Lage für Westafrikas Schimpansen bedrohlich

Schimpansen Konsequenter Schutz kann die Westafrikanischen Schimpansen vor dem Aussterben bewahren (© Sonja Metzger/ WCF)

07.07.2020

Der „Aktionsplan“ zum Schutz von Westafrikas Schimpansen ist 17 Jahre alt - jetzt gibt es endlich einen neuen. Die Botschaft: Vieles ist schlimmer geworden. Die Rettung der bedrohten Art duldet keinen Aufschub mehr. „Die Westlichen Schimpansen sind auf der Weg der Ausrottung, wenn nicht sofort drastische Maßnahmen ergriffen werden“, warnen Experten.

Woran liegt es, dass die Population der Westafrikanischen Schimpansen derart eingebrochen ist? Und was kann man tun? Aus dem hohlen Bauch würde man sagen, dass die Zerstörung des Lebensraums und Wilderei die Gründe sind. Das stimmt – und Wissenschaftler untermauern das jetzt mit aktuellen Informationen aus acht Ländern, in denen die Menschenaffen leben. Dazu haben sie einen Aktionsplan zum Schutz des Westlichen Schimpansen (Pan troglodytes verus) 2020-2030 vorgelegt. Der Vorgängerplan stammt aus dem Jahr 2003.

Die Zahlen sind deutlich und erschreckend: Zwischen 1990 und 2014 ist die Population der Westlichen Schimpansen um 80 Prozent auf nur noch 52.800 Exemplare eingebrochen. Nur 17 Prozent von ihnen leben in Schutzgebieten, die meisten in Guinea, Liberia und Sierra Leone.

Ursachen für die Vernichtung ihres Habitats sind Landwirtschaft wie Plantagen, Holzeinschlag, Bergbau und Infrastrukturprojekte wie Straßen und Staudämme. Die Aussichten sind schlecht, da sich der Verlust der Wälder Prognosen zufolge fortsetzen wird: minus 20 Prozent bis 2030, minus 60 Prozent bis 2050. Bereits heute leben 40 Prozent der Schimpansen weniger als fünf Kilometer von menschlichen Siedlungen entfernt – dieser Abstand wird schrumpfen und damit wird sich die Gefahr verschärfen.

Auch Krankheiten tragen zum Einbrechen der Populationen bei. Darunter sind Infektionskrankheiten, an denen sich die Tiere bei Menschen anstecken können. Deshalb tragen Forscher, Ranger und Touristen Schutzmasken, wenn sie die Primaten besuchen. Noch ist kein COVID-19-Fall bei Schimpansen bekannt, doch die Gefahr ist real.

Was tun? Die Experten nennen neun Strategien. Dazu gehört, Wissenslücken über die exakte Verbreitung der Schimpansen zu schließen und das Netz von Schutzgebieten auszuweiten. Außerdem müsse bei der Bevölkerung, Firmen, Behörden und Regierungen die Kenntnis wachsen, dass Schimpansen bedroht sind – und als unsere Cousins im Tierreich kulturell bedingte Verhaltensweisen entwickelt haben.

Diese Strategien verfolgt auch die Wild Chimpanzee Foundation (WCF), die seit einigen Jahren ein Partner von Rettet den Regenwald ist. Primatologen der WCF waren an der Aufstellung des Aktionsplans beteiligt.

Das Gute ist, dass viele Aktionen über den Schimpansen hinaus dem Erhalt der Artenvielfalt insgesamt dienen. Der Einbruch der Biodiversität ist neben dem Klimawandel die größte ökologische Herausforderung unserer Zeit.

Interessierte können den Regional Action Plan for the Conservation of Western Chimpanzees (Pan troglodytes verus) 2020–2030 auf Englisch und Französisch runterladen.

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