Soldaten treiben Menschen in den Wald
27.09.2022
Aus Angst vor willkürlichen Verhaftungen und Gewalt sind am Rand von Palmölplantagen der Firma PHC zahlreiche Menschen in den Wald geflohen. Die Bevölkerung leidet darunter, dass ihr das Land und damit die Lebensgrundlage genommen wurde.
In der Nacht vom 24. auf 25. September wurden in Lokutu in der Demokratischen Republik Kongo sechs Personen willkürlich festgenommen und ins Zentralgefängnis von Kisangani gebracht. Unter den Inhaftierten sei auch eine schwangere Frau, schreibt Jean François Atuku von der Menschenrechtsorganisation RIAO-RDC. Elf Frauen seien vergewaltigt worden, drei hätten dadurch Fehlgeburten erlitten. Im Ort Boteka seien drei Menschen durch Schüsse verletzt worden.
Der Gemeindeführer Alphonse Mongulu, der eine formelle Beschwerde gegen die Firma eingereicht hatte und nach jeden Treffen über Bedrohungen geklagt habe, sei verschwunden.
„Seit einer Woche verstecken sich Einwohner:innen von drei Gemeinden im Wald, während etwa 60 Soldaten patrouillieren und die Dörfer in Angst und Schrecken versetzen“, so Jean François. Die Häuser würden „systematisch geplündert“.
In einem Radiointerview berichtet der örtliche Pastor, dass Soldaten in Dörfern Türen aufbrechen, um nach Palmfrüchten von der Plantage zu suchen. Ein Großteil der Bevölkerung ernte aus Armut heimlich Früchte, nachdem ihren Vorfahren die Wälder für den industriellen Anbau von Palmen genommen wurde und sie keine sichere Einkommensquelle haben.
Bereits im Juli sei ein Unbekannter mit dem Helikopter nahe des Dorfes Yaelambo gelandet, habe am Waldrand mit unbekannten Geräten hantiert und sei wieder verschwunden, berichtet Jean François weiter. Seither trauten sich verängstigte Einwohner:innen dort nicht mehr in den Wald, um zu jagen, zu fischen und ihre Felder zu bestellen. Die Ernährung der Menschen sei in Gefahr.
Die Gewalttaten folgen in den Augen von Jean François einem üblichen Muster: „bis an die Zähne bewaffnete“ Sicherheitskräfte der Firma, Polizisten und Soldaten kämen mit Pickups von PHC in die Dörfer. „Diejenigen, die sich widersetzen, werden nachts in den Wald gebracht, zwei bis drei Kilometer von ihrem Zuhause entfernt, wo sie mit scharfer Munition, Folter, Schlägen und anderen Formen der grausamen, unmenschlichen und erniedrigenden Behandlung eingeschüchtert werden.“
Mehrere Gemeinden fordern von der Firma PHC und ihren Finanziers die Respektierung ihrer Rechte. Eine wichtige Rolle spielt dabei das Mediationsverfahren der staatlichen Deutsche Entwicklungsgesellschaft (DEG), die die Plantagen in Millionenhöhe finanziert hat. Die jüngste Welle der Gewalt verschärft allerdings den Konflikt.