Für Kerzen brennt der Regenwald
19.12.2017
Winter- und Weihnachtszeit ist für viele Menschen Kerzenzeit. Doch nur wenige wissen, dass Kerzen Palmöl enthalten – 90.000 Tonnen pro Jahr sollen es nach Angaben von Umweltschützern sein. Für Palmöl werden rund um den Äquator die Regenwälder gerodet und verbrannt, Menschen und Tiere verlieren ihre Heimat.
Die meisten Kerzen, die bei uns auf Adventskränzen oder Tannenbäumen brennen, sind aus Paraffin, das aus nicht regenerativem Erdöl gewonnen wird.
Viele Menschen entscheiden sich deshalb für Kerzen aus Stearin, weil sie diese für umweltfreundlicher halten. Stearin wird aus nachwachsenden pflanzlichen Rohstoffen hergestellt. Doch dabei handelt es sich vor allem um das Fett aus der Frucht der Ölpalme, und der Verbrauch von Palmöl hat leider nichts mit Umweltverträglichkeit zu tun. Im Gegenteil: Für den Anbau von Ölpalmen werden in den tropischen Ländern die Regenwälder vernichtet – 90 Prozent des Palmöls kommen aus Indonesien und Malaysia.
Jahr für Jahr steigt der weltweite Palmölverbrauch; in den Jahren 2017/2018 sollen es 66,9 Millionen Tonnen sein. In Deutschland werden pro Jahr ca. 1,4 Millionen Tonnen verbraucht. Rund 6 Prozent davon fließen in die Produktion von Kerzen, so der WWF, das sind 90.000 Tonnen.
Bei Lebensmitteln muss der Hersteller genau angeben, welche Zutaten in seinen Produkten stecken. Hier hat der Verbraucher also die Möglichkeit, auf Palmöl ganz konkret zu verzichten. Nicht so bei Kerzen. Hier gibt es keine genauen Angaben darüber, was in ihnen steckt. Wir können aber davon ausgehen, dass stearinhaltige Kerzen Palmöl enthalten – und uns gegen den Kauf entscheiden.
Gibt es Alternativen zu Kerzen aus Palmöl?
Nach unserem Kenntnisstand sind Kerzen aus Bienenwachs unbedenklich. Im Handel werden außerdem Kerzen aus Rapsöl und/oder Mischungen aus aufbereiteten Altfetten angeboten. Kerzen aus Paraffinen können wir hingegen nicht empfehlen. Deren Grundstoff ist Erdöl.
Hier sind Forschung und Wirtschaft gefragt, wirklich umweltfreundliche und sozial verträgliche Produkte und Herstellungsverfahren zu entwickeln. Die Politik muss dafür die richtigen Rahmenbedingungen vorgeben, Weichen stellen und deren Einhaltung überprüfen.
Generell ist es schwierig, einfache Antworten, Lösungen und konkrete Handlungsempfehlungen für die Probleme zu finden, die dadurch entstehen, dass Politik und Wirtschaft auf unbegrenztes Wachstum sowie steigenden Ressourcen- und Energiekonsum setzen. Denn massenhaft angebaut haben auch nachwachsende Rohstoffe sehr schädliche Wirkungen und stehen generell nicht unbegrenzt zur Verfügung – Palmöl ist nur ein Beispiel dafür.
Letztlich kann die Lösung nur darin liegen, auf lokale Ressourcen, kleinbäuerliche Landwirtschaft, lokale Produktion und Kreisläufe zurückzugreifen. Auch müssen wir viel sparsamer wirtschaften. Das bedeutet aber nicht, dass wir schlechter leben werden. Wir müssten nur Gewohnheiten ändern, manche aber auch aufgeben. Kerzen stehen für eine gemütliche Weihnachtsatmosphäre und beschauliche Winterabende. Aber wer kann sich an ihrem Schein erfreuen, wenn er weiß, dass für die Produktion Menschen, Tiere, Natur und Klima leiden?