Bei Widerstand Mord: Indigene und Umweltschützer:innen sind weltweit bedroht

Porträtfoto des indigenen Sarapo Kaapor mit Federschmuck Foto des 2022 ermordeten indigenen Führers Sarapo Kaapor in Brasilien (© Andrew Johnson) Collage Kaapor - Sarapo vive © TUXA TA PAME

15.09.2023

Unser Konsum von Agrarrohstoffen, Metallen, Mineralien und Holz hat für die Menschen im Globalen Süden gravierende Folgen: Mindestens 177 Menschen wurden 2022 ermordet, weil sie sich für ihre Landrechte und den Erhalt der Natur eingesetzt haben. Über ein Drittel der Opfer waren Indigene, darunter unser Partner Sarapo Kaapor in Brasilien.

Unter dem Titel „Standing firm“, was übersetzt etwa „Standfest bleiben“ heißt, hat die britisch-amerikanische Organisation Global Witness ihren jährlichen Report über die weltweite Bedrohung und Tötung von Indigenen, Umweltschützern- und Menschenrechtlern veröffentlicht.

Danach wurden im vergangenen Jahr 2022 weltweit mindestens 177 Menschen ermordet, über ein Drittel (64 Menschen) davon waren Indigene.

Der Brennpunkt der Gewalt liegt wie schon in den Vorjahren in Lateinamerika, mit Kolumbien (60 Todesopfer) an der Spitze, gefolgt von Brasilien (34), Mexiko (31) und Honduras (14) sowie den Philippinen (11) in Asien.

Die von Global Witness präsentierten Zahlen stellen nur ein unvollständiges Bild des Ausmaßes der Ermordung von Land- und Umweltschützern:innen in der ganzen Welt im Jahr 2022 dar, erklärt die britisch-amerikanische NGO in dem Report:

„Wir sind uns auch darüber im Klaren, dass die Namen vieler Verteidiger:innen, die im vergangenen Jahr getötet wurden, möglicherweise nicht bekannt sind, und dass wir vielleicht nie erfahren werden, wie viele weitere Menschen ihr Leben zum Schutz unseres Planeten geopfert haben.”

So bildet die Statistik von Global Witness nur die Spitze des Eisbergs der Gewalt, wie der Indigenenrat CIMI in seinem ausführlichen „Bericht über die Gewalt gegen indigene Völker in Brasilien für das Jahr 2022“ dokumentiert. Allein für Brasilien führt CIMI 180 Morde an Indigenen aufgrund von Land- und Rohstoffkonflikten auf.

All diesen Menschen wurde gewaltsam das Leben genommen - und noch viele mehr wurden bedroht, geschlagen, verschleppt, vertrieben oder kriminalisiert, weil sie sich aktiv für den Schutz ihres Landes, der Umwelt und der dort lebenden Menschen einsetzten. Die Täter und deren Hintermänner - skrupellose Großgrundbesitzer, Politiker und Firmen - schrecken allzu oft nicht einmal vor Mord zurück. Sie wissen, dass die Verbrechen meist nicht weiter von den Behörden untersucht, sie nicht ermittelt und vor Gericht gestellt werden.

Eines der Opfer war der indigene Führer Sarapo Kaapor. Als Partner unseres Vereins führte er sein Volk bei der Verteidigung des offiziell anerkannten Regenwald-Territoriums der Kaapor an. Auf einer Fläche von 531.000 Hektar, das entspricht der doppelten Größe des Saarlandes, beherbergt das Territorium Alto Turiaçu eine enorme Biodiversität, darunter sehr viele nur dort vorkommende (endemische) Tier- und Pflanzenarten.

Mit ihrer naturschonenden Lebensweise haben die Kaapor das letzte große Regenwaldgebiet im Nordosten Amazoniens erhalten. Rinderzüchter, Sojapflanzer, Holzfirmen und Bergbaugesellschaften bedrohen die Kaapor massiv, um sich deren Land und Rohstoffe anzueignen. Auch die Drogenmafia investiert in solche Aktivitäten, um Drogengelder reinzuwaschen.

So wie im Fall der Kaapor standen die meisten Mordfälle in Verbindung mit der Ausweitung der Agrarindustrie, dem Bergbau und Holzeinschlag - und genossen dabei oft politische Rückendeckung. Die Ende 2022 abgewählte Regierung von Präsident Bolsonaro, die von einem Teil der Justiz, des Parlaments und anderen Sektoren unterstützt wurde, hat Verbrechen gegen Minderheiten und die Natur als notwendig für das Wirtschaftswachstum betrachtet, schreibt CIMI in dem Bericht.

Rettet den Regenwald unterstützt seit drei Jahren die Kaapor mit Spenden, Kampagnen- und Netzwerkarbeit. Zur Aufklärung des Mordes hat der Verein mit den Indigenen die Petition „Die Kaapor brauchen unsere Hilfe“ vereinbart, an der fast 80.000 Personen teilgenommen haben.


Diese Seite ist in folgenden Sprachen verfügbar:

Bestellen Sie jetzt unseren Newsletter

Bleiben Sie mit unserem Newsletter am Ball – für den Schutz des Regenwaldes!