Die indigenen Afsya retten 40.000 Hektar Regenwald in West-Papua!

drei Frauen, gekleidet in rote Webstoffe und mit bunten Federn auf dem Kopf In Festtagskleidung aus gewebten Stoffen warten Afsya-Frauen auf die Anerkennung als indigene Gemeinschaft (© Pusaka) Eine Gruppe Papua in traditioneller Kleidung hält eine Urkunde Die Urkunden zur Anerkennung als indigene Gemeinschaften und des indigenen Waldes werden in einer feierlichen Zeremonie überreicht. (© Pusaka) Drohnenfoto von Regenwald mit Fluss und Kahlschlag 40.000 Hektar Regenwald können die Afsya bei Sorong, West-Papua, retten. Im Hintergrund: Kahlschlag für eine neue Palmölplantage. (© Pusaka)

08.06.2024

40.000 Hektar Regenwald in West-Papua werden gerettet! Endlich sind sieben indigene Gemeinschaften offiziell anerkannt. Ihr Gebiet kann nicht mehr an Palmöl-, Papier- und Bergbaufirmen vergeben werden. Ein großer Erfolg nach jahrelangem Kampf.

Der Wald von Papua, dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea, erlebt einen massiven Ansturm von Unternehmen, die der Reichtum der Naturressourcen lockt. Behörden vergeben großzügig Genehmigungen für Plantagen und Bergbau in großem Stil. Für die Regierung selbst haben einige riesige Projekte für den Anbau von Palmöl, Reis, Zuckerrohr und Eukalyptus höchste wirtschaftliche Priorität. Zahlreiche Firmen interessieren sich außerdem für den Handel mit Klima-Zertifikaten, was die Papuas als Bedrohung ihrer Existenz erleben. Wenn diese Tendenzen anhalten, dann wird der Regenwald von Papua das gleiche Schicksal erleiden wie die Wälder von Sumatra.

Viele indigene Papuas wehren sich gegen diesen Landraub, denn mit den Wäldern verbindet sie mehr als nur der kommerzielle Wert. Sie stellen sich Bulldozern in den Weg, sie fordern ihre Rechte ein, sie bringen Regierung und Unternehmen vor Gericht, so wie Hendrikus Woro, über dessen unermüdlichen Einsatz gegen Palmölfirmen im Bezirk Boven Digoel wir mehrfach berichtet haben.

Doch der Wald hat langfristig nur eine Chance, wenn Wirtschaft nicht mehr auf der Ausbeutung der Naturressourcen basiert, der politische Wille für echten Naturschutz wächst und die Indigenen als die besten Waldhüter beteiligt und anerkannt sind – doch das ist ein mühevoller Weg.

Umso erfreuter sind wir über den Erfolg, den gleich sieben Gemeinschaften errungen haben. In Sorong im Westen Papuas haben sie die „Anerkennung zu Schutz und Achtung der Rechte indigener Völker und indigener Territorien“ erhalten. Auf dem langen Weg dorthin haben wir mit unserem Partner Pusaka das Volk der Afsya unterstützt.

 

In einer offiziellen Zeremonie überreichte ein Vertreter des Bezirks den sieben Gemeinschaften ihre Urkunden. „Ich hoffe für alle, dass es nicht bei diesem Moment bleibt, in dem die Regierung die Urkunden überreicht, mit denen der Staat uns anerkennt. Die Regierung muss garantieren, dass unsere Waldrechte sicher sind“, sagt Natalia Yewen, Campaignerin von Pusaka, die lange für die Afsya gekämpft hat.

Wir können nicht von unserem Land getrennt werden. Wir Papuas haben kein Geld, aber wir haben Wald und Land.

Aber: Wald ist in Indonesien staatlich. Nur anerkannte "Gemeinschaften indigenen Rechts" können rechtlich gesehen über Waldrechte verfügen. Mit der Urkunde erlangen die Gemeinschaften den Status einer Rechtsperson, die wiederum rechtmäßige Besitzerin von Wald und Land sein kann. Dann wird aus "Staatswald" ihr "Indigenenwald". Nur damit können sie den Wald gegen die Palmöl-, Holz- und Papierunternehmen verteidigen.

Eine Brücke zur Sicherung der Wälder“ nennt Natalia Yewen die Urkunde. 40.000 Hektar Wald der sieben indigenen Gemeinschaften können dann vor der Bedrohung durch neue Plantagen und den Zertifikatehandel geschützt werden.

