Für die Komodo-Drachen: Widerstand gegen den "Jurassic-Park"
02.11.2023
Der Touristenmagnet "Jurassic Park" verändert die Komodo-Inseln in Ostindonesien und bedroht damit den Lebensraum der einzigartigen Warane. Bagger sind angerückt, Baukräne drehen sich und Protest wird mit Gewalt erstickt. Unsere Petition zum Schutz der Komodo-Drachen wird am 10. November in Jakarta und Berlin übergeben.
Der Umbau des Komodo-Nationalparks zu einem „Jurassic Park“ sorgt für Unruhe. Nur hier leben die berühmten Komodo-Drachen. Die Eingriffe in den Nationalpark, der auch UNESCO-Biosphären-Reservat ist, gefährden die Ökosysteme auf Land und im Meer. Menschen und Warane werden umgesiedelt. Paradox: Teile des Schutzgebietes sind für die einheimische Bevölkerung gesperrt, in anderen Teilen aber dürfen Unternehmen exklusive Ressorts bauen.
Noch stehen die Hotels nicht, doch an der Infrastruktur wird kräftig gebaut. Aussichtsplattformen, Informationszentren und Straßen entstehen. Auf der Insel Flores sind noch tiefgreifendere Veränderungen zu spüren. Die Hafenstadt Labuan Bajo, Ausgangspunkt für den Besuch des Komodo-Nationalpark, ist nun Zentrum einer „strategischen Tourismusregion“. Ein „zweites Bali“. Die Stadt hat mittlerweile einen neuen Flughafen und mehrere neue Hotels. Ein Staudamm und ein Geothermie-Kraftwerk werden gebaut - auf Land, von dem Menschen und Wälder weichen müssen. Die Bevölkerung auf Flores sieht ihre Lebensgrundlagen und ihre Kultur schwinden, nicht nur die Menschen auf Komodo.
Der Widerstand gegen Umweltzerstörungen, Umsiedlungen und die massive Begrenzung der Arbeitsmöglichkeiten als Fischer, Bauern und Fremdenführer wächst. Die Antwort der Regierung auf Kritik und Proteste: Einsatz von Sicherheitskräften, Gewalt und Kriminalisierung.
Petition zum Schutz der Komodo-Warane
„Es geht nicht nur um den Komodo-Nationalpark“, sagt Umbu Wulang von unserer Partnerorganisation WALHI NTT. Denn der Ausbau des Komodo-Nationalparks zu einem Tourismus-Schwerpunkt endet nicht mit neuen Hotels. Die brauchen Wasser, Strom, Lebensmittel. „Auch andere Nationale Strategische Projekte wie das Geothermiewerk in Poco Leok oder der Staudamm in Kupang zerstören die Umwelt. Die indigene Bevölkerung verarmt, und wenn sie ihre Stimme erhebt, wird sie bedroht und kriminalisiert.“
Gemeinsam mit indonesischen Partnern haben wir eine Petition gestartet.
Am 10. November 2023 wird sie in Jakarta und in Berlin übergeben. Damit werden die Forderungen von 35 Organisationen in Ostindonesien in Vertretung der Menschen von Komodo, Flores und den Nachbarinseln, bekräftigt:
Keine Gewalt gegen die Bevölkerung von Labuan Bajo und gegen die Kritiker der Projekte
Respektierung der Bürgerrechte und der Menschenrechte
Bessere Information der Öffentlichkeit, Konsultationen und Transparenz bei Projekten mit Folgen für die Menschen
Medizinische und psychische Hilfe für die Opfer der Gewalt
Respektieren von Kritik
Entzug der Genehmigungen für landfressende Tourismus-Projekte
Solidarität gegen Landraub: der Fall Nikodemus Manao
Wie wertvoll es ist, dass Umweltschützer aus Asien und Europa an einem Strang ziehen, zeigt das Schicksal von Nikodemus Manao: der Indigene aus Flores saß über ein Jahr in Untersuchungshaft, weil er das traditionelle Land verteidigen und den Wald seiner Gemeinde vor der Abholzung bewahren wollte.
Jetzt ist er wieder frei! Rettet den Regenwald konnte dazu beitragen.
Hintergrund für die Festnahme von Nikodemus Manao ist ein 40 Jahre langer Landkonflikt zwischen der Provinz und der indigenen Gemeinschaft von Besipae. Es geht um 3.700 Hektar Wald, den ein australisches Unternehmen gepachtet hatte. Das Unternehmen betrieb dort bis 2012 eine Rinderfarm. Seither beansprucht die Provinz den Wald. Wiederholte Versuche, die Menschen zu vertreiben, scheiterten an ihrer Entschlossenheit.
Bei der Räumungsanordnung 2020 habe Nikodemus Manao einen Beamten geschlagen, laut Aussagen seines Rechtsanwaltes eine falsche Beschuldigung. Ohne Anhörung von Zeugen wurde Manao im Juli 2023 zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt. Im August wurde Manao, auch auf unser Betreiben hin, wieder freigelassen. Dieser Fall ist einer von Hunderten anderen und steht exemplarisch für die Auseinandersetzung um Landrechte, bei der Indigene und Kleinbauern die Verlierer sind.
- PT. Segara Komodo Lestari auf 22,1 Hektar auf der Insel Rinca
- PT. Komodo Wildlife Ecotourism auf 274,81 Hektar auf der Insel Padar sowie 154,6 Hektar auf der Insel Komodo
- PT. Synergindo Niagatama auf 6,490 Hektar auf der Insel Tatawa (Angaben von WALHI NTT)
https://tirto.id/dua-perusahaan-di-tn-komodo-akan-dievaluasi-walhi-desak-cabut-izin-gnuW
Video eines lokalen TV-Senders über die Freilassung: https://www.youtube.com/watch?v=keH9pjVwjJU
Mongabay (indonesisch) über den Landkonflikt https://www.mongabay.co.id/2020/05/21/masyarakat-adat-pubabu-tolak-klaim-lahan-pemprov-ntt-kenapa/
WALHI NTT hat sich für den Verurteilten eingesetzt https://walhintt.org/ragu-dengan-pengadilan-terdakwa-dan-keluarga-nikodemus-manao-tidak-banding/
Die katholische UCANews berichtet auf Englisch: https://www.ucanews.com/news/indonesian-tribal-christian-faces-jail-over-land-dispute/101955