Ecuador: Ölförderung im Yasuní-Nationalpark durch Referendum gestoppt!

Abstimmung si für Yasuni Historisch! Das JA hat gewonnen: Plakat der Yasuní-Initiative. Das JA bezieht sich auf die Frage, ob das Erdöl im Boden bleiben soll (© Yasunid@s) Papageien im Yasuni NP Die Papageien gehören zur großen Artenvielfalt im Yasuní-Nationalpark (© Pedro Bermeo)

23.08.2023

Die Mehrheit der Menschen in Ecuador hat in einer verbindlichen Volksbefragung für das Ende der Ölförderung im Yasuní-Nationalpark gestimmt. Das Referendum ist ein großer Sieg für die indigenen Völker, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen in dem südamerikanischen Land. Rettet den Regenwald fördert die Yasuní-Kampagne mit Öffentlichkeitsarbeit und Spendengeldern.

Mehr als zehn Jahre hat eine Allianz aus Indigenen-, Umwelt- und Menschenrechtsorganisationen in Ecuador für das Referendum gekämpft, um die Bevölkerung des Landes über das Ende der Ölförderung im Regenwald des Yasuní-Nationalparks abstimmen zu lassen. Die Regierung und staatliche Institutionen hatten das mit illegalen Machenschaften stets verhindert.

Erst nach einen Klage der Yasuní-Initiative durch alle Instanzen bis zum Verfassungsgericht konnte das Referendum schließlich durchgesetzt werden. Seit April sind die Aktivisten unermüdlich durch das Land gezogen, um die Bevölkerung über die Volksbefragung, deren Ziele und die katastrophalen Folgen der Erdölindustrie aufzuklären. Mit Erfolg: Das JA zur Einstellung der Erdölförderung im Yasuní-Nationalpark hat klar mit 59 % gegenüber dem NEIN mit 41 % gesiegt.

Auch in einem weiteren Referendum über den Bergbau in den den Anden im Gebiet der Hauptstadt Quito stimmte die Bevölkerung für den Schutz von Mensch und Natur. 68 % der abgegebenen Stimmen lehnten dort Bergbauprojekte ab.

Indigenes Territorium – mit der weltweit höchsten Artenvielfalt

Yasuní ist die Heimat indigener Völker wie die Waorani, darunter auch in freiwilliger Isolation lebende Gruppen. Die Regenwälder in Yasuní gehören zu den artenreichsten Gebieten der Welt. Auf 25 Hektar (0,25 km²) wurden dort allein 1.104 verschiedene Baumarten gezählt – auf einem einzigen Hektar (0,01 km²) sogar 644 Baumarten. Das sind viel mehr als in ganz Europa.

Das Referendum und sein Ausgang sind ein weltweites Vorbild. Zum ersten Mal konnte die Bevölkerung eines Landes an der Wahlurne direkt über die Zukunft der Erdölförderung entscheiden. Die ecuadorianische Regierung und der staatliche Erdölkonzern Petroecuador müssen nun die Erdölförderung in Yasuní einstellen und innerhalb eines Jahres alle Förderanlagen, Ölpipelines und Infrastrukturen abbauen.

Politiker auf Seiten der Öl- und Gasindustrie

Noch kurz vor dem Referendum versuchte der ecuadorianische Präsident Guillermo Lasso zusammen mit der Ölindustrie Stimmung gegen die Yasuní-Initiative und das geforderte Aus für die Ölförderung in dem Nationalpark zu machen. Ohne die Einnahmen aus den Ölpumpen in Yasuní müssten die Bildung und Gesundheitsversorgung der Bevölkerung drastisch gekürzt werden, behauptete Lasso unter anderem.

Die Mehrheit der Menschen in Ecuador hat sich von den Drohungen nicht beeinflussen lassen. Mit der Durchsetzung des Referendums und der breiten Zustimmung für das Ende der Ölindustrie im Yasuní-Nationalpark haben sie weit über die Grenzen des südamerikanischen Landes hinaus ein Zeichen gesetzt: Unser Verbrauch von fossilen Energien – ganz besonders im globalen Norden – zerstört die Lebensgrundlagen der Menschen, die Natur und das globale Klima und muss rasch beendet werden. Stattdessen werden auch bei uns neue Terminals für Erdgasimporte im Eiltempo aus dem Boden gestampft.

Das JA der Menschen für den Schutz des Yasuní-Nationalparks bedeutet auch eine deutliche Abfuhr für den brasilianischen Präsidenten Lula da Silva. Auf dem Anfang August von Brasilien in der Stadt Belém durchgeführten Amazonas-Gipfel hatte da Silva mit seinem Veto eine gemeinsame Erklärung der acht Anrainerstaaten des Amazonasgebietes verhindert, die sich gegen neue Erdölprojekte im Regenwald ausgesprochen hatten.

Unterstützung durch Rettet den Regenwald

Rettet den Regenwald unterstützt die Yasuní-Initiative mit 40.000 Euro finanziell. Mit den Spendengeldern wurden Infomaterialien für die Öffentlichkeitsarbeit und das Referendum erstellt, Veranstaltungen, Fahrt- und Reisekosten sowie die Verpflegung der vielen freiwilligen Helferinnen und Helfer finanziert. Die Hälfte der Spendengelder hat der Verein über ein Crowdfunding zusammen mit anderen deutschen und europäischen Organisationen gesammelt. Wir bedanken uns bei allen für die Unterstützung.


  1. Das JA zur EinstellungOffizielles Ergebnis der Stimmenauszählung des Referendums zu Yasuní auf der Webseite der nationalen Wahlkommission in Ecuador auf Spanisch:
    Consejo Nacional Electoral 2023. Consulta Popular Yasuní: https://elecciones2023.cne.gob.ec/Consultas/yasuni

  2. weiteren ReferendumOffizielles Ergebnis der Stimmenauszählung des Referendums zum Bergbau Chocó Andino auf der Webseite der nationalen Wahlkommission in Ecuador auf Spanisch:
    Consejo Nacional Electoral 2023. Consulta Popular Chocó Andino / Pichincha / Quito: https://elecciones2023.cne.gob.ec/Consultas/choco

  3. BaumartenSave Americas Forests. YASUNÍ—TREE DIVERSITY MAP & INFORMATION https://www.saveamericasforests.org/Yasuni/Maps/Tree.html

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