Mother Nature Cambodia: Gegen das Vergessen
12.12.2024
Seit dem 2. Juli 2024 sind fünf junge Aktivistinnen und Aktivisten von Mother Nature Cambodia im Gefängnis, weil sie sich für Umweltschutz und Menschenrechte in Kambodscha einsetzen. Wir stehen an ihrer Seite und werden weiterhin öffentlich machen, wofür sie und ihre Bewegung kämpfen.
Sechs bis acht Jahre Haft - so lautete das skandalöse Urteil des Gerichts in Phnom Penh für zehn Mitglieder der Umweltbewegung Mother Nature Cambodia. „Verschwörung gegen die Regierung und Beleidigung des Königs“ hieß die Begründung. In Wahrheit decken die jungen Studentinnen und Studenten immer wieder Abholzungen, Vergiftung von Gewässern und Korruption in ihrem Land auf – und machen sie auf der Straße und über soziale Medien öffentlich. Dafür wurden sie in den letzten Jahren mehrfach verhaftet und eingesperrt. Und dafür haben sie 2023 den Alternativen Nobelpreis in Stockholm erhalten.
Der Urteilsspruch vom 2. Juli ist der härteste von allen. Unmittelbar danach wurden fünf der Angeklagten gewaltsam abgeführt und in verschiedene Gefängnisse gebracht – verteilt im ganzen Land.
Wir sind an ihrer Seite
Rettet den Regenwald steht in engem Kontakt mit Mother Nature Cambodia – wir unterstützen die Familien der Gefangenen, damit sie sie besuchen können, denn dafür müssen sie lange und beschwerliche Reisen auf sich nehmen.
Wir haben erfahren, dass es Ly Chan Dara Vuth, Phuon Keo Rasmey, Long Kuntha, Thun Rotha und Yim Leanghi den Umständen entsprechend einigermaßen gut geht – sie bekommen genügend zu essen und Besuch von Anwälten und Ärzten. Und dennoch: Sie leiden unter der Isolation, haben keinen Kontakt zu ihrer Gruppe – genau das ist der Plan der Regierung. Immer wieder versucht das Regime, politische Gefangene zu öffentlichen „Geständnissen“, Entschuldigungen und Denunziationen zu drängen. Zum Teil auch mit Erfolg.
Die Aktivistinnen und Aktivisten von MNC haben uns gebeten, der Weltgemeinschaft zu berichten, was in ihrem Land vorgeht – und was die Menschen, die ihre Natur und ihre Rechte verteidigen, erleiden. Und ihre Namen zu nennen.
Das ist für uns selbstverständlich. Auch deshalb veröffentlichen wir hier den offenen Brief, den Mother Nature Cambodia zum Tag der Menschenrechte am 10. Dezember in ihren sozialen Medien veröffentlicht hat.
Sie können dazu beitragen, mit uns gemeinsam die fünf jungen Menschen in den Gefängnissen zu unterstützen – mit Ihrer Unterschrift zu unserer Petition – falls sie noch nicht unterschrieben haben.
Ausführliche Informationen zu unserer Partnerorganisation Mother Nature Cambodia finden Sie hier. Dort können Sie auch für unsere Partner in den Regenwaldländern spenden.
Ein offener Brief an das kambodschanische Volk
Liebe Kambodschanerinnen und Kambodschaner,
es ist nun 160 Tage her, dass unsere geschätzten Umweltaktivisten-Kolleginnen und Kollegen 1) Ly Chan Dara Vuth, 2) Phuon Keo Rasmey, 3) Long Kuntha, 4) Thun Rotha und 5) Yim Leanghi zu Unrecht inhaftiert wurden. Sie befinden sich seit dem 2. Juli 2024 in Haft und werden der Verschwörung gegen die Regierung und der Beleidigung des Königs beschuldigt, worauf 6 bis 8 Jahre Gefängnis stehen. Dies stellt eine schwere Verletzung ihrer grundlegenden Menschenrechte und einen Machtmissbrauch durch das so genannte „Friedens“-Regime dar.
Diese fünf Personen im Alter zwischen 23 und 36 Jahren haben große persönliche Opfer gebracht, indem sie ihr Wohlbefinden, ihr Glück und ihre Jugend aufgegeben haben, um sich für den Schutz der natürlichen Ressourcen und das nationale Interesse einzusetzen. Am 2. Juli verhaftete das Regime sie mit brutaler Gewalt und behandelte sie wie Kriminelle, obwohl sie einfach nur Bürger sind, die es gewagt haben, sich gegen Umweltverbrechen, Korruption und Untätigkeit der Regierung auszusprechen.
Sie sind sich ihrer Rechte und Pflichten als kambodschanische Bürger bewusst und handelten in der Überzeugung, dass sie verpflichtet waren, die Wahrheit zu sagen, auch wenn sie damit die mächtigen Eliten des Landes herausforderten.
Kambodschanisches Volk – sowohl innerhalb als auch außerhalb des Landes – wir bitten euch, drei wichtige Punkte über die aktuelle Situation zur Kenntnis zu nehmen:
1. Unter dem „Friedens“-Regime ist Kambodscha zu einem Staat geworden, in dem das Wort „Politik“ gefürchtet ist. Vor allem die Jugend beteiligt sich nicht mehr am politischen Diskurs.
2. Das Land hat sich in ein Freiluftgefängnis verwandelt, in dem die Bürger, insbesondere die Jugend, Angst haben, sich zu treffen, nationale Themen zu diskutieren oder ihre Meinung über die Regierung zu äußern.
3. Das Regime hat ein System der ständigen Überwachung, Verhaftungen und gewaltsamen Unterdrückung von Menschenrechtsverteidigern eingeführt. Diejenigen, die sich für natürliche Ressourcen einsetzen, werden mit schweren Strafen konfrontiert, da das Regime seine Macht nutzt, um sie zum Schweigen zu bringen.
Diese Situation ist zutiefst beunruhigend und entmutigend.
Lassen Sie uns, liebe Kambodschanerinnen und Kambodschaner, in Solidarität zusammenstehen und unser Engagement für die Sache der Gerechtigkeit erneuern.
Wie das Sprichwort sagt: „Einigkeit lebt, Spaltung führt zum Tod“.