Indigenenrechte anerkennen und Waldrechte achten

„Mehr als zwei Millionen Hektar Wald in Papua sind bereits an Palmöl- und Papierunternehmen vergeben“, beschreibt Franky Samperante, Direktor von Pusaka, die Realität. Davon sind 95 Prozent noch intakter Urwald auf den Territorien der Indigenen. „Das Modell mit den Genehmigungen im Staatswald hat zu einem Sturm auf den Regenwald geführt. Das heißt auch zu Landraub und zur Missachtung der Rechte der Indigenen.“

 

Viele indigene Gemeinschaften wehren sich unermüdlich gegen die "geplante Entwaldung". Umwelt- und Menschenrechtsgruppen haben im Verbund mit den Indigenen und lokalen Politikern Beweise erbracht und schließlich erreicht, dass Hunderte Genehmigungen von den Behörden überprüft worden sind. Aufgrund von „Unregelmäßigkeiten“ wie fehlenden Umweltprüfungen, gefälschten Unterschriften oder Gesetzesbrüchen wurden schließlich Dutzenden Firmen die Genehmigungen entzogen - in Primär- und Torfwäldern. So konnten 2021 Tausende Hektar Regenwald in West-Papua vor Palmöl gerettet werden! Ein Riesenerfolg!

Doch einige Firmen schlagen gerichtlich zurück. Im Falle der Afsya hatte sich die Palmölfirma PT Anugerah Sakti Internusa (ASI) 37.000 Hektar Wald angeeignet. Nach dem Entzug der Genehmigung brachte ASI den Bezirksdirektor von Süd-Sorong vor Gericht - und gewann. Dies ist einer von mehreren Fällen, bei denen Richter über die Zukunft des Waldes entscheiden.

Die Afsya waren machtlos. Seit Jahren schon bemühen sie sich um die Anerkennung als indigene Gemeinschaft. Im Juni 2023 endlich akzeptierten die Behörden die erforderlichen Dokumente. Dazu gehören ein historisches Gutachten der Besiedlung und Nutzung des Waldes, Vermessung und Kartierung, eine Darstellung des eigenen indigenen Rechts und vieles andere mehr.

Im Oktober 2023 schließlich fand eine große Versammlung statt, bei der all die Dokumente feierlich verifiziert wurden. Außer den Afsya und Vertretern der Behörden nahmen auch benachbarte Stämme, die Gemna, Nakna und die Yaben, teil. Unser Partner Pusaka, der ebenfalls anwesend war, berichtet von spannenden und vorher unbekannten geschichtlichen Informationen.

„Die Verteidigung der Umwelt, der Regenwälder und der Rechte der indigenen Völker ist ein langer und schwieriger Weg. Wir freuen uns über jeden Erfolg, denn er ist ein Erfolg für unseren Planeten und die Menschheit“, sagt Franky Samperante.

Yulian Kareth, Indigenenältester der Afsya, bedankte sich für die Urkunde und die Anerkennung der Indigenenrechte:

Diese Urkunde gibt uns die Macht, unser angestammtes Land und unsere Wälder zu nutzen und zu schützen.

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Mit Papua oder Tanah Papua (Papua-Land) bezeichnen wir den zu Indonesien gehörenden Teil im Westen der Insel Neuguinea. Im englischen Sprachgebrauch ist auch die Bezeichnung West Papua geläufig. Der Ostteil der Insel ist der eigenständige Staat Papua-Neuguinea.

  • Gesamtgröße der Insel Neuguinea = 785.753 km² (mehr als doppelt so groß wie Deutschland)
  • Papua / Tanah Papua (Indonesien) = 418.708 km² (größer als Deutschland und Österreich zusammen)

Papua wurde 1969 in einem von den UN anerkannten „Act of No Choice“ als eine Provinz namens Irian Jaya in Indonesien eingegliedert.

  • 2003 erfolgte die Teilung in die zwei Provinzen Papua und Papua Barat.
  • Zur weiteren Verwirrung trägt bei, dass Papua heute in sechs Provinzen unterteilt ist: Papua, Papua Barat, Papua Pegunungan, Papua Tengah, Papua Barat Daya und Papua Selatan.


  1. Anerkennung zu Schutz und Achtung der Rechte indigener Völker und indigener TerritorienPengakuan Perlindungan dan Penghormatan Hak Masyarakat Hukum Adat dan Wilayah Adat

  2. geplante Entwaldung"Deforestasi terencana" nennen Auriga Nusantara und andere indonesische Umwelt-NGOs die Vergabe von riesigen Waldflächen in Papua an Konzerne, meist für Palmöl.

    https://auriga.or.id/cms/uploads/pdf_id/report/7/1/deforestasi_dan_pelepasan_kawasan_hutan_di_tanah_papua_id.pdf

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