Keine Erdöl-Bohrung vor Karibik-Archipel
18.06.2012
Das „Meer der sieben Farben“ und seine Korallenriffe bleiben verschont. Ein kolumbianisches Gericht ordnete an, dass Erdöl-Konzerne ihre Erkundungund Ausbeutung vor dem Karibik-Archipel einstellen müssen. Die Inselbewohner hatten sich gegen die geplante Förderung gewehrt – mit Erfolg. Das Urteil bestätigt nun, dass sie ein „Recht auf eine saubere Umwelt“ haben
Weiße Korallenriffe oder schwarzes Erdöl? Ein zu Kolumbien gehörendes Karibik-Archipel hat beides. Im azurblauen Meer vor den Inseln San Andrés, Providencia und Santa Catalina liegen 70 Prozent der Korallenriffe des kolumbianischen Seegebietes. Die Inselgruppe umfasst das Biosphärenreservat „Seaflower” und ist aufgrund seines Artenreichtums und seiner weitläufigen Korallenbänke seit 2000 UNESCO Schutzgebiet.
Im Meeresboden unter dem Archipel werden aber auch große Mengen Erdöl vermutet. Die kolumbianische Mineralölfirma Ecopetrol und des spanischen Unternehmens Repsol wollen diese ausbeuten und nehmen dafür die Zerstörung des idyllischen Archipels in Kauf. Ein Gericht musste entscheiden was wichtiger ist, Korallen oder Erdöl – und entschied sich nun für die Bewahrung der Naturschätze.
Gerichtsurteil in Kolumbien: Korallen wichtiger als Erdöl
Das Verwaltungsgericht der kolumbianischen Karibikinseln San Andrés, Providencia und Santa Catalina ordnete an, dass die nationale Erdöl-Behörde Kolumbiens (Agencia Nacional de Hidrocarburos ANH) die geplante Suche und Ausbeutung der Erdölblöcke Cayos 1 und Cayos 5 im Korallenmeer einstellen muss.
Eingereicht hatte die Klage die Vereinigung für die nachhaltige Entwicklung des Archipels von San Andrés, Providencia und Santa Catalina (CORALINA). In dem historischen Urteil entschied das Verwaltungsgericht am 4. Juni 2012 zu Gunsten der Kläger: „die kollektiven Rechte auf eine saubere Umwelt, die Existenz des ökologischen Gleichgewichts sowie die Verwaltung [...] der natürlichen Ressourcen für eine verantwortungsvolle Entwicklung [...] wären im Falle des Erdöl-Projektes nicht mehr garantiert.“, so die Urteilsbegründung. Zudem sei „der Erhalt der Artenvielfalt, der Fortbestand der geschützten Ökosysteme von hohem biologischen Wert und die Interessen der Bevölkerung in Bezug auf den Erhalt ihrer Umwelt existenziell durch das Erdöl-Projekt bedroht, das seit November 2010 von der ANH forciert wurde.“
Ein Recht auf saubere Umwelt
Hervorzuheben ist, dass sich der Richterspruch auf das „Recht auf eine saubere Umwelt in Verbundenheit mit dem Leben und dem Vorsorgeprinzip“ beruft und die Arbeit von CORALINA als beispielhaft lobt. Das Urteil stärkt die Bedeutung von Biosphärenreservaten für die nachhaltige Entwicklung und betont zugleich, dass das geplante Erdölprojekt die Ökosystemfunktionen der betroffenen Reservate fundamental gefährdet.
Das Gericht bestimmte zudem die Gründung eines Ausschusses, der die Umsetzung des Urteils begleiten und überwachen soll. Das Gremium soll aus einem unabhängigen Berichterstatter sowie Vertretern der ANH, von CORALINA und einem Umweltanwalt bestehen. Der Ausschuss ist dem regionalen Verwaltungsgericht des Departments der Inselgruppe San Andrés unterstellt.
Das Gerichtsurteil knüpft an das Versprechen des kolumbianischen Präsidenten vom Oktober 2011 an. Juan Manuel Santos versprach damals einen Schutzplan, um das maritime Ökosystem zu erhalten.
Damit bleibt das einmalige Archipel vor dem zerstörerischen Zugriff der Erdöl-Industrie bewahrt.
Rettet den Regenwald hatte den Kampf von CORALINA zum Erhalt des Inselparadieses mit einer Protestaktion unterstützt.
Den Link zum Gerichtsurteil finden Sie hier.