in Nigerias Wälder vordringen. Jetzt schlägt der 61-Jährige Alarm: „Die Bevölkerung muss aufwachen“, sagt er. Zwar ist es der Natur egal, welche Nationalität Plünderer haben, doch die Entwicklung erfüllt viele Naturschützer in Afrika mit Sorge. Ob wie im Bundesstaat Cross River im regionalen Maßstab oder bei milliardenschweren Erdölprojekten in Ostafrika – das Reich der Mitte steckt in Afrika Claims ab.

Waldelefanten am Fluss Afrikas Waldelefanten gehören zu den hochbedrohten Arten (© ANDREYGUDKOV/istockphoto)

Mit vereinter Kraft zum Erfolg

Wie kompliziert Naturschutz vor Ort ist, zeigt das Beispiel des seit 2008 geltenden Verbots von kommerziellem Holzeinschlag. Eigentlich sollte es Nigerias Wälder schützen, doch Holzfäller zerstören ungehindert, was ihnen vor die Motorsäge kommt. „Das Moratorium hat nichts gebracht“, sagt Martins Egot. Dass der neue Gouverneur Bassey Otu die wirkungslose Regulierung gestrichen hat, findet er trotzdem gefährlich. Die Regierung hatte eine Forstverwaltung versprochen, die endlich Zähne gegen weiterhin illegale Aktivitäten zeigt und neuerdings Legales streng reguliert. Ob es solch eine Behörde jemals geben wird, ist allerdings unklar. Zur verbotenen Plünderung käme schlicht die erlaubte, aber kaum überwachte Plünderung hinzu.

Eco Guards im Regenwald Eco-Guards auf Patrouille (© Mathias Rittgerott)

Martins Egot und Odey Oyama schätzen einander und ihre Arbeitsweisen ergänzen sich. Während beide auf Ecoguards, die aus den Dörfern stammen und in den Wälder patrouillieren, vertrauen, setzt PADIC-Africa auch auf Landwirtschaftsprojekte. Damit profitieren die Menschen von der Arbeit der Naturschützer. Für Kurse in Ackerbau und Viehhaltung gibt es einen kleinen Bauernhof im Dorf Edondon. RRDC setzt stärker darauf, illegale Aktivitäten vor Gericht zu bringen. Dabei legen sich die Aktivisten um Odey Oyama auch mit einem „Kartell der Holzfäller“ an und scheuen nicht davor zurück, sie beim Namen zu nennen. „Ich habe den Gouverneur mit WhatsApp-Nachrichten über illegale Abholzungen durch Waldbanditen überschwemmt“, berichtet Odey.

Martins Egot zwiachen Urwaldbäumen „Wir Ekuri haben erkannt, dass der Wald unser Schatz ist“, Martins Egot (© RdR/Mathias Rittgerott)

„Wir werden in unserer Arbeit niemals nachlassen“, sagen Martins Egot und Odey Oyama wie aus einem Mund. Wenn bildlich gesprochen irgendwo Brandstifter auftauchen, sind die beiden zur Stelle, um das Feuer zu löschen.

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