Tote und Verletzte auf Ölpalmplantage in Bangkal, Borneo
09.10.2023
Indonesische Polizisten haben auf einer Ölpalmplantage auf Indigene geschossen und dabei einen Mann getötet. Zwei weitere Personen wurden während des Gewaltausbruchs am 7.10. schwer verletzt. Tatort ist eine Plantage der Best Group beim Dorf Bangkal auf der Insel Borneo.
Am Samstag, den 7. Oktober 2023, starb ein Indigener auf einer Ölpalmplantage auf Borneo, zwei weitere Menschen wurden schwer verletzt.
Seit dem 16. September protestieren die Einwohner des Dorfes Bangkal auf der Plantage der Firma PT Hamparan Masawit Bangun Persada (HMBP) gegen Landraub und Ungerechtigkeit. HMBP gehört zu Best Agro International, einem der größten Palmölkonzerne Indonesiens, der ein Arm der Best Group der schwerreichen Familie Tjajadi ist.
Die Dorfbewohner werfen der Plantagenfirma vor, mehr als 1.000 Hektar außerhalb der Konzession mit Ölpalmen bepflanzt zu haben. Sie verlangen dieses Land seit 2013 und außerdem 1.175 Hektar Regenwald innerhalb der Konzessionsfläche zurück. Doch die Firma hat zehn Jahre lang ihr Versprechen nicht gehalten. Sie ist zu keinen Gesprächen bereit, worauf die Menschen von Bangkal ab Mitte September 2023 die Zufahrtswege zur Plantage blockierten.
Statt sich für die Lösung des Landkonfliktes einzusetzen, schlägt sich die Verwaltung des Distrikts Seruyan in der Provinz Zentral-Kalimantan auf die Seite des Unternehmens. Polizeieinheiten rücken an, um die Demonstration mit Tränengas und Schüssen niederzuschlagen. Einige der Demonstranten nehmen das Geschehen mit ihren Mobiltelefonen auf.
Die Schüsse treffen drei Männer. Einer von ihnen erliegt noch am Samstag seinen Verletzungen, die beiden anderen sind schwer verletzt. Zwanzig Dorfbewohner von Bangkal werden verhaftet. Sie sind, nach indonesienweiten Protesten wegen der brutalen Polizeigewalt gegen Indigene, die verzweifelt um ihre Rechte kämpfen, am Sonntagabend wieder frei gekommen.
Konflikte um Land sind Alltag auf Borneo, seit dort in großem Maßstab der Wald für riesige Plantagen abgeholzt wird. Die Menschen verlieren mit dem Wald und ihrem Land die Existenzgrundlage. Stattdessen entstehen seit fünfzehn Jahren auf Borneo mehrere Millionen Hektar Ölpalmplantagen, anfangs gezielt für den europäischen Bedarf an Agrosprit (Biosprit).
Wenn die Menschen für ihre Rechte eintreten, werden sie bekämpft. Die Indigenen Borneos, die Dayak, sind Opfer des Wirtschaftswachstums auf Palmölbasis.
„Die Polizei“, sagt uns ein indonesischer Journalist, „schießt auf die Menschen statt sie zu schützen.“
Laut der Umweltorganisation WALHI (Friends of the Earth Indonesia) entspringt die aktuelle Demonstration der Wut der Menschen von Bangkal auch der Enttäuschung über die Regierung. Diese vertrete nur Wirtschaftsinteressen und die mächtigen Konzerne, nicht aber die Bürgerinnen und Bürger, und sie setze sich nie für die Lösung von Landkonflikten ein.
Save Our Borneo, unsere Partnerorganisation vor Ort, fordert angesichts der Gewalt die Menschenrechtskommission auf, den Konflikt zu untersuchen.
„Die Sicherheitskräfte müssen Gewalt verhindern und für einen gerechten und gleichberechtigten Dialog sorgen,“ appellieren Save Our Borneo, Sawit Watch und Satya Bumi in einer gemeinsamen Pressemitteilung.
Save Our Borneo hat seit Jahren auf von HMBP begangenen Landraub, illegale Zerstörung von Regenwald und Übertretung von Gesetzen aufmerksam gemacht. Ein mühevoller und selten erfolgreicher Einsatz. 2022 feierten wir die Rückgabe von nur 15 Hektar Wald an Herrn Hiden aus dem Nachbardorf Penyang, die Hiden sich vor Gericht erstritten hatte, als Erfolg. Ein bitterer Erfolg, denn HMBP hat 2023 das Revisionsverfahren gewonnen.
„Borneo ist in den Krallen der Konzerne“, sagt Safrudin von der Organisation YIHU (Stiftung für Mensch und Regenwald). „Der Wald wird vernichtet und die Menschen bleiben auf der Strecke.“
Rettet den Regenwald steht in Solidarität mit dem Toten, den Verletzten und den Einwohnern von Bangkal und mit allen Menschen, die Opfer der Zerstörung von Regenwald und der Gier nach Land sind. Den Familien übermitteln wir unser Mitgefühl und Beileid.
Polizeigewalt und Schüsse zeigen, wie wenig die Menschenrechte der Indigenen gelten. Sie zeigen auch, dass der Konsum von immer mehr Palmöl (und anderen Ressourcen) immer mehr Opfer fordert.
Wir prüfen noch, ob Palmöl der Best Group über Raffinerien und Großhandel bei uns landet. Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, das lässt allein die schiere Größe des Konzern vermuten.