Indonesischer Aktionstag gegen die Ausbeutung von Rohstoffen

drei Kinder blicken auf Sandabbau Stopp den Sandabbau! Erhaltet die Natur für unsere Kinder und Kindeskinder! (© JATAM Sulteng) Plakat zum Anti-Bergbau-Tag (Hari Anti Tambang, HATAM) 2024 "Anti-Bergbau-Tag" HATAM am 29. Mai: Gedenken an die Lapindo-Schlammvulkan-Katastrophe am 29. Mai 2006 und die Opfer von Bergbau (© JATAM) Demo, vorne Banner "Gegen den Kolonialismus der extraktiven Industrien", dahinter Menschen und ein Lastwagen Mit Aktionen, Theater, Musik und Ausstellungen wehren sich Umweltverteider:innen und Betroffene gegen die Zerstörung durch Bergbau (© JATAM Sulteng) Fotocollage Bagger, Mine, Waldschäden Die Expansion der Nickelminen bedroht Natur und Menschen der Insel Sulawesi (© Collage RdR) Sandabbau an der Küste Sandraub zerstört kleine Inseln und die Küsten von Sulawesi (© Jatam Sulteng) Cartoon zur Verantwortung des Unternehmers und Ministers Bakrie wegen des Schlammvulkans in Sidoarjo Lapindo-Schlammvulkan am 29. Mai 2006: Ex-Minister Aburizal Bakrie und seine Firma Lapindo Brantas entziehen sich der Verantwortung (© Corporate Watch)

29.05.2024

Indonesien begeht am 29. Mai den Anti-Bergbau-Tag. Auf Sulawesi steht sogar eine ganze Woche im Zeichen des Widerstandes gegen die Ausbeutung von Nickel und Sand - für E-Autos und Beton. Das Anti-Bergbau-Netzwerk Jatam Sulteng hat unsere Petition gegen Sandraub mit 179.009 Unterschriften der Regierung von Zentralsulawesi übergeben.

 

Der 29. Mai ist der indonesische „Anti-Bergbau-Tag“ HATAM (Hari Anti Tambang)

In Erinnerung an den Lapindo-Schlammvulkan (siehe unten) finden alljährlich an vielen Orten Indonesiens Veranstaltungen und Aktionen statt. Auf Sulawesi jedoch steht sogar die ganze Woche vom 26. bis 30. Mai im Zeichen des Gedenkens an die steigende Anzahl der Opfer der Bergbauindustrie. 

 

„Bei uns liegt der Schwerpunkt auf Nickel und Sand", so Moh Taufik, Direktor unserer Partnerorganisation JATAM aus Zentralsulawesi. Denn Indonesiens große Nickelvorkommen befinden sich auf Sulawesi und den Molukken. Der rasant steigende Abbau der Nickelerze und die neuen Sonderindustriezonen haben massive Umweltzerstörungen zur Folge. Im Zentrum der Industrie, in Sulawesis Bezirk Morowali, sind die Folgen für Natur und Menschen besonders dramatisch. Nickel ist der Schlüssel für Indonesiens Ziel, Weltmarktführer im Sektor Batterien für Elektroautos zu werden. Für die Wirtschaftspolitik hat der Ausbau der Nickelindustrie höchste Priorität, und Widerstand dagegen ist riskant.

Der Sand der Küsten Sulawesi wird seit vielen Jahren abgebaggert. Den Großteil schluckt die Bauindustrie für die Herstellung von Beton, insbesondere im Namen der so genannten „Entwicklung“ Ostindonesiens oder für die künstliche Landerweiterung Singapurs. Unsere Petition Den Sandraub in Sulawesi stoppen! hatte anfangs Erfolg, denn die Regierung der Provinz unterzog zahlreiche Betriebe einer Untersuchung und schloss sechs Firmen.

Doch seit mit dem Bau der neuen Hauptstadt Ibu Kota Nusantara IKN auf Borneo begonnen worden ist, sind wieder anarchische Verhältnisse ausgebrochen. Besonders an der Westküste, die Borneo direkt gegenüberliegt, sind die Folgen für Natur und Menschen dramatisch. Alarmierend ist die Luftverschmutzung. Ohne Maske ist das Leben kaum noch möglich, und viele Menschen leiden an akuten Atemwegsinfektionen.

Aus ganz Indonesiens sind Menschen nach Sulawesi gereist, um an dem Anti-Bergbau-Tag teilzunehmen, darunter viele Opfer von Umweltzerstörung und Vertreibung. Im Rahmen der Veranstaltung „Nickel ist die neue Kohle“ sagten Zeugen aus, deren Existenz durch Nickel bedroht ist. Die Diskussionsveranstaltung „Menschen leiden unter dem Ehrgeiz von Jokowi und Prabowo“ zu dem Mega-Projekt der neuen Hauptstadt IKN stieß auf besonders großes Interesse.

Video: Aktionstag gegen Bergbau 2024

In diesem vierminütigen Video über den 29. Mai 2024 in Palu, der Hauptstadt der Provinz Zentralsulawesi, sprechen Betroffene, Opfer und Aktivisten aus ganz Indonesien: Sie beklagen Todesfälle und Umweltzerstörung: Kinder sterben, Wasser ist verseucht.

