Naturschutz ist kein Luxus!
18.09.2020
Die UN hat einen alarmierenden Bericht zur Artenvielfalt vorgelegt. Nie in der Menschheitsgeschichte war der Verlust der Biodiversität schlimmer – und die Abwärtsspirale dreht sich weiter. Die Experten fordern eindringlich einen Kurswechsel in der Art, wie wir leben und wirtschaften.
An der Tragweite der Krise lässt der Fünfte globale Bericht zur Lage der biologischen Vielfalt keinen Zweifel. Zwar hatten sich vor zehn Jahren nahezu 200 Länder Ziele gesetzt, die Zerstörung von Lebensräumen und das Artensterben zu bekämpfen – doch die Staatengemeinschaft ist gescheitert und hat keines der Ziele erreicht.
„Das Ausmaß des Verlusts der Biodiversität ist beispiellos in der Menschheitsgeschichte und der Druck nimmt zu. Das Leben auf der Erde insgesamt ist in Gefahr“, sagt Elizabeth Maruma Mrema, die Vorsitzende der UN-Biodiversitäts-Konvention CBD. Die Staaten untergraben ihre Lebensgrundlagen. „Die Menschheit steht am Scheideweg.“
Die Bewahrung der Artenvielfalt sei von entscheidender Bedeutung, um dem Klimawandel zu begegnen und um die langfristige Ernährungssicherheit und Gesundheit zu ermöglichen.
„Es geht nicht um Luxus, sondern um Existenzfragen“, sagt Anne Larigauderie, die Vorsitzende des Weltbiodiversitätsrat IPBES. Die Organisation hatte 2019 in einem Bericht gewarnt, dass innerhalb weniger Jahrzehnte eine Million Arten aussterben könnten.
Ein Umsteuern ist jedoch möglich. „Extrem wichtig“ sei dabei, „den Einsatz von Pestiziden messbar zu reduzieren, Wälder effektiv zu erhalten, Verschmutzung mit Plastik und Schwermetallen zu unterbinden“, sagt Anne Larigauderie. Auch die Überfischung der Meere und die Zerstörung von Lebensräumen müssen ein Ende haben.
Von Deutschland und der EU fordern die Experten, umweltschädliche Subventionen etwa für die industrielle Landwirtschaft zu streichen. „Da geht es um viele Hundert Milliarden Dollar, die direkt der Naturzerstörung dienen plus Hunderte Milliarden Dollar Subventionen für fossile Energieträger“, so Larigauderie. Für den Naturschutz stehen dagegen nur rund 80 Milliarden Dollar zur Verfügung.
Die UN weist auch auf den Zusammenhang zwischen der Umweltzerstörung und Pandemien wie Covid-19 hin. So sagt Anne Larigauderie: „Wissenschaftlich ist klar, dass ein großer Teil der Infektionskrankheiten von Tieren auf den Menschen übergesprungen sind – und dem geht in vielen Fällen Waldzerstörung, Straßenbau und die Fragmentierung von Lebensräumen vor allem in den Tropen voraus.“
Die positiven Entwicklungen, die der Global Biodiversity Outlook 5 enthält, genügen bei weitem nicht. Dass die Abholzungsrate um ein Drittel zurückgegangen ist und Schutzgebiete jetzt 15 statt 10 Prozent der Landfläche bedecken, ist zu wenig.
Am 30. September findet in New York ein Sondergipfel der UN zur Biodiversität statt, an dem auch Bundeskanzlerin Angela Merkel teilnehmen will. Dort kann sie beweisen, dass es Deutschland mit dem Erhalt der Artenvielfalt ernst meint.
Bitte unterschreiben Sie unsere Petition dazu.