Alarmstufe: systematische Wilderei im Leuser-Ökosystem
06.08.2018
Wieder konnten Tigerfelle in Aceh, Indonesien, beschlagnahmt werden. Doch die Ranger im Leuser-Ökosystem in Indonesien kämpfen gegen eine gut organisierte Wilderer-Mafia.
23. Juli 2018 nahe den Kluet-Sümpfen, Aceh-Indonesien: Zwei intakte Felle von soeben getöteten Tigern stellte die Polizei in einem Privathaus sicher. Die beiden „Besitzer“ wurden verhaftet.
Die Kluet-Sümpfe sind Teil des geschützten Leuser-Ökosystems. Dies ist der letzte Ort auf der Erde, wo Tiger, Elefanten, Nashörner und Orang-Utans im gleichen Habitat leben. Diese vier Großsäuger sind vom Aussterben bedroht und daher streng geschützt. Das Leuser-Ökosystem beherbergt zugleich den bedeutendsten zusammenhängenden Regenwald Südostasiens.
Doch das Paradies ist gefährdet. Trotz seines Schutzstatus wird aggressiv abgeholzt – und gewildert. Tigerfelle, Nashorn und Stoßzähne von Elefanten sind wertvoller als Gold, besonders im Ausland. Kein Wunder, dass Wilderer ein paar Jahre Gefängnis in Kauf nehmen. Sie jagen auch Vögel, Pangoline, Hirsche, Wildziegen, Stachelschweine und Bären. Das Fleisch wird auf lokalen Märkten verkauft, die Pangoline und die Vögel gelangen auf den internationalen und nationalen Markt. Mit steigendem Wohlstand in Asien und besonders in China steigt auch die Nachfrage nach Wundermedizin, Elfenbein, Trophäen und wertvollen Fellen.
Es sind aber nicht nur die kleinen Leute, die sich hier ein Zubrot verdienen. Dwi Adhiasto von der Wildlife Crime Unit hat die Erfahrung gemacht: „Die Jagd auf den Sumatra-Tiger und die anderen geschützten Tiere geschieht systematisch. Das Netzwerk der Wildtier-Mafia erstreckt sich über ganz Indonesien.“ Und vermutlich über Indonesien hinaus, denn die Wilderei in Thailand, Laos, Vietnam und Myanmar hat so dramatisch zugenommen, dass Wissenschaftler manches Schutzgebiet als „leeren Wald“ bezeichnen.
Das Ausmaß der Verbrechen in der Provinz Aceh belegen die Zahlen unseres Partners FKL (Forum Konservasi Leuser): 497 Schlingfallen haben die FKL-Ranger allein im ersten Halbjahr 2018 beschlagnahmt. Sie haben 124 Holzfällerlager aufgelöst und abgebrannt. 25 Wilderer wurden verhaftet, und neun stehen derzeit vor Gericht. Die Zahlen zeigen, wie erfolgreich die Arbeit des FKL ist. Es zeigt aber auch, wie groß das Problem ist. Trotz des wagemutigen Einsatzes der 25 FKL-Ranger-Teams sterben unglaublich viele Wildtiere in Schlingen und Fallen.