Nestlé versucht Gesetz gegen Sklaverei zu kippen

Ein Mädchen in Südostasien sammelt am Boden hockend die Früchte von Ölpalmen ein Arbeit statt Spielen: Dieses Mädchen muss Ölpalmfrüchte sammeln (© Jason Motlagh/Pulitzer Center on Crisis Reporting)

10.09.2018

Der Schweizer Lebensmittel- und Getränkemulti Nestlé verdient Milliarden mit seinen Markenprodukten rund um den Globus. Doch eine Gesetzesvorlage in Australien gegen moderne Sklaverei bei der Produktion hält Nestlé für falsch. Nestlé warnt vor den Kosten für die Kunden und will damit offenbar das Gesetz verhindern.

In Australien verhandelt das Parlament über eine im Juni eingebrachte Gesetzesvorlage gegen moderne Sklaverei (Modern Slavery Bill). Firmen, die umgerechnet über 60 Millionen Euro Umsatz pro Jahr erwirtschaften, sollen demnach jährlich Berichte veröffentlichen, wie sie gegen die Risiken moderner Sklaverei in ihren Betrieben und Lieferketten vorgehen.

Der Schweizer Konzern Nestlé versucht offenbar, die Gesetzesinitiative zu kippen. Der Konzern ist in 189 Ländern präsent und mit mehr als 2.000 Marken wie KitKat, Maggi, Nespresso und Contrex einer der weltweit größten Nahrungsmittel- und Getränkehersteller. Nestlé warnt davor, dass die Bekämpfung der modernen Sklaverei die Geldbeutel der Verbraucher treffen könnte, berichtet der Sydney Morning Herald.

Nestlé hat demnach einem Senatsausschuss mitgeteilt, dass die von Australien vorgeschlagenen obligatorischen Berichtspflichten für die Unternehmen und Lieferanten "Kosten und Zeit" bedeuten könnten, "die von irgendwem getragen werden müssen.“

"Wir sind der Ansicht, dass die verbindlichen Anforderungen sinnvoll sind, aber in der Praxis bedeuten diese, dass multinationale Unternehmen individuelle Berichte für jedes Land, in dem sie meldepflichtig sind, erstellen müssen."

"Nicht alle Lieferanten können diese Kosten selbst tragen; einige können sie an Kunden und Verbraucher weitergeben", zitiert der Sydney Morning Herald den Schweizer Konzern.

Mit anderen Worten: Nestlé verdient zwar weltweit Milliarden mit Nahrungsmitteln und Trinkwasser, doch Verantwortung für die Menschen, die diese Produkte für den Konzern produzieren, wollen die Schweizer anscheinend nicht übernehmen - insbesondere nicht, wenn damit Kosten verbunden sind.

In vielen Lebensmitteln Nestlés stecken Rohstoffe aus Branchen, in denen sklavenähnliche Arbeitsbedingungen häufig vorkommen und immer wieder nachgewiesen werden. Dazu gehören Palmöl (Jahresverbrauch von Nestlé 450.000 Tonnen), Kakao und Zucker. Bei der Produktion von PalmölKakao und Rohrzucker sind Kinderarbeit, ausbeuterische Arbeitsverhältnisse oder Zwangsarbeit häufig. Immer wieder befreit die brasilianische Bundespolizei Hunderte von Arbeitern, die wie Sklaven in Zuckerrohrbetrieben festgehalten werden.

Entwicklungs- und Menschenrechtsorganisationen fordern seit langem Politik und Wirtschaft auf, effektiv gegen moderne Formen der Sklaverei und unmenschliche Ausbeutung vorzugehen. Dazu gehören beispielsweise Menschenhandel, Kinderarbeit, Schuldknechtschaft und Zwangsheirat. In vielen Ländern Afrikas, Asiens und Lateinamerikas schuften Menschen unter katastrophalen Verhältnissen, die an längst überwunden geglaubte Zeiten erinnern.

Selbst auf europäischem Boden gibt es Formen moderner Sklaverei, wie die Zustände auf den Obst- und Gemüseplantagen in Südspanien und Süditalien zeigen. Dort werden Zehntausende aus Afrika emigrierte Arbeitskräfte ausgebeutet, ihre Gesundheit wird massiv gefährdet und Frauen werden systematisch sexuell missbraucht. Die Menschen hausen in illegalen Slums aus Plastik, Kartons und Paletten am Rande der Plantagen, auf denen sie schuften, ohne Strom, Wasser und Müllentsorgung.

Rund 40 Millionen Menschen sind weltweit Opfer von Sklaverei und 152 Millionen Mädchen und Jungen müssen Kinderarbeit verrichten. Das geht aus Berichten von UN-Organisationen, der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) und der Internationalen Organisation für Migration (IOM) hervor. Die Daten wurden Mitte September 2017 im Vorfeld der UN-Vollversammlung vorgestellt, berichtet der WDR.

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