Lesen, schreiben und rechnen - für den Naturschutz
24.03.2023
In Liberia haben Naturschützer:innen der Wild Chimpanzee Foundation zehn Frauen Schreib-, Lese- und Rechenkurse angeboten. Ziel ist, ein Ökotourismusprojekt im Sapo-Nationalpark aufzubauen und damit auf lange Sicht den Schutz der Schimpansen und anderer Tiere zu stärken. Unverzichtbar sind zudem die Patrouillen der Ecoguards und Diskussionsrunden darüber, wie wertvoll die Natur ist.
2022 war für die Bewahrung der Wälder Liberias und des Lebensraumes der Schimpansen ein durchwachsenes Jahr: So hat das Ausmaß, in dem die Natur durch Goldsuche, Wilderei und das Fällen von Bäumen in „alarmierender Weise zugenommen“, resümiert die Wild Chimpanzee Foundation (WCF) in ihrem Jahresbericht. Weil es an Personal und Ressourcen fehlte, konnten die Ranger der Forstbehörde jedoch im Grebo-Krahn Nationalpark (GKNP) nichts gegen illegale Aktivitäten unternehmen. Umso wichtiger waren dort die regelmäßigen Patrouillen und die Aufklärungsarbeit der örtlichen Community Ecoguards – weit mehr als 1.000 Menschen haben sich die Vorträge angehört und über Naturschutz diskutiert. Fast die Hälfte von ihnen waren Frauen.
Im GKNP und einem weiteren Schutzgebiet haben die 12 Ecoguard-Teams, zu denen 17 Frauen gehören, 53 mehrtägige Patrouillen unternommen und Daten über Tiere und menschliche Aktivitäten aufgenommen. Insgesamt haben sie 6.008 Belege für illegale Tätigkeiten entdeckt, darunter 5.017 Beweise für Wilderei. Zusammengerechnet haben sie sich 1.547 Kilometer durch den dichten Wald geschlagen. Zu den gesichteten Tieren gehörten stark bedrohte Schimpansen, Waldelefanten, Zwergflusspferde und Leoparden.
Mehr zur Arbeit der Ecoguards finden Sie hier.
Das Highlight des Jahres war für Dr. Annika Hillers, die die Arbeit der WCF in Liberia leitet, das Programm zur Alphabetisierung im Sapo Nationalpark. Zehn Frauen haben dabei lesen, schreiben und rechnen gelernt. „Es war überwältigend, wie das aufgenommen wurde, nicht allein von den Frauen selbst, sondern auch von anderen Dorfbewohnern. Der Zuspruch war riesig“, sagt sie: „Wir müssten so etwas in Zukunft mehr machen.“ Die Wissenschaftlerin denkt darüber nach, solche Kurse den Ecoguards anzubieten, die zumeist Analphabeten sind. Das könnte das Interesse am Naturschutz und das Verständnis dafür weiter steigern.
Die Kurse für die Frauen stehen im Zusammenhang einem Ökotourismusprojekt im Sapo Nationalpark, das eine Lodge umfasst. Es steckt noch in den Kinderschuhen, macht aber große Fortschritte. So haben die Teilnehmerinnen auch Grundkenntnisse darüber erhalten, wie man ein Unternehmen führt. Zudem sind Einheimische und WCF dabei, in einem 250 Quadratkilometer großen Teil des Nationalparks Orte zu finden, die für Touristen besonders attraktiv sein könnten und leicht zugänglich sind. Die Vorsitzende von Rettet den Regenwald hat das Projekt auf einer privaten Reise besucht.
Ein weiteres Highlight im wahrsten Sinne des Wortes sind die vier Solarlaternen, die in Jalay Town aufgestellt wurden. Eine davon weist den Weg zur Lodge, die anderen drei dienen der Dorfbevölkerung. Das ist in einem Ort, wo es kein öffentliches Stromnetz gibt, viel wert.