Klagewelle gegen Monsanto wegen Krebserkrankungen in den USA
11.10.2017
Tausende an Krebs erkrankte Menschen haben in den USA offenbar Klagen gegen Monsanto angestrengt. Sie machen das in Herbiziden wie „Roundup“ enthaltene Pflanzengift Glyphosat für ihre Erkrankungen und Leiden verantwortlich.
In den USA klagen 3.000 Krebspatienten gegen Monsanto, berichtet der Sender 3Sat. Sie machen dessen Herbizid Glyphosat (Markenname Roundup) dafür verantwortlich, an Krebs erkrankt zu sein.
Glyphosat wird u.a. mit Lymphdrüsenkrebs (Non-Hodgkin Lymphoma) in Verbindung gebracht, aber auch mit weiteren Krebsarten, Missbildungen sowie Erb- und Organschäden. Die Organisation U.S. Right To Know (US RTK) hat zu 250 Klagen, die allein im Distriktgericht von San Francisco verhandelt werden, zahllose freigegebene Dokumente veröffentlicht (Monsanto Papers). Demnach waren Monsanto die Gesundheitsgefahren seit vielen Jahren bekannt, wurden aber vertuscht.
Auch die Nachrichtensender CNN und Bloomberg schreiben von Hunderten Klagen von Krebspatienten gegen Monsanto. Beide Sender berichten auch ausführlich darüber, wie Mitarbeiter der US-Umweltbehörde EPA Monsanto anscheinend gezielt geholfen haben, die Warnungen von Wissenschaftlern - darunter der Krebsagentur IARC der Weltgesundheitsorganisation (WHO) - wegen möglicher Krebsgefahren durch Glyphosat zu diskreditieren und auszuhebeln.
Ähnliche Vorgänge hat es offenbar auch bei den europäischen Behörden gegeben. Das an dem Zulassungsverfahren von Glyphosat maßgeblich beteiligte deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat nach Angaben eines Gutachters offenbar seine Pflichten grob verletzt, berichten ARTE und der Deutschlandfunk. Demnach hat das BfR in seiner Risikobewertung über Glyphosat Dutzende Seiten von unveröffentlichten Dokumenten des Herstellers Monsanto übernommen, ohne diese entsprechend als Zitate des Chemiekonzerns zu kennzeichnen.
Es sei „offensichtlich, dass das BfR keine eigenständige Bewertung der zitierten Studien vorgenommen hat", erklärte der Sachverständige Stefan Weber am Donnerstag bei der Vorstellung des von ihm erstellten Expertengutachtens in Berlin. Wegen des Skandals hat der Ständige Ausschuss für Pflanzen, Tiere, Lebens- und Futtermittel der EU-Kommission eine für Anfang Oktober angesetzte Sitzung über Glyphosat anscheinend vertagt.
Der Umwelt- und der Agrarausschuss des EU-Parlaments haben dagegen am 11. Oktober 2017 eine Expertenanhörung zum Thema Glyphosat durchgeführt. Die Beiträge der Gutachter können hier eingesehen werden. Anfang Oktober hatten bereits Krebsopfer und deren Anwälte in Brüssel vor Glyphosat und Roundup gewarnt, berichtet Der Standard aus Östereich. Die im Rahmen der Gerichtsverfahren erlangten internen Dokumente von Monsanto seien nur die Spitze eines gigantischen Eisbergs. Sie erklärten, dass die EU Kommission Gespräche mit ihnen abgelehnt habe.
Auch in Europa werden offenbar Nutztiere und Bauern durch Glyphosat schwer krank, wie der Fernsehsender Arte in seiner Reportage Chronisch vergiftet - Monsanto und Glyphosat zeigt (noch zu sehen bei Youtube). Glyphosathaltige Futtermittel - hauptsächlich importierter genetisch veränderter Mais und Soja - begünstigen anscheinend die Entwicklung von Toxinen, an denen die Tiere verenden und auch die Landwirte erkranken, so der Verdacht.
Hier als Beispiel zwei Klagen 1 und 2 gegen Monsanto in den USA.
Nach einem von dem niederländischen Abgeordneten im EU Parlament, Gert Staes, im Internet veröffentlichten Video haben sogar schon 10.000 Personen in den USA Strafverfahren gegen den Chemiekonzern Monsanto angestrengt.
Auf Deutsch:
Fernsehbericht von 3Sat vom 6. Okt. 2017: In den USA klagen Krebspatienten gegen Monsanto
Fernsehberichte von Arte vom Okt. 2017: Die Monsanto Papers und Roundup, der Prozess
Radiobericht des SWR vom 9. Okt. 2017: Monsanto Papers: Umstrittenes Glyphosat