Gericht verbietet Ausreise zur Preisverleihung
04.10.2023
Die Jugendgruppe Mother Nature Cambodia hat dieses Jahr den Alternativen Nobelpreis gewonnen. Doch persönlich entgegennehmen dürfen die Aktivistinnen und Aktivisten die Auszeichnung nicht. Ein Gericht in Phnom Penh hat ihnen die Reise nach Stockholm untersagt.
Am 28. September erhielten die Aktivistinnen Long Kunthea und Phoun Keoreaksmey und ihr Kollege Thun Ratha eine Einladung nach Schweden, um am 29. November in Stockholm den Right Livelihood Award, den sogenannten Alternativen Nobelpreis, entgegenzunehmen. Sie gehören zur Jugendgruppe Mother Nature Cambodia, die sich seit zehn Jahren für den Schutz der Natur- und Menschrechte in ihrer Heimat Kambodscha einsetzen. Dafür wurden sie von der Right Livelihood Foundation in diesem Jahr ausgezeichnet.
„Sie arbeiten in einer Diktatur“, hatte der Direktor der Stiftung Ole von Uexküll bei der Bekanntgabe des Preises gesagt, „und für ihren Einsatz zahlen viele Mitglieder einen hohen Preis.“
Diese Aussage trifft nun erneut ins Scharze: Ein Gericht in Phnom Penh hat Long Kunthea, Phoun Keoraksmey und Thun Ratha untersagt, das Land zu verlassen, um diesen bedeutenden internationalen Preis persönlich zu empfangen. In einem in Phnom Penh veröffentlichen Schreiben erklärte der Staatsanwalt, dass die Reise „nicht notwendig“ sei und dass die Aktivisten „nicht ins Ausland reisen dürfen.“ Das berichtet das Pressenetzwerk CamboJA auf seiner Website.
Die drei jungen AktivistInnen gehören zu den sechs MNC-Mitgliedern, die zum Teil mehr als ein Jahr im Gefängnis saßen und im November 2021 vorläufig und unter strengen Auflagen freigelassen wurden. Ihnen drohen weiterhin zehn Jahre Haft.
Der Auftritt auf der Bühne in Stockholm hätte ein Zeichen gesetzt
„Es ist grausam, dass die kambodschanische Justiz uns jungen Menschen, die sich für den Schutz der natürlichen Ressourcen und der Umwelt einsetzen, die Teilnahme verweigert", sagte Thun Ratha laut cambojanews. „Die Begründung des Staatsanwalts, es sei nicht notwendig, ist lächerlich, denn wir wollten ins Ausland reisen, um eine globale Auszeichnung zu erhalten, die für eine Gruppe, eine Einzelperson oder ein Land nicht einfach zu bekommen ist.“
Er glaubt, dass durch die Entscheidung des Gerichts in der internationalen Gemeinschaft der Eindruck entsteht, dass Premierminister Hun Manet in die Fußstapfen seines Vaters tritt, und dass dies negative Auswirkungen auf Kambodscha haben wird.
„Wir sind bestürzt darüber, dass der Vorsitzende des städtischen Gerichts von Phnom Penh unseren Reiseantrag für den Empfang der Alternativen Nobelpreises abgelehnt hat", schreibt uns Phuon Keoraksmey. „Wir betrachten die Entscheidung als politisch motiviert, und das Gerichtssystem in Kambodscha ist nicht unabhängig. Die Entscheidung hat den Ruf Kambodschas in der internationalen Gemeinschaft noch mehr beschädigt. Sie zeigt, dass die Verpflichtung zur Wiederherstellung der Menschenrechte und der Demokratie, mit der Hun Manet vor der internationalen Gemeinschaft (einschließlich des UN-Gipfels) geprahlt hat, bedeutungslos ist. Wir hoffen, dass die Welt diese Geschichte zur Kenntnis nimmt!"
Der Auftritt auf der Bühne, um den Preis entgegenzunehmen, hätte eine Quelle der Inspiration für junge Kambodschaner sein können, so Thun Ratha. Er zeige, dass Menschen aus einem kleinen Land Großes leisten können.
Die Aktivisten planen, dass Vertreter den Preis in ihrem Namen persönlich entgegennehmen.
Die Right Livelihood-Stiftung forderte eine Überprüfung der Entscheidung.
CamboJACamboJa bezeichnet sich als das einzige unabhängige Netzwerk professioneller Journalisten in Kambodscha, das von zahlreichen Reportern gegründet wurde, unter anderem der englischsprachigen Zeitungen Cambodia Daily und Phnom Penh Post, die im Vorfeld der Parlamentswahlen 2018 von der Regierung unterdrückt bzw. auf Linie gebracht wurden.
https://www.camboja.net/our-story/