Wieder Indigene im Gefängnis, weil sie ihren Wald gegen die Papierindustrie verteidigen

Eine Gruppe mit Banner auf einem Hügel Toba Pulp Lestari raus aus unserem Land! Die Indigenen aus Sihaporas fordern ihr Land zurück (© AMAN Tano Batak) Text auf dem Plakat: Stoppt die Unterdrückung der Indigenen Sihaporas Die Solidarität mit indigenen Opfern von Landraub, Unterdrückung und Gewalt wächst (© AMAN) vier demolierte Hütten Unbekannte haben Arbeiterhütten auf der Plantage von Toba Pulp Lestari demoliert (© AMAN Tano Batak) Blick über Wald auf einen See Der Wald der Indigenen von Sihaporas ist wunderschön ... (© AMAN Tano Batak) Eukalyptus-Plantage, vorne Kahlschlag ... doch für Papier und Zellstoff wird die Landschaft zerstört. (© Boboy Simanjuntak) Toba-See Nord-Sumatra Der Toba-See auf Sumatra ist der größte Kratersee der Erde (© Boboy Simanjuntak)

23.07.2024

Fünf indigene Batak aus dem Dorf Sihaporas auf Sumatra sind nachts von Dutzenden Leuten überfallen und ins Gefängnis gebracht worden. Die brutale Tat ist der vorläufige Höhepunkt des Konflikts der Indigenen mit dem Papier-Unternehmen Toba Pulp Lestari.

 

Um drei Uhr nachts am 22 Juli wurde das Dorf Sihaporas aus dem Schlaf gerissen. Dutzende Männer in Zivilkleidung sprangen von einem Lastwagen und aus zwei Autos, drangen in Häuser ein und nahmen fünf überrumpelte Indigene fest. Jonny Ambarita, Thomson Ambarita, Prado Tamba, Gio Ambarita und Dosmar Ambarita sind jetzt in der Stadt Simalungun im Gefängnis.

Die Autos gehören dem Sicherheitsdienst des Unternehmens Toba Pulp Lestari, das seit 1989 am Toba-See auf Sumatra Zellstoff, Papier und Viskose produziert. Toba Pulp Lestari beansprucht Wald und Land von Dutzenden Dörfern für sich. Die Firma ist maßgeblich für die Zerstörung von Regenwäldern in Nord-Sumatra verantwortlich, und ihre Zellstoff-Fabrik vergiftet Luft und Gewässer. Auf Widerstand reagiert Toba Pulp Lestari immer wieder mit Gewalt. Erst im März wurde ein Indigenenältester auf Sumatra enführt, weil er sich gegen die Papierindustrie wehrt.

„Wir verurteilen die Gewalt, mit der die Leute aus dem Schlaf gerissen und abgeführt wurden, ohne dass sie sich verteidigen konnten. Das ist eine Menschenrechtsverletzung!“ sagt Rukka Sombolinggi, Direktorin der Allianz der Indigenen (AMAN) in Jakarta.

„Hintergrund ist der Landkonflikt zwischen Sihaporas und dem Papierunternehmen Toba Pulp Lestari“, urteilt Hengky Manalu von unserer Partnerorganisation AMAN Tano Batak, der Zweigstelle von AMAN im Land der Batak. „Viele Gemeinschaften fordern ihr Land zurück, seit 35 Jahren. Leider sind die Indigenen von Sihaporas immer noch nicht als „Gemeinschaft indigenen Rechts“ anerkannt.“

Toba Pulp Lestari ist mit dem Zellstoff- und Papierkonzern APRIL (Asia Pacific Resources International Limited, bekannte Marke: PaperOne) verbunden. Das Unternehmen hat 265.000 Hektar (dreimal so groß wie Berlin) Wald und Land vom Staat gepachtet - die seit ewigen Zeiten von indigenen Gemeinschaften bewohnt und nachhaltig genutzt werden. Erfahren Sie mehr über APRIL und bitte unterstützen sie unsere Petition Keine Geschäfte mit dem Papierkonzern APRIL.

Nach Auskunft von AMAN Tano Batak kamen etwa fünfzig unbekannte Männer mit zwei Fahrzeugen des Sicherheitsdienstes von Toba Pulp Lestari und einem Colt Diesel-Lastwagen nach Sihaporas. Sie drangen in die Häuser ein, schlugen den Schlafenden auf die Füße und zwangen sie so ohne jede Erklärung aufzustehen. Dann legten sie den Männern Handschellen an, schlugen auf ihre Köpfe ein und führten die fünf Indigenen aus dem Dorf.

Nurinda Napitu, die Frau eines der Abgeführten, berichtet, sie und ihr kleiner Sohn seien geschlagen worden. Auch sie sei zuerst mit Handschellen gefesselt, dann aber wieder freigelassen worden. Die Entführer hätten kurz vorher die Unterkünfte der Plantagenarbeiter in Brand gesteckt, vermutlich, um die Brandstiftung den Einwohnern von Sihaporas in die Schuhe zu schieben.

 

Der Regenwald von Sihaporas war einst grün und schön, und die Indigenen sind bis heute eng mit ihm verbunden. Doch in Indonesien gilt Wald als staatlich. Dadurch kann der Staat Flächen großzügig an Konzerne vergeben. Die Indigenen, die seit vielen Jahrhunderten mit dem Regenwald leben, verlieren ihre Lebensgrundlagen.

 

„Die massiven und aggressiven Aktivitäten von Toba Pulp Lestari haben die Landschaft völlig verändert, und die Firma hat die Indigenen von Sihaporas seit Jahrzehnten unterdrückt. Toba Pulp Lestari respektiert die lokalen Gemeinschaften nicht“, sagt Hengky Manalu.

Sihaporas fordert seit 1998 das angestammte Land von Toba Pulp Lestari zurück. Die Menschen haben sich immer wieder an die Behörden und die Firma gewandt, sie haben ihr Land mit Grenzpfosten markiert und Verbotsschilder aufgestellt. Häufig kam danach Polizei ins Dorf.

 

Offizielle Waldrechte der Indigenen sind die letzte Chance, den Wald zu erhalten. Doch dafür müssen die Gemeinschaften eine lange und schwierige Prozedur durchlaufen. Sihaporas war bisher erfolglos.

Die Gemeinde Simenakhenak, deren traditionelles Land ebenfalls von Toba Pulp Lestari vereinnahmt worden war, ist dagegen mit Unterstützung von Rettet den Regenwald und AMAN Tano Batak als „Gemeinschaft indigenen Rechts“ anerkannt und hat die Waldrechte über 252 Hektar erhalten. Lesen Sie den Bericht über unseren Besuch und über den Erfolg, der Mut macht .

 

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