Darunter sind (1:20) Harwati aus Porong Sidoarjo über den Lapindo Schlammvulkan, (1:37) Gunarti aus Kendeng über die Zerstörung der Kendeng-Berge für Zement von Heidelberg Materials; (1:57) Nanang Setiawan aus Morowali über die Nickelindustrie; (2:28) Bidayah aus Buluri, Donggala, über die Folgen des Sandabbaus.

<>Video Aksi HATAM<>

Die gesamte Woche mit Fotoausstellungen, Workshops zu Bürgerrechten, Diskussionen, Theater und Konzerten stand unter dem Motto „Gegen den Kolonialismus der extraktiven Industrien“. 

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Sulawesis Umweltschützer übergeben die Petition gegen Sandraub

Am 29. Mai zog eine Demonstration durch Palu, die Hauptstadt von Zentralsulawesi, bis vor das  Parlament. Nach einer Kundgebung übergab JATAM Sulteng die Petition Den Sandraub in Sulawesi stoppen! Vertretern der Regierung der Provinz. 179.009 Menschen aus 186 Ländern fordern die Politik auf, an das Wohl zukünftiger Generationen zu denken und die Natur Sulawesis für die Kinder und Kindeskinder zu erhalten.

Dies war bereits die zweite Übergabe. Schon 2019 hat der damalige Gouverneur Longki die Petition mit zu der Zeit 99.140 Unterschriften offiziell entgegengenommen und den Forderungen zugestimmt. JATAM Sulteng konnte damals erreichen, dass sechs Betrieben die Genehmigung für Sandabbau entzogen wurde.

Das Problem des Sandraubs sei aber nicht gelöst und daher könne die Petition nicht beendet werden, sagt Moh Taufik.

 

Video: Bloody Nickel

Wochen vor dem Aktionstag „gegen den Kolonialismus der extraktiven Industrien“ informierte JATAM in Jakarta mit der Ausstellung „Blutiges Nickel“ über die „dunkle Seite der Elektrofahrzeuge“. Betroffene aus den Nickel-Gebieten Morowali, Wawonii und Torobulu auf Sulawesi sowie aus den Molukken kamen ebenso zu Wort wie Aktivistinnen und Experten.

Video über die Ausstellung vom 3-5 Mai 2024: https://www.youtube.com/watch?v=9ZwfSFAFDHI

21 Minuten, Indonesisch mit englischen Untertiteln

Der Schlammvulkan von Lapindo in Ostjava

Der 29. Mai 2006 steht im Kalender als Tag der Lapindo-Schlammvulkan-Katastrophe im Landkreis Sidoarjo auf Java. Lapindo Brantas, ein Unternehmen der Bakrie-Gruppe des Ex-Ministers und Unternehmers Aburizal Bakrie, stieß bei Probebohrungen auf der Suche nach Erdgas bis auf 2.834 Meter Tiefe vor. Plötzlich drang am 29. Mai 2006 heißes Wasser unter hohem Druck in das Bohrloch. Aus 2.000 bis 3.000 Meter Tiefe schossen eine Million Kubikmeter toxischer Schlamm an die Oberfläche. 1.000 Hektar Land und 19 Dörfer wurden überflutet, mehr als hundert Menschen starben, 22.214 verloren ihr Zuhause. Wegen der giftigen Schwefelwasserstoffgase mussten viele medizinisch behandelt werden.

Der Lapindo-Schlammvulkan ist ein besonderer Fall. Er ist außergewöhnlich, einmalig, langwährend und auch nach achtzehn Jahren noch nicht versiegt. Umweltverteidiger sehen die Katastrophe als Prüfstein, an dem sich staatliche und unternehmerische Verantwortung messen lassen kann. Doch die haben versagt, und deswegen müssen Indonesier den Anti-Bergbau-Tag auch in diesem Jahr begehen.

„Diese menschliche und ökologische Tragödie hätte der Industrie und der Regierung eine Warnung sein sollen. Stattdessen aber wird die Rohstoffindustrie gefördert. Der verstärkte Abbau von Rohstoffen aber beschleunigt die Zerstörung unseren Lebensraums“, so Moh Taufik.

 


  1. Ibu Kota Nusantara IKNDer Name der neuen Hauptstadt heißt wörtlich ziemlich fantasielos:: "Hauptstadt des Inselreichs" in der Bedeutung von "Hauptstadt Indonesiens"

  2. Menschen leiden unter dem Ehrgeiz von Jokowi und Prabowo

    Derita Rakyat di Balik Ambisi Jokowi-Prabowo

    Jokowi ist der Spitzname des Präsidenten Joko Widodo (2014-2024), mit Prabowo ist der designierte Präsident Prabowo Subianto gemeint.

  3. Gegen den Kolonialismus der extraktiven Industrien

    Lawan Kolonialisme Industri Ekstraktif

  4. 1.000 Hektar Land

    Die Fläche des überfluteten, vergifteten, unbewohnbaren Landes wächst von Jahr zu Jahr. Waren es 2006 noch 143 Hektar, so sind heute über 1.000 Hektar. Die Tageszeitung Kompas schreibt im Jahre 2021 von 1.143,3 Hektar.  https://www.kompas.id/baca/ekonomi/2021/02/09/penataan-wilayah-terdampak-semburan-lumpur-ditargetkan-tuntas-tahun-ini

    Eine Analyse von Droheneaufnahmen aus dem Jahr 2021 kommt auf fast 1.000 Hektar. Video Drone Jowo 2021 https://www.youtube.com/watch?v=jAQVbuK4k78

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