Holz- und Palmölkonzern Korindo verliert FSC-Label
16.07.2021
Der indonesische Palmöl- und Holzkonzern Korindo verliert das FSC-Siegel. Grund für den Rauswurf ist laut FSC, dass Korindo Wälder für Ölpalmplantagen abgeholzt hat. Das habe zur „Schädigung und potentiellen Zerstörung von Wäldern mit hohem Schutzwert beigetragen“. Darüber hinaus habe Korindo Mitbestimmungsrechte der Bevölkerung missachtet.
Ausgelöst wurde das Verfahren gegen Korindo durch eine Beschwerde, die die Organisation Mighty Earth 2017 beim Forest Stewardship Council (FSC) eingereicht hatte. Eine folgende FSC-Untersuchung hatte "zweifelsfreie Beweise" dafür gefunden, dass Korindo 30.000 Hektar „Wald mit hohem Schutzstatus“ zerstört hatte. Außerdem habe die Firma "mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit“ auch „die Verletzung traditioneller Rechte und von Menschenrechten zu ihrem eigenen Vorteil unterstützt."
Korindo hatte daraufhin zugesagt, aufgedeckte ökologische und soziale Missstände zu beheben, und durfte das Siegel behalten. Jetzt kam der Umschwung: Weil eine Überprüfung der Versprechen nicht möglich gewesen sei, sei eine „unhaltbare Situation“ entstanden, sagt Kim Carstensen, Generaldirektor des FSC International: „Deshalb hat der Vorstand beschlossen, sich zu trennen." Der Rauswurf beim FSC tritt am 16. Oktober in Kraft.
FSC soll verantwortungsvolle Waldbewirtschaftung garantieren, hat jedoch so viele Schwachstellen und ist so industriefreundlich, dass viele Umweltschützer es als Greenwashing kritisieren und ablehnen. Zu den schärfsten Kritikern gehört Rettet den Regenwald. Weltweit wurden mit dem Label des FSC-Vereins auf vielen Millionen Hektar der industrielle Holzeinschlag in Urwäldern oder die Anlage ökologisch wenig wertvoller riesiger Holzmonokulturen mit schnellwachsenden, exotischen Baumarten zertifiziert. Da das Siegel jedoch bei Unternehmen und Verbrauchern sehr bekannt ist und verkaufsfördernd wird, dürfte der Verlust Korindo schmerzen.
Korindo konnte sich bisher hinter dem FSC-Siegel verstecken und grünwaschen. Das geht jetzt nicht mehr. Allerdings will sich die Firma eigenen Angaben zufolge darum bemühen, wieder vom FSC aufgenommen zu werden.
Kwangyul Peck, Chief Sustainability Officer der Korindo Group, zufolge sei die Entscheidung „sehr überraschend“ gekommen. Die BBC zitiert Peck mit den Worten, man sei „sehr schockiert“. Diese Reaktion ist auch deshalb bemerkenswert, weil die Firma 2019 gedroht hatte, juristisch gegen FSC vorzugehen, und ein FSC-Bericht über die Missstände nur erheblich gekürzt veröffentlicht wurde.
In der indonesischen Provinz Papua sind die letzten großen Regenwälder Südostasiens bisher weitgehend intakt geblieben. Doch seit einigen Jahren holzen Agrarkonzerne im großen Stil ab, insbesondere für Palmölplantagen. Korindo ist dabei einer der größten Player und kontrolliert mehr Land als jede andere Firma. Auf den Konzessionen wurden bereits nahezu 60.000 Hektar Wald gerodet. Das ist eine Fläche doppelt so groß wie Leipzig.
Kritik an seinen Geschäften versucht Korindo derzeit in Deutschland zu unterbinden: Der Verein Rettet den Regenwald e.V. steht in Hamburg vor Gericht, nachdem die Organisation die Zerstörung von Regenwald in Papua angeprangert hatte. Die Klage soll die Umweltschützer offensichtlich einschüchtern und mundtot machen. Sie gilt daher als Paradebeispiel einer Einschüchterungsklage, auf Englisch SLAPP abgekürzt.
hat jedoch so viele SchwachstellenHier finden Sie eine TV-Reportage des SWR über die Ausbeutung der Urwälder mit dem FSC-Label:
https://www.dw.com/de/die-ausbeutung-der-urwälder/av-49725929