Noch mehr Ablass-Handel zulasten von Liberia
22.03.2024
Der Kampf um Liberias Wälder für angeblichen Klimaschutz geht in den nächste Runde. Auch das US-Unternehmen BluEarth Carbon will dort offenbar mit Kohlenstoff-Gutschriften viel Geld verdienen. Seit einem Jahr versucht bereits ein Kohlenstoff-Händler aus Dubai, auf dieselbe Weise Kapital aus Liberias Wäldern zu schlagen.
Bei dem Projekt von BluEarth Carbon geht es laut The Daylight und REDD-Monitor um mehr als 55.000 Hektar Wald. Laut einer Absichtserklärung solle die Firma für eine Machbarkeitsstudie etwas mehr als 82.000 US-Dollar an die Gemeinde Ziadue zahlen – das sind 1,5 Dollar pro Hektar. Im Endeffekt soll Ziadue lediglich 10 Prozent der Einnahmen aus dem Geschäft erhalten.
Weitere Recherchen und Analysen legen nahe, dass BluEarth Carbon die Zustimmung der Gemeinden nicht wie vorgeschrieben eingeholt hat. Das Management scheint zudem wenig Erfahrung mit Waldschutz und Kohlenstoff-Gutschriften zu haben, sehr wohl hingegen mit Bergbau, Holzeinschlag, Palmölplantagen und Investments. Zudem gebe es Ungereimtheiten, über wie viele Hektar Wald die Gemeinde Ziadue überhaupt verfügt.
Im März hat BluEarth eine „strategische Partnerschaft“ mit der Firma Ecological Carbon Offset Partners LLC abgeschlossen, um in Liberia Projekte zu entwicklen. Dabei geht es offenbar um technische Fragen.
Liberias Umweltschutzbehörde Environment Protection Agency hat die Gemeinde davor gewarnt, einen Deal mit BluEarth Carbon einzugehen. Die Regierung sei nicht wie gesetzlich vorgeschrieben beteiligt worden.
Kohlenstoff-Gutschriften (Carboncredits) sind eine Scheinlösung im Kampf gegen die Klimakrise. (Detalliertere Informationen finden Sie hier.) Durch solche Credits können Firmen wie Ölkonzerne und Fluglinien auf dem Papier ihre klimaschädlichen Emissionen ausgleichen, ohne sie wirklich zu senken und ihr Geschäftsmodell zu ändern. So wird Klimaschutz ausgebremst.
Im März 2023 hatte bereits die Firma Blue Carbon aus Dubai den Vorstoß unternommen, von Liberias Regierung Zugriff auf eine Million Hektar Wald zu ergattern, um mit Kohlenstoff-Gutschriften ein Vermögen zu machen.
Auch der Spiegel hat unter der Überschrift „Liberia verhökert seinen Tropenwald" über die Kohlenstoff-Geschäfte in dem westafrikanischen Land berichtet.
Mit BluEarth Carbon steigt die Gefahr für die Wälder und die Menschen, die dort leben, weiter. Um so wichtiger ist es, jetzt jedes gefährliche Geschäft mit Carboncredits aufzudecken.
Bitte unterschreiben Sie daher unsere Petition „Schützt Liberias Wälder – kein Ausverkauf für Dubais Klimaschäden“, falls Sie es noch nicht getan haben.
Auf politischer Ebene herrscht in Liberia derzeit Ruhe - vielleicht die Ruhe vor dem Sturm. Im Januar 2024 kam eine neue Regierung ins Amt. Sie ist grundsätzlich an Geschäften mit Carboncredits interessiert, bremst allerdings. Offenbar braucht sie Zeit, den rechtlichen Rahmen zu prüfen und abzustecken.
Dass BluEarth in Las Vegas beheimatet ist, kann man ironisch so interpretieren, dass viele Geschäfte mit Kohlenstoff-Gutschriften nicht seriös sind, von Glücksspielern betrieben werden und viele Verlierer haben. (In Wirklichkeit geht es beim Firmensitz eher um Steuervermeidung.)