UN erhält 72.643 Unterschriften wegen Afrika-Deals mit Bolloré
11.02.2022
Drei UN-Organisationen haben alarmierende Post bekommen: Am Montag haben Rettet den Regenwald und das Oakland Institute eine Petition mit 72.643 Unterschriften an das Welternährungsprogramm, das Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen und UNICEF geschickt. Darin fordern sie ein Ende von Geschäften mit der Bolloré-Gruppe, die in Korruption und über eine Tochterfirma in Landraub verstrickt ist.
Die Bolloré-Gruppe ist ein wichtiger Dienstleister der Vereinten Nationen. Die Verträge bringen der Gruppe jedes Jahr 50 Millionen US-Dollar für Logistik und andere Leistungen ein.
Die Vorwürfe kreisen um die Socfin-Gruppe, an der die Bolloré-Gruppe rund 39 Prozent der Anteile hält. Socfin betreibt Kautschuk- und Palmöl-Plantagen in zehn afrikanischen und asiatischen Ländern und hat einen schlechten Ruf: Wo immer dessen Tochterunternehmen aktiv sind, berichten Einwohner über rabiate Methoden wie Landraub. Die Bolloré-Gruppe wurde zudem der Korruption und illegaler Praktiken bei der Erlangung von Hafen-Konzessionen in Afrika beschuldigt, schreibt das Oakland Institute in der Studie „Doing business with the Bolloré Group“. Am 26. Februar 2021 hat die Bolloré-Gruppe einen Deal mit der Staatsanwaltschaft und eine Geldbuße von 12 Millionen Euro akzeptiert.
„Während sich UN-Organisationen wie UNDP, WFP und UNICEF für die Bekämpfung von Armut und Hunger einsetzen, legen sie bei der Auswahl von Geschäftspartnern wie der französischen Bolloré-Gruppe einen eklatanten Mangel an Sorgfalt an den Tag“, sagt Marianne Klute, Vorsitzende von Rettet den Regenwald: „Viele wunderbare Menschen arbeiten in diesen angesehenen Organisationen - aber Geschäfte mit der Gruppe schaden letztendlich nur dem Ruf der UNO, während Unternehmen wie die Bolloré-Tochter SOCFIN den Menschen in Afrika und Asien schaden."
„In Anbetracht der dokumentierten Vorwürfe von Menschenrechtsverletzungen, illegalen Praktiken und Korruption ist es ein eklatanter Verstoß gegen den Verhaltenskodex für Lieferanten der Vereinten Nationen, die Leitprinzipien der UN für Wirtschaft und Menschenrechte, die Zulassungskriterien für Lieferanten sowie die mit der Gruppe im Rahmen des Global Compact unterzeichnete Vereinbarung", sagt Frederic Mousseau, Policy Director des Oakland Institute (USA).
Die Petition folgt auf einen ähnlichen Aufruf von 40 zivilgesellschaftlichen Organisationen aus 16 Ländern, der im Mai 2021 von den Vereinten Nationen ignoriert wurde.
„Mitglieder mehrerer Organisationen, die diesen Aufruf unterzeichnet haben, sind Opfer von Schikanen und Einschüchterungen geworden, weil sie sich dem Landraub in ihrem Land widersetzt haben", sagte Frederic Mousseau . "Mit dieser Petition solidarisieren sich mehr als 70.000 Menschen aus aller Welt mit den Opfern dieses Unrechts und schließen sich der Aufforderung an die UN-Organisationen an, die Geschäftsbeziehungen mit der Gruppe sofort zu beenden", so Mousseau weiter.
Es wird erwartet, dass Vincent Bolloré am 17. Februar 2022 in den Ruhestand geht und die Kontrolle über die Gruppe an die nächste Familiengeneration abgibt. Bolloré hat außerdem Gespräche mit der Mediterranean Shipping Company (MSC) über den Verkauf ihrer afrikanischen Logistiksparte angekündigt. „Diese Machtübertragung der Familiendynastie und die aktuellen Verhandlungen ändern nichts an den eklatanten Verstößen gegen die UN-Grundsätze und den Verhaltenskodex, die seit Jahren andauern", sagte Mousseau.
Hier finden Sie den Wortlaut der Petition:
Sehr geehrter Herr Beasley,
sehr geehrter Herr Steiner,
sehr geehrte Frau Fore,
die Bolloré-Gruppe ist ein wichtiger Dienstleister der Vereinten Nationen, was ihr jedes Jahr 50 Millionen US-Dollar für Logistik und andere Leistungen einbringt. Zwischen 2015 und 2019 haben verschiedene UN-Organisationen mehr als 200 Verträge mit der Firmengruppe im Wert von über einer Viertel Milliarde Dollar unterschrieben. Ihre drei Organisationen decken rund 95 Prozent dieses Betrags ab.
Wir rufen Ihre Institutionen dazu auf, alle Geschäftsbeziehungen mit der Bolloré-Gruppe und ihren Tochtergesellschaften aus den folgenden Gründen zu beenden:
- Die Bolloré-Gruppe ist durch ihren Anteil von 39,4 Prozent an der Socfin-Gruppe an Kautschuk- und Palmölplantagen beteiligt. Socfin kontrolliert nahezu 400.000 Hektar Konzessionen für Plantagen in Asien und Afrika. Wo immer deren Tochterunternehmen in Nigeria, Kamerun, Sierra Leone, der Elfenbeinküste und Kambodscha aktiv sind, haben Einwohner über rabiate Methoden wie Landraub berichtet. Wiederholt wurden lokale Gemeinschaften Opfer von Gewalt, Bedrohung und willkürlichen Festnahmen.
- Die Bolloré-Gruppe wurde der Korruption und illegaler Praktiken in einer Reihe von Geschäften zur Erlangung von Hafen-Konzessionen in Afrika beschuldigt. Am 26. Februar 2021 hat die Bolloré-Gruppe im Zusammenhang mit Korruptionsvorwürfen in Togo einen Deal mit der Staatsanwaltschaft und eine Geldbuße von 12 Millionen Euro akzeptiert.
Alle Dokumente und Zusammenhänge, die Grundlage für die obigen Aussagen sind, sind im Bericht "Doing Business With the Bolloré Group" des Oakland Institute dargelegt.
Vor dem Hintergrund der dokumentieren Vorwürfe von illegalen Praktiken und Korruption erscheint es als eklatanter Verstoß gegen die "Leitprinzipien für Wirtschaft und Menschenrechte", die "Kriterien zur Auswahl von Dienstleistern" und des "United Nations Global Compact", wenn UN-Organisationen und Programme Geschäftsbeziehungen zur Bolloré-Gruppe unterhalten.
Geschäfte mit der Bolloré-Gruppe widersprechen auch dem Auftrag Ihrer Institutionen, Hunger und Leid zu lindern und Entwicklung zu fördern.
Wir raten Ihren Institutionen daher dazu, alle Geschäftsbeziehungen mit der Bolloré-Gruppe und ihrer Tochterunternehmen zu beenden.
Mit freundlichen Grüßen