Wieder Wilderer von Java-Nashörnern gefasst
28.08.2024
Wieder wurde ein Wilderer der stark gefährdeten Java-Nashörner verhaftet. Erst im Juni ist ein anderer zu zwölf Jahren Haft verurteilt worden. Doch Strafen reichen nicht, um das Aussterben der Tierart zu verhindern, denn die Population ist stark eingebrochen. Es mangelt am politischen Willen und einer effektiven Tierschutz-Strategie.
Auf frischer Tat ertappt: Auf der indonesischen Insel Sumatra wollte ein Wilderer gerade acht Trophäen von Nashörnern und fünf Stoßzähne aus Elfenbein verkaufen. Da griff die Polizei zu. Wie die Abteilung für die Verfolgung von Umweltkriminalität im Forstministerium (Gakkum) mitteilt, stammen vier der Hörner vom Java-Nashorn, die vier anderen sind vermutlich vom Sumatra-Nashorn.
Die Flagschiffe der indonesischen Biodiversität, Nashörner und Elefanten, stehen unter ebenso strengem Schutz wie Orang-Utans, Tiger und Komodowarane.
Die Verfolgung von Wilderei und Schmuggel von Wildtieren ist eine große Herausforderung für die Behörden. Hinter den Wilderern stecken meist bestens getarnte und vernetzte transnationale Syndikate. Zudem fehlt es generell am politischen Willen, dem Ministerium für Umwelt und Forsten an guten Strategien und auch an Ausstattung.
Elfenbein und Nashorn bringen hohe Profite. Das Horn eines Java-Rhinozerosses wird nach Angaben des Forstministeriums auf dem Schwarzmarkt mit 400.000 US-Dollar pro Kilogramm gehandelt. Mit einem Durchschnittsgewicht von sieben Kilogramm hat ein Nashorn somit einen Wert von 2,8 Millionen US-Dollar.
Der Handel mit geschützten Wildtieren läuft oft im Darknet ab und über Soziale Medien. So auch in diesem Fall. Der Wilderer hatte seine Beute über Facebook angeboten. Nach etlichen Schein-Verhandlungen konnte das Cyber-Team der Ermittler ihn identifizieren.
Dank Zusammenarbeit mit Interpol und UNODC (United Nations Office on Drugs and Crime), der beharrlichen Arbeit von Umweltgruppen wie unseren Partnern Auriga und Flight sowie Fortschritten in Cyber-Intelligence sind bereits einige Fälle aufgedeckt worden. Die sind besonders spektakulär, weil es um die allerletzten Java-Nashörner geht.
Java-Nashörner (Rhinoceros sondaicus sondaicus) kommen wild nur noch im Nationalpark Ujung Kulon im Westen der Insel Java vor. Früher lebten die Tiere auf ganz Java, nicht nur im Regenwald, sondern auch in Grasland und auf Bergen. Doch dort gibt es schon lange keine mehr. Heute sind sie auf ein einziges Habitat beschränkt, den Regenwald in Ujung Kulon. Eine einzige Katastrophe, zum Beispiel ein Vulkanausbruch oder massive Wilderei, kann das Java-Nashorn endgültig auslöschen. Um die Jahrtausendwende lebten in Ujung Kulon etwa 60 Individuen, so Auriga, die die Anzahl der Nashörner kontinuierlich erfasst. Bis etwa 2018 sei die Population relativ stabil geblieben.
Dann fand Auriga drei getötete Tiere, und von fünfzehn Nashörnern konnten die Umweltaktivisten keine Spuren mehr entdecken. Im April 2023 erstattete Auriga Anzeige.
Seither verfolgen Gakkum und Polizei zwei außergewöhnlich dreiste Syndikate. Dreizehn Wilderer sind inzwischen gefasst, nach anderen wird noch gefahndet. Die dreizehn Verhafteten haben gestanden, seit 2018 insgesamt 26 Java-Nashörner auf dem Gewissen zu haben. Den Haupttäter, der laut Gerichtsakten allein sechs der extrem scheuen Tiere getötet hat, hat das Landgericht Pandeglang im Juni 2024 zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt, wie die renommierte Tageszeitung Kompas berichtet.
Die Hörner werden für Medizin und Kosmetik nach China verkauft.
Auriga macht dem Ministerium schwere Vorwürfe und fordert effektive Strategien. So könnten Wilderer unkontrolliert in den Nationalpark eindringen. Auch fehle es an effektivem und wissenschaftlich fundiertem Tierschutz. Umweltgruppen und Forschende würden nicht einbezogen. Die Daten des Ministeriums seien nicht korrekt. Zum Beispiel stimmten die Angaben über die Anzahl der Nashörner nicht mit den Daten aus Kamerafallen überein.
„Ein Verlust von 26 Java-Nashörnern aus einer Populaton von 60 ist dramatisch“, sagt Timer Manurung, Direktor von Auriga. „Besonders, wenn weibliche getötet wurden.“
Cyber-Intelligence und internationale Kooperation können das Aussterben von Rhinoceros sondaicus sondaicus nicht aufhalten, wenn der politische Wille und eine effektive Tierschutz-Strategie fehlen.