Die Abholzung des Chaco-Waldes in Argentinien ist ausgesetzt

Luftaufnahme von zwei grossen rechteckigen Rodungsflächen und Zufahrtswegen, die in den Wald geschlagen sind Rodung des Chaco-Urwaldes für Soja-Monokulturen und Rinderweiden (© Asociación Argentina de Abogados Ambientalistas)

19.09.2024

Seit Ende Juni fordern wir mit einer Petition den Schutz des Chaco-Urwaldes in Argentinien vor Abholzung. Nun hat ein Gericht reagiert und eine skandalöse Entscheidung des Parlaments der argentinischen Provinz Chaco ausgesetzt. Dieses hatte weite Teile des Urwaldes für die Abholzung durch die Soja-, Rindfleisch- und Holzkohleindustrie freigegeben.

Seit Ende Juni haben bereits über 70.000 Menschen unsere Petition zum Schutz des Chaco-Urwalds in Argentinien unterzeichnet. Wir haben damit international über die drohende Abholzung des Chaco informiert und protestiert. Nun kommen erste Reaktionen aus Argentinien: Die Rodungen wurden ausgesetzt!

Am 19. August hat eine Bundesrichterin eine Vorsichtsmaßnahme erlassen, die die Abholzungen in der gesamten Provinz Chaco für einen Zeitraum von drei Monaten stoppt - mit der Möglichkeit auf Verlängerung. Mit dieser Entscheidung weist die Richterin die Regierung und das Ministerium für Produktion und nachhaltige wirtschaftliche Entwicklung der Provinz Chaco an, sämtiiche Abholzungsgenehmigungen auszusetzen.

Wenige Tage zuvor hatte die Staatsanwaltschaft im Chaco Anklage gegen hochrangige Beamte, Abgeordnete und Unternehmen wegen schwerer Straftaten erhoben, die von Amtsmissbrauch über Veruntreuung öffentlicher Gelder bis hin zur Bildung krimineller Vereinigungen reichen. Darüber hinaus forderte sie die sofortige Einstellung der Rodungsaktivitäten.

Damit haben die Justizbehörden auf die Strafanzeige reagiert, die am 3. Juli 2024 von der argentinischen Vereinigung der Umweltanwälte eingereicht wurde. Die Angeklagten hätten sich auf Kosten eines Ökozids in der Provinz bereichert, um durch ein Netzwerk von Korruption von der Zerstörung des Chaco-Waldes zu profitieren.

„Wir von der argentinischen Vereinigung der Umweltanwälte begrüßen den Antrag der Staatsanwaltschaft, der einen entscheidenden Schlag gegen die sogenannte Abholzungs-Mafia des Chaco darstellt. Eine kriminelle Organisation, die in einem Netz von Korruption zu ihrem eigenen Vorteil Tausende Hektar einheimischen Waldes verwüstet hat."

Lukrative Deals für Abgeordnete, Beamte und Geschäftsleute

Die Ermittlungsanträge richten sich demnach gegen eine Reihe von Personen, die Ämter und Positionen einnehmen, über die sie ihre eigenen lukrativen Geschäfte begünstigten. So So wurden z.B. Forstmanager zu Ministern und Forstbeamte und Abgeordnete zu Forstunternehmern.

Zu den angeklagten Straftaten gehören unter anderem Amtsmissbrauch, Amtspflichtverletzung, Einflussnahme, unvereinbare Verhandlungen mit dem öffentlichen Amt und Veruntreuung öffentlicher Gelder.

Neben Einzelpersonen soll auch gegen Unternehmen wie Vicentín, Las Guindas, Establecimiento Monterrey, Cuenca del Salado, Grupo Buratovich Hermanos, MSU, TRIAD, Alejandro Hayes Coni, Ricardo Shihon und Jerilderie, CIGRA, La Nueva Pirámide und weitere ermittelt werden.

Die zuständigen Behörden müssen entschlossen und schnell handeln, um das Gesetz, das die Abholzung begünstigt, rückgängig zu machen. Es geht dabei um die Territoriale Verordnung der einheimischen Wälder (OTBN), die in einem irregulären Verfahren durchgeführt wurde, das auf die Abholzungs-Unternehmen und das sie umgebende kriminelle Netzwerk zugeschnitten war. 

Für das Wohlergehen der Menschen des Chaco, der Ökosysteme und Wälder braucht es Gerechtigkeit. Sie lassen es nicht mehr zu, dass die Natur für den wirtschaftlichen Profit einiger weniger ausgebeutet wird.

„Dieses Urteil bedeutet eine Atempause für den Chaco-Wald und seine Bewohner. Wir werden weitermachen, bis wir die Kahlschlag-Mafia zerschlagen haben", so die Vereingung der Umweltanwälte.

Der Chaco-Urwald in Südamerika

Die Trockenwälder des Chaco sind neben dem Amazonasregenwald einer der weiteren ökologischen Großräume (Biome) in Südamerika. Auf einer Fläche von fast 800.000 Quadratkilometern (mehr als doppelt so groß wie Deutschland) erstrecken sie sich in Teilen von Paraguay, Bolivien, Brasilien und Argentinien.

Die Urwälder in der argentinischen Provinz Chaco sind für die dort lebenden Menschen, den Schutz der Artenvielfalt, der Böden, des Wasserhaushalts und des Weltklimas von enormer Bedeutung. Dennoch werden sie durch die Holzindustrie und für die Produktion von Grillkohle abgeholzt – und auch um Platz zu schaffen für Rinderweiden und Soja-Monokulturen.

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