Palmölkonflikt in Kolumbien: Bauern kehren friedlich auf ihr Land zurück
03.05.2011
Anfang April sind die 123 vom Daabon-Konzern in Kolumbien vertriebenen Kleinbauern auf ihr Land zurückgekehrt. Rettet den Regenwald hat den Familien für ihren Neubeginn 3.000 Euro Soforthilfe überwiesen. Wir haben für Fälle wie diesen vor zwei Monaten einen Nothilfe-Fonds gegründet – und freuen uns über jede Spende
Anfang April sind die 123 vom Daabon-Konzern in Kolumbien vertriebenen Kleinbauern auf ihr Land zurückgekehrt. Friedlich besiedelten Kinder, Frauen und Männer wieder ihr altes Grundstück Las Pavas - unter den Augen von Menschenrechtlern aus dem In- und Ausland und der Presse.
Die Anträge der vertriebenen Bauern, als rechtmäßige Besitzer des insgesamt 1.200 Hektar großen Grundstücks anerkannt zu werden, wurden von den zuständigen Behörden immer wieder verzögert und abgelehnt. Jetzt warten sie auf das Ergebnis einer Klage vor dem Verfassungsgericht des Landes. In Kolumbien gibt es nach Regierungsangabe etwa 4 Millionen Binnenflüchtlinge und Vertriebene und 5 Millionen Hektar Land, die geraubt wurden.
Fast zwei Jahre lang - seitdem sie von dem Palmölproduzenten am 13. Juli 2009 vertrieben worden waren - hatten die Menschen unter Plastikplanen und in provisorischen Hütten in einem nahegelegenen Dorf ausgeharrt. Sie hingen am Tropf von Lebens- und Sachmittelspenden. Nun wollen sie auf dem Land wieder Gemüse anbauen und Tiere halten, um ihre Ernährung und ihren Lebensunterhalt zu sichern.
Hintergrund
Rettet den Regenwald hat im März 2010 mit einer Protestaktion auf die Machenschaften des Daabon-Konzerns hingewiesen und Anfang April 2011 mit der Aktion Palmölkonflikt in Kolumbien: Bauern wollen zurückkehren die Rechte der Bauern unterstützt. An beiden Aktionen haben jeweils über 12.000 Menschen teilgenommen. Auch das ARD-Magazin Report Mainz hat über den Fall berichtet und neben der Reportage „Vertreibung für deutsche Bioprodukte" jetzt ein Video von der Rückkehr der Bauern veröffentlicht.
Daabon hatte nach der gewaltsamen Räumung sofort damit begonnen, Bäume zu fällen und die Feuchtgebiete am Magdalena-Fluss trockenzulegen, um das Land mit Ölpalmen zu bepflanzen. Aufgrund der ständig steigenden Nachfrage nach Palmöl erweitert der Konzern seit Jahren seine industriellen Palmöl-Monokulturen. Zu den Kunden von Daabon gehören auch die deutschen Biofirmen Allos, Alnatura und Rapunzel.
Die Biohersteller haben zwar wiederholt Informationen und Stellungnahmen zum Landkonflikt in Las Pavas auf ihren Webseiten veröffentlicht und verschickt, zur Lösung des Konflikts aber nichts beigetragen. Allos, Alnatura udn Rapunzel halten weiter an Daabon fest und reden sich damit heraus, dass der Konzern das Land mittlerweile verkauft hätte. Daabon will nun an anderer Stelle die Plantagen erweitern. Damit ist für die Firmen der Konflikt aus der Welt geschaffen. Währenddessen warten die betroffenen Kleinbauern immer noch auf ihren offiziellen Landtitel und Schadensersatz. Und die Rodungen und Sumpftrockenlegungen gehen weiter.
Schlichtweg inakzeptabel ist auch die Haltung der Biohersteller, dass sie mit der Landvertreibung in Las Pavas nichts zu tun hätten. Sie führen an, dass die sich in der Anlage befindlichen Palmölplantagen nicht zertifiziert gewesen seien und sie von dort kein Palmöl bezogen hätten. Fakt ist: Zwischen den seit Jahren ständig steigenden Mengen Palmöl, die Allos, Alnatura und Rapunzel bei Daabon kaufen und den Palmöl-Plantagenerweiterungen derselben Firma gibt es einen direkten Zusammenhang. Steigende Nachfrage bedeutet zwangsweise neue Ölpalmplantagen. Ölpalmen benötigen im übrigen mindestens 5 Jahre von der Pflanzung bis zur ersten Ernte.
Rettet den Regenwald untersucht die Machenschaften des Daabon-Konzerns bereits seit Februar 2009 und hat die deutschen Biohersteller per Schreiben, Telefon und in persönlichen Gesprächen wiederholt darauf hingewiesen und dringende Verbesserungen gefordert. Dazu gehören illegale Rodungen und Flusseindeichungen, katastrophale Palmölunglücke im karibischen Meer und der enorme Wasserverbrauch der Ölpalmplantagen in dem sehr trockenen und von Desertifikation bedrohten Anbaugebiet bei Santa Marta. Auch hier streiten die Biohersteller jedwede Verantwortung ab.