Kolumbien schafft größten Regenwald-Nationalpark der Welt

Serranía de Chiribiquete Serranía de Chiribiquete (© Carlos Castaño Uribe - CC BY-SA 3.0)

03.07.2018

Das südamerikanische Land erweitert einen Nationalpark, der nun mit 4,3 Millionen Hektar so groß wie die Niederlande ist. Es gibt dort eine enorme Vielfalt an Tier- und Pflanzenarten und sogar in freiwilliger Isolation lebende indigene Gruppen. Das neue Schutzgebiet kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kolumbien andererseits seine Regenwälder rasant vernichtet.

Der aus dem Amt scheidende kolumbianische Präsident Santos hat sich und der Menschheit ein Denkmal gesetzt. Mit der vonihm beschlossenen Erweiterung des Nationalparks Serranía de Chiribiquete um 1,5 Millionen Hektar auf insgesamt rund 4,3 Millionen Hektar steht nuneines der letzten unberührten und unerforschten Gebiete im Südosten Kolumbiens unter Schutz.

Dieser Beschluss darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass Kolumbien außerhalb der Schutzgebiete die Vernichtung der Regenwälder rasant vorantreibt: Experten des Institute of Hydrology, Meteorology and Environmental Studies (IDEAM) mahnen, dass allein 2016 fast 180.000 Hektar Primärwälder verloren gingen – eine Steigerung von 44 Prozent gegenüber 2015. Im letzten Jahr sind laut IDEAM noch mehr Urwaldriesen gefallen.

Das Oberste Gericht Kolumbiens hat dazu schon im April ein bemerkenswertes Urteil gefällt: Die Regierung muss die Abholzungen im Amazonas-Regenwald bis 2020 komplett stoppen. Dazu hatte sie sich bereits 2015 auf dem Pariser Klimagipfel verpflichtet. Geklagt hatten 25 Kinder und junge Erwachsene, weil durch den mit den massiven Rodungen verbundenen Klimawandel ihr Recht auf ein gesundes Leben entscheidend beeinträchtigt würde.

Die Erweiterung des Nationalparks ist deshalb wichtig. Parallel dazu erklärt die UNESCO den in den Departements Caquetá und Guaviare gelegenen Nationalpark zum Welterbe und bescheinigt ihm damit seine große universelle Bedeutung. Die Natur zeigt sich hier mit atemberaubender Schönheit. Es ist ein sehr wasserreiches Gebiet mit tiefen Schluchten, reißenden Flüssen, steil aus dem Urwald herausragenden Tafelbergen.

Das Schutzgebiet verbindet ganz unterschiedliche Ökosysteme mit einer enormen biologischen Vielfalt: Den Regenwald am Amazonas mit Feuchtsavannen am Orinoco, dem Bergland von Guayana bis hin zu den Ausläufern der Anden.

So gesellen sich zu weit verbreiteten Arten wie Jaguar, Puma, Brüllaffen, Tapir, Riesenotter, Rosa Flussdelfinen und dem Harpyie-Adler auch viele endemische Arten, die nur im Chiribiquete-Gebiet vorkommen. Und vermutlich noch Tausende von Lebewesen, die bisher noch gar nicht wissenschaftlich beschrieben sind.

Verstreut im Nationalparks leben auch verschiedene indigene Gruppen, einige davon in freiwilliger Isolation ohne Kontakt zur Außenwelt. Deren Vorfahren haben auf den Felswänden mitten im Regenwald Zehntausende prähistorischer Felszeichnungen hinterlassen. Die bis zu 20.000 Jahre alten Malereien zeigen Tiere und rituelle Szenen. Sie demonstrieren die lange Existenz des Menschen im Amazonasgebiet und machen den Chiribiquete-Nationalpark auch zu einem archäologischen Kulturerbe von internationaler Bedeutung.

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