Antigone im Amazonas

Schauspieler aus dem Theaterstück Antigone im Amazonas stehen im Regenwald Szene aus dem Theaterstück: Antigone im Amazonas (© NTGent) Dreharbeiten auf einer Landstrasse im Amazonas. Indigene und Landlose stehen bewaffneter Militärpolizei gegenüber. Dreharbeiten im Amazonas. Die Szenen lassen ein Massaker aufleben, bei dem 1996 bei einem „Marsch für die Landreform“ landlose Kleinbauern von der Militärpolizei erschossen wurden. (© NTGent)

13.05.2023

Im Theaterstück „Antigone im Amazonas“ des Schweizer Regisseurs Milo Rau geht es um den Kampf der Menschen im brasilianischen Regenwald für Landrechte und den Erhalt des Ökosystems. Dazu startet am 13. Mai eine gemeinsame Kampagne mit Rettet den Regenwald gegen das Greenwashing durch die Agrar- und Lebensmittelindustrie.

Am belgischen Theater NTGent hat heute das Theaterstück „Antigone im Amazonas“ des Schweizer Regisseurs und Autoren Milo Rau Premiere. Es ist der Beginn einer Aufführungsreihe in Belgien, den Niederlanden, Österreich, Deutschland und Frankreich.

Für die moderne Version der antiken Tragödie ist Rau in das brasilianische Amazonasgebiet gereist und hat dort in den vergangenen Wochen mit Menschen der Landlosen-Bewegung MST und Indigenen gefilmt. Die Aufnahmen aus dem Bundesstaat Pará hat Rau in seine nun in Europa aufgeführte Theaterinszenierung eingebaut.

Den Höhepunkt bildeten die Dreharbeiten am 17. April von der Blockade einer Landstraße im Regenwald. 200 Menschen ließen dort noch einmal die Szenen eines Massakers aufleben, bei dem vor 27 Jahren bei einem „Marsch für die Landreform“ am selben Ort und Jahrestag 19 landlose Kleinbäuerinnen und Bauern von der Militärpolizei erschossen wurden.

Zu den Akteuren gehörten die MST-Aktivistin Maria de Araújo, die 1996 Augenzeugin des Massenmords war: „Wir werden heute diese Fernstraße blockieren, um an das Massaker zu erinnern. Für Augenzeugen wie mich ist das bedrückend erneut zu sehen, wie meine Genossen sterben. Einfach Grausam,“ so Araújo.

Die indigene Schauspielerin Sara Kay verkörpert Antigone: „Uns Indigene nimmt man erst seit wenigen Jahren wirklich wahr in unserem Kampf für den Regenwald. Dabei wurde mein Volk erst unterdrückt, dann kolonialisiert, was zur Folge hat, dass viele Indigene bis heute kein Recht auf ihr Land besitzen“, erklärt Sara Kay.

Rau will den Kampf der Landlosen und Indigenen in Brasilien nicht nur auf die europäischen Bühnen bringen, sondern auch in die Öffentlichkeit tragen. Dazu startet er zeitgleich zusammen mit MST eine gemeinsame internationale Kampagne gegen Greenwashing, an der sich auch Rettet den Regenwald beteiligt. Die dazu veröffentlichte Erklärung des 13. Mai - Gegen die „nachhaltige“ Zerstörung des Regenwaldes und der dort lebenden Menschen!“ haben über 50 namhafte Künstler:innen, Autoren:innen und Philosophen:innen unterzeichnet.

„Ich glaube, der Amazonas ist im Grunde die Grenze des Kapitalismus. Es ist der letzte wirklich offene Raum“, erklärt Rau.

Der brasilianische Palmölkonzern Agropalma zeigt dabei auf drastische Weise, wie das System der Zerstörung, Entrechtung und Ausbeutung funktioniert. Die Menschen im Anbaugebiet in Pará werfen Agropalma seit Jahren Landraub, Menschenrechtsverletzungen und schlechte Arbeitsbedingungen vor. Gerichte in Brasilien haben Agropalma über die Hälfte der Grundstücke wegen illegalem Landhandel und Betrug aberkannt.

Trotzdem ist Agropalma bis heute mit zehn verschiedenen internationalen Siegeln zertifiziert. Zu den Kunden des Palmöls gehören über ein Dutzend internationale Lebensmittel- und Konsumgüterkonzerne wie Ferrero, Danone und Nestlé. An der Petition „Biologisch? Nachhaltig? Fair? Die Wahrheit über Palmöl aus Brasilien“ von Rettet den Regenwald gegen den Etikettenschwindel bei Agropalma haben bereits über 75.000 Menschen teilgenommen.

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