30 Millionen Hektar pro Jahr: Weltweite Abholzung auf Rekordniveau
06.08.2018
Die globale Waldvernichtung hat mit fast 30 Millionen Hektar pro Jahr einen dramatischen Spitzenwert erreicht – trotz aller Nachhaltigkeitsversprechen und Milliardensummen, die in den Waldschutz gesteckt werden. Vor allem für unseren Konsum von Fleisch, Soja, Palmöl, Holz sowie Bodenschätze wie Eisen, Aluminium, Gold und Coltan werden die Wälder der Erde vernichtet.
29,4 Millionen Hektar Wald, eine Fläche fast so groß wie Großbritannien und Irland zusammen, wurden im Jahr 2017 abgeholzt, berichtet Global Forest Watch (GFW). Das ist fast so viel wie im Jahr 2016, in dem mit 29,7 Mio. Hektar so viele Bäume wie nie zuvor seit Beginn der Aufzeichnungen durch den Online-Dienst der Rodung zum Opfer fielen.
Gut die Hälfte davon betrifft die Wälder am Äquator. Fast 15,8 Millionen Hektar tropische Baumbestände verschwanden im Jahr 2017 — eine Fläche halb so groß wie Polen. Die traurigen Spitzenreiter sind Brasilien mit 4,52 Mio. ha, die Demokratische Republik Kongo mit 1,47 Mio. ha und Indonesien mit 1,3 Mio. ha.
Die drei Länder sind wichtige Rohstofflieferanten Deutschlands und der EU. Hauptverursacher der Waldvernichtung sind die Landwirtschaft, die Holzindustrie, der Bergbau, große Infrastrukturprojekte wie Wasserkraftwerke und Landstraßen in den Regenwaldgebieten sowie Waldbrände. So werden auch für unseren Konsum von Soja, Palmöl, Biosprit, Holz, Zellulose sowie Bodenschätze wie Eisen, Aluminium, Gold und Coltan die Wälder der Erde vernichtet.
Im Vergleich zum Durchschnitt der Vorjahre (etwa 20 Mio. ha Wald pro Jahr) hat die Abholzung der Wälder um 30 % zugenommen. Obwohl es weltweit immer weniger Wälder gibt, nimmt die jährlich abgeholzte Fläche zu.
Die von Global Forest Watch vorgelegten Zahlen weichen sehr stark von den offiziellen Angaben der Welternährungsorganisation FAO ab, die jährlich Statistiken über die Waldrodung vorlegt. Die FAO behauptet, dass sich die weltweiten Entwaldungsraten in den letzten zwei Jahrzehnten halbiert haben - von einem jährlichen Netto-Waldflächenverlust von 7,3 Millionen Hektar im Jahr 2000 auf 3,3 Millionen Hektar im Jahr 2015.
Die Zahlen der FAO basieren vor allem auf den Angaben der Regierungen der Mitgliedsländer. Deren Daten sind offenbar geschönt. Die Politiker der Länder wollen nicht als Abholzer dastehen. Zudem zählt die FAO industrielle Holzplantagen – also artenarme Monokulturen mit schnellwachsenden Akazien, Eukalyptus und Kiefern - als „gepflanzte Wälder“, was Umweltorganisationen schon seit vielen Jahren kritisieren.
Global Forest Watch analysiert Satellitenbilder von der Erdoberfläche, die mittlerweile eine lückenlose und sehr exakte Überwachung der Vegetation ermöglichen. Mit Computerprogrammen können auch viele weitere Parameter wie der Zustand der Wälder, die Dichte der Vegetation und die Menge des darin gespeicherten Kohlenstoffs erfasst werden.
Weitere Informationen:
https://www.dw.com/de/notruf-aus-dem-wald-die-erde-verliert-ihre-gr%C3%BCne-lunge/a-44908786
http://www.wri.org/blog/2018/06/2017-was-second-worst-year-record-tropical-tree-cover-loss