Orang-Utan von 130 Kugeln durchsiebt
08.02.2018
Wieder ein Mord an einem Orang-Utan! Im Osten Borneos ist ein Orang-Utan-Männchen durch eine Salve aus Gewehrkugeln getötet worden. Tierretter sind schockiert: sie fanden 130 Kugeln im Körper des Opfers. Wieder hat unser Vetter, der Orang-Utan, die Plantagenfirmen gestört.
Ein besonders grausames Ende fand ein Orang-Utan diesen Monat auf Borneo. Am Dienstag, den 6. Februar, fanden Helfer vom Center for Orang-Utan-Protection COP die Leiche eines etwa 5-7 Jahre alten Orang-Utans. Sie konnten den toten Menschenaffen bergen und zur Autopsie ins Krankenhaus bringen. Das Röntgenbild schockierte sie vollends: Im Körper des Männchens steckten 130 Gewehrkugeln! Das Opfer ist letztendlich an Infektionen gestorben, die die zahlreichen Wunden hervorgerufen haben. „130 Kugeln, sowas haben wir noch nie erlebt bei all den Fällen im Mensch-Orang-Utan-Konflikt“, sagt ein Mitarbeiter von COP entsetzt.
Wer für die Tat verantwortlich ist, ist noch ungewiss. Der Tatort liegt beim Dorf Teluk Pandan in der Provinz Ostkalimantan auf Borneo. Der Regenwald, Orang-Utan-Habitat per excellence, ist hier großflächig zerstört worden. Die letzten kleinen Waldflächen bieten den Orang-Utans längst nicht mehr genug Lebensraum. Immer wieder kommt es vor, dass sie in eine der 450 Ölpalm- und Kautschukplantagen ausweichen, wo die Arbeiter sie verjagen oder sogar töten.
Erst im Januar hat ein ähnlicher Fall weltweit für Entrüstung gesorgt. In Zentralkalimantan fanden Tierschützer die Leiche eines enthaupteten Orang-Utan in einem Fluss. Genau an dieser Stelle grenzt ein Orang-Utan-Schutzgebiet an mehrere Ölpalmplantagen. Zum Teil reichen die Plantagen tief in Orang-Utan-Habitat hinein. COP und die Borneo-Orang-Utan-Survival-Foundation BOSF kümmerten sich um den toten Menschenaffen. Zum ersten Mal konnte so ein Orang-Utan-Mord aufgeklärt werden. Die Täter, zwei arme Männer aus der Umgebung, konnten dingfest gemacht werden. Sie gaben an, aus Angst gehandelt zu haben.
Brutale Gewalt gegen Otang-Utan nimmt zu, doch die wahre Ursache für das Aussterben der bedrohten Primaten liegt tiefer. Ihr Habitat, der Regenwald, schwindet. Stattdessen machen sich immer mehr Ölpalmplantagen breit - für Biosprit in unseren Autotanks, für Industrienahrung und für Waschmittel. Borneo ist seit der Eneuerbare-Energien-Politik der EU besonders betroffen. In der Provinz Zentralkalimantan, mit 15 Millionen Hektar so groß wie Bayern, Niedersachsen und Baden-Württemberg zusammen, besitzen Ölpalmfirmen 2,2 Millionen Hektar. Das entspricht der Größe Hessens. „Das Problem ist riesig“, erklärt Herr Wiratno, Direktor der Naturschutzabteilung des Forstministerium. „461.873 Hektar der Ölpalmen liegen in Orang-Utan-Habitat.“
Das Problem geht uns eine Menge an! Die Plantagen produzieren für unseren Konsum. Es reicht nicht, arme Plantagenarbeiter ins Gefängnis zu werfen. Die Palmölproduzenten müssen zur Verantwortung gezogen werden. Gerade in der Provinz Zentralkalimantan hat der Wilmar-Konzern etliche Plantagen. Dieses Palmöl landet auch in unserem Tank und über Unilever auf unserem Teller.