Indigene sind die besten Regenwaldschützer
31.03.2021
Die Regenwälder sind dort besonders gut geschützt, wo indigene Völker leben und die Verantwortung tragen. Die Rechte Indigener zu wahren und zu stärken, ist somit ein zentraler Bestandteil zum Erhalt der Wälder, der Artenvielfalt und im Kampf gegen die Klimakatastrophe. Zu diesem eindeutigen Ergebnis kommt eine neue Studie der Vereinten Nationen.
Indigene Gemeinschaften müssen höchste Priorität genießen, so die Autoren der Studie. Werden Wälder von der Regierung, Firmen oder Privatpersonen verwaltet, ist es um ihre Bewahrung weit schlechter bestellt beziehungsweise schreitet ihre Zerstörung weit schneller voran.
So befinden sich in Amazonien 45 Prozent der intakten Wälder in indigenen Territorien. Dort sind zwischen den Jahren 2000 und 2016 rund 4,9 Prozent der Wälder verschwunden. Außerhalb dieser Gebiete waren es dagegen 11,2 Prozent. Würden die Indigenen ähnlich zerstörerisch mit ihren Wäldern umgehen, könnte Amazonien bald einen Kipppunkt erreichen, an dem das lokale Klima unumkehrbar kippt und der Regenwald unwiederbringbar zur Savanne degradiert.
„Für indigene Völker sind Wälder ein spiritueller Ort. Sie liefern Nahrung und Medizin. Sie sind ein Ort, wo man Beziehungen aufbaut, nicht nur unter Menschen, sondern mit Flüssen, dem Wasser, mit unterschiedlichen Spezies“, betont Myrna Cunningham Kain, Präsidentin des Entwicklungsfunds für Indigene Völker in Lateinamerika und der Karibik (FILAC).
Insbesondere kulturelle Werte und traditionelles Wissen gehören zu den Gründen, warum Indigene die besten Regenwaldschützer sind. Dass ihre Lebens- und Wirtschaftsweise häufig umweltfreundlicher ist, basiere auf Fakten und sei keine „naive oder romantische Vorstellung“, schreiben die Autoren. Kulturelles Wissen, Traditionen und Sprachen müssen daher wiederbelebt und gefördert werden. Eine besondere Rolle kommt dabei Frauen und dem Dialog zwischen den Generationen zu.
Zentral sind zudem kollektive und gesicherte Landrechte, die vom Staat gewährt und gewahrt werden und gegen das Einfallen etwa von Holzfällern und Farmern sowie vor Landraub schützen. Doch an der Anerkennung hapert es: Während in Lateinamerika und der Karibik indigene Völker auf 404 Millionen Hektar Land leben - 330 Millionen Hektar davon sind Wald, 173 Millionen intakt – wurden erst 269 Millionen Hektar von Regierungen formell als indigene Territorien anerkannt.
Landrechte allein verhindern gewaltsame Konflikte nicht, wenn der Staat ihre Respektierung vernachlässigt. Zu Konflikten trägt auch bei, dass sich Landtitel oft auf die Erdoberfläche beschränken und sich nicht auf den Untergrund erstrecken. So werden selbst in indigenen Territorien Konzessionen für Erdölförderung oder Bergbau erteilt.
Weitere Elemente sind Zahlungen für Waldschutz, Community Forest Management, Mitspracherechte, Selbstverwaltung und starke Indigenen-Organisationen vom lokalen Niveau angefangen.
Die UN-Studie kommt zu einem Zeitpunkt, an dem viele indigene Völker um ihre Existenz kämpfen, insbesondere durch die Covid-Pandemie und die Politik von Präsident Jair Bolsonaro in Brasilien. Dort ist die Waldvernichtung in indigenen Territorien zwischen 2016 und 2018 um 150 Prozent in die Höhe geschossen. Doch auch in anderen Ländern nimmt der Druck auf indigene Territorien zu.
Für den Report Forest Governance by Indigenous and Tribal Peoples der UN-Welternährungsorganisation FAO und des FILAC haben Experten mehr als 300 Studien aus den vergangenen 20 Jahren ausgewertet. Unter „tribal people“ verstehen sie beispielsweise afrikanisch-stämmige Gemeinschaften, die eine ähnliche Lebensweise pflegen wie indigene Völker und wie diese marginalisiert sind.