Staudamm-Projekt in Panama: Stellungnahme von Rettet den Regenwald
24.05.2012
In ihrer Reaktion auf unsere Protestaktion "Staudamm-Alarm: Bitte helfen Sie den Ngobe ihren Wald zu schützen", enttäuscht die DEG. Sie beruft sich auf völlig oberflächliche Daten, die der Realität im Tabasará-Gebiet nicht gerecht werden. Wir fordern die DEG weiterhin auf, die Finanzierung des Staudamms sofort zu beenden
Die Antwort der DEG zur Finanzierung des Barro Blanco-Staudammprojektes in Panama liegt bereits in exakt gleicher Form seit dem 23. März vor – bevor die Protestaktion von Rettet den Regenwald begann.
Die von der DEG und zwei weiteren Entwicklungsbanken für Barro Blanco gewährte Finanzierung beträgt 25 Millionen US-Dollar (umgerechnet 20 Millionen Euro) und nicht 25 USD wie im Schreiben angegeben.
Die von der DEG gemachten Angaben sind nicht nachprüfbar. Die DEG gibt NICHT an, auf welche „internationalen Standards" sie sich beruft. Die angeführten „Umweltverträglichkeitsstudie und andere Studien" sind NICHT veröffentlicht worden. Deren Inhalte und Ergebnisse sind somit NICHT bekannt, genauso wenig die Namen der beteiligten Fachleute und Firmen.
Veröffentlicht wurde lediglich eine völlig oberflächliche „Zusammenfassung der Sozial- und Umweltwirkungen des Projektes". Von welcher „international erfahrenen Umwelt- und Sozialexpertin diese erstellt" wurde, bleibt ein Geheimnis. Die Ngobe-Indianer lehnen die Studie als völlig unzureichend und inakzeptabel ab. Zudem zeigen die Erfahrungen mit anderen Staudamm-Projekten in Panama, dass die Standards in der Praxis kaum eingehalten werden 1.)
Barro Blanco liegt am südlichen Rand des staatlich ausgewiesenen Autonomiegebietes der Ngobe-Indianer (Comarca Ngobe-Bugle). Entlang des Tabasará leben 5.000 Ngobe-Indianer, deren Wasserversorgung und Landwirtschaft fast vollständig vom Fluss und seinen fruchtbaren Böden abhängen 2.). Für die betroffene indigene Bevölkerung ist es daher wenig hilfreich, dass, wie die DEG schreibt, „die Umwelt- und Sozialwirkungen des Projektes lokal begrenzt sind".
Das Senckenberg-Institut in Frankfurt betreibt seit Jahren Feldforschungen im Tabasará-Gebirge. Die Wissenschaftler haben dort 33 Amphibienarten nachgewiesen, die von der Internationalen Naturschutzunion IUCN entweder als „gefährdet" oder als „kritisch gefährdet" eingestuft sind. Einige der Arten sind endemisch, d.h. sie kommen nur in dem Gebiet vor, zu dem auch das Tal des Tabasará-Flusses gehört. Die Forscher haben die Ergebnisse ihrer Studien veröffentlicht 3.).
Im Rahmen des von der UN geleiteten Dialogs mit den Einwohnern wurde vereinbart, dass neue und angemessene Fachstudien für das Projekt angefertigt werden müssen. Bis dahin sollten die Bauarbeiten ruhen. Die Betreiberfirma hat aber die Bauarbeiten nicht gestoppt und die Vereinbarungen gebrochen. Die Ngobe protestieren dagegen und haben am 19. Mai die Baustelle besetzt.
Rettet den Regenwald unterstützt die Forderungen der Umweltschützer und Indigenen in Panama. Diese lehnen den Bau des Staudammprojektes ab und fordern die sofortige Einstellung der Bauarbeiten sowie die Rücknahme der vergebenen Konzessionen. Die DEG und weitere Entwicklungsbanken müssen unverzüglich die Finanzierung des Barro Blanco-Staudamms beenden.
1.) Siehe z.B. Bericht Panama: Village of the damned von Aljazeera
2.) Studie Dire Straits - EIB investments in Panama and their impacts on indigenous communities, workers and environment, Seiten 22-27
3.) Andreas Hertz, Sebastian Lotzkat, Arcadio Carrizo, Marcos Ponce, Gunther Köhler, Bruno Streit, 2012: Field notes on findings of threatened amphibian species in the central mountain range of western Panama. Amphibian and Reptile Conservation (2012), Volume: 6, Issue: 2, Pages: 9-30
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