Trinkwasser aus PET-Flaschen: In jedem Schluck schwimmt ein Stück Plastik

Ein junges Mädchen trinkt Wasser aus einer PET-Einwegflasche Wasser aus der Plastikflasche ist nicht unbedingt gesund (© Kerkez / istockphoto.com)

16.03.2018

Kunststoffverpackungen seien hygienisch und unbedenklich für unsere Gesundheit, macht uns die Lebensmittelindustrie weis. Eine Untersuchung stellt das erneut in Zweifel. Im Trinkwasser, das uns Konzerne wie Coca Cola, Danone, Nestlé und Pepsi in PET-Flaschen verkaufen, schwimmen winzige Kunststoffteilchen.

Journalisten der amerikanischen Organisation Orb Media haben weltweit mehr als 250 PET-Wasserflaschen von 11 bekannten Marken gekauft und im Labor der State University von New York auf darin enthaltenes Mikroplastik untersuchen lassen. Bei allen Marken wurden sie fündig. Die Werte schwankten allerdings von Flasche zu Flasche stark. Im Inhalt mancher Flaschen ließ sich kein Mikroplastik nachweisen, in anderen Dutzende, Hunderte oder sogar Tausende Teilchen.

Besonders hohe Mengen Mikroplastik fanden sich bei Aquafina (Nestlé), Aqua (Danone) und Gerolsteiner (Gerolsteiner Brunnen). Die Quelle der Verunreinigung sind offenbar die PET-Flaschen selbst, in die das Wasser abgefüllt wird.

Die Hersteller bestätigen zum Teil, dass Mikroplastik in ihrem Trinkwasser vorkommt, behaupten aber, die von ihnen gemessenen Werte seien viel niedriger. Etwa 120 Milliarden Euro setzen die Konzerne mit dem abgepackten Trinkwasser jährlich um.

Hier finden Sie mehr über die Geschäftemacherei der Lebensmittelkonzerne mit dem Trinkwasser und die fatalen Auswirkungen auf die Umwelt: Wasser braucht keine Plastikflasche

Bereits Anfang des Jahres hatten Forscher aus Münster Mikroplastik in Mineralwasserflaschen in Deutschland nachgewiesen, ohne allerdings die Namen der 22 geprüften Marken anzugeben. Den höchsten Gehalt an Mikroplastik wiesen dabei PET-Mehrwegflaschen auf. Er lag um ein Vielfaches höher als bei PET-Einwegflaschen.

Die meisten der in den PET-Mehrwegflaschen gefundenen Partikel wurden als Polyethylenterephthalat (PET, 84 %) und Polypropylen (PP; 7 %) identifiziert. Die Mehrwegflaschen sind aus PET hergestellt und die Deckel aus PP. Allerdings ist auch Mineralwasser aus Glasflaschen nicht frei von Plastikverschmutzungen, die offenbar bei der Herstellung entstehen.

Politik und Behörden zeigen sich ahnungslos. Das überrascht bei einem so wichtigen Grundnahrungsmittel wie Trinkwasser. Eine Sprecherin für Ernährungssicherheit der EU-Kommission erklärte gegenüber Orb Media, dass für Mikroplastik in Trinkwasserflaschen keine direkten Verordnungen bestünden. Die Gesetze verlangten lediglich, dass das Wasser keine Verunreinigungen enthalten dürfe.

Fakt ist: Wenn wir das Flaschenwasser trinken, gelangen die Mikroplastikteilchen unweigerlich in unseren Verdauungstrakt. Was dann mit den Kunststoffpolymeren in unserem Körper geschieht und welche Auswirkungen das auf unsere Gesundheit hat, ist weitgehend unerforscht und unklar.

In dem Dossier informiert Orb Media auch darüber, wie - abhängig von der Größe , weit solche Fremdkörper in unseren Organismus eindringen können: Teilchen, die kleiner als 150 Mikrometer sind, können demnach ins Lymphgewebe übergehen. Unter 110 Mikrometer können sie in die Venen gelangen, die Blut vom Verdaungstrakt zu Leber und Pankreas transportieren. Und unter 20 Mikrometer können sie in das Gewebe von Organen wie Leber und Nieren eindringen. 95% der im Wasser gefundenen Plastikpartikel waren zwischen 6,5 bis 100 Mikrometer groß.

Fazit: Plastikverpackungen einschließlich PET-Flaschen sollten schnellstmöglich verboten werden. Trinkwasser lässt sich in höchster Qualität und kostengünstig aus dem Wasserhahn zapfen.

Quellen und weitere Informationen:

- Artikel Microplastics found in global bottled water: https://orbmedia.org/stories/plus-plastic

- Artikel Untersuchung von Mikroplastik in Lebensmitteln und Kosmetika des „Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Münsterland-Emscher-Lippe“ (CVUA-MEL) vom 31. Jan. 2018: https://www.cvua-mel.de/index.php/aktuell/138-untersuchung-von-mikroplastik-in-lebensmitteln-und-kosmetika

- Studie des CVUA-MEL Analysis of microplastics in water by micro-Raman spectroscopy: Release of plastic particles from different packaging into mineral water vom 1. Febr. 2018: http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S0043135417309272

Bestellen Sie jetzt unseren Newsletter

Bleiben Sie mit unserem Newsletter am Ball – für den Schutz des Regenwaldes!