E-Autos von Tesla: Gigafabriken brauchen Gigaminen

Verschmutzung des Meeres durch die Nickelschmelze Abwässer und Abraum der Nickelindustrie verseuchen das Meer vor Sulawesi (© Jatam Sulteng) Nickelschmelze von oben Gunbuster Sonderindustriezone auf Sulawesi (© WALHI Sulsel)

06.10.2020

Benzin- oder Dieselautos sind sehr schädlich für die Umwelt, aber auch E-Autos sind problematisch. Deren Produktion benötigt besonders viele Rohstoffe. So stecken ca. 32 kg Nickel in den Lithium-Batterien eines Mittelklassewagens. Um sich den Zugriff zu sichern, ruft Tesla-Chef Elon Musk zum weltweiten Abbau von Nickel auf und erwägt, in die Bergbauindustrie zu investieren, auch in Indonesien.

“Wo auch immer Sie sich auf der Welt befinden, bitte bauen Sie mehr Nickel ab.” Mit diesem dringenden Appell wendet sich Elon Musk, Chef des US-Konzerns Tesla, an die Bergbauindustrie. „Tesla wird Ihnen einen gigantischen Auftrag für lange Zeit erteilen, wenn Sie Nickel auf effiziente und umweltfreundliche Weise abbauen.“

Der australische Bergbaukonzern BHP forciert demnach bereits auf den Aufruf von Musk hin die Nickelproduktion. BHP baut Nickel in mehreren Minen in Westaustralien ab, darunter im Tagebau in der Rocky’s Reward open-pit mine.

Enorme Mengen Metalle und andere Rohstoffe werden für den Bau von elektrischen Fahrzeugen benötigt, was zu enormen Steigerungen bei der Nachfrage führen wird, berichtet der Wirtschaftsdienst Bloomberg. Mit der Regierung von Indonesien befindet sich Tesla in frühen Gesprächen über eine mögliche Investition in die Nickelindustrie, informiert die Nachrichtenagentur Reuters. Das südostasiatische Land ist einer der weltweit größten Nickelproduzenten.

Folgen des Nickelabbaus in Indonesien

Im Regenwald der Inseln Sulawesi und Wawonii wird Nickel schon von Firmen aus China und dem brasilianischen Bergbaukonzern Vale abgebaut - mit katastrophalen Folgen für die Umwelt und die dort lebenden Menschen. Die artenreichen Ökosysteme werden zerstört, die Flüsse und die fischreichen Küstengewässer verseucht, die Menschen vertrieben und vergiftet. Nickelminenbetreiber haben bei der indonesischen Regierung beantragt, die ätzenden und schwermetallhaltigen Abfälle im Korallenmeer versenken zu dürfen.

Zu Beginn des Jahres hat Indonesien den Export von unverarbeitetem Nickel gestoppt: Nicht aus Umweltschutzgründen, sondern aus rein wirtschaftlichen Überlegungen, um Investitionen in eine Nickelindustrie und die Fertigung von Lithium-Batterien im eigenen Land zu forcieren.

Im September hat die indonesische Regierung den Vertrag zum Bau einer Lithium-Batteriefabrik mit LG Chem aus Südkorea und Contemporary Amperex Technology Ltd (CATL) aus China verkündet, den weltweiten Marktführern in der Batterieherstellung.

Tesla braucht billige Rohstoffe

Um die Kosten niedrig zu halten und die Rohstoffversorgung seiner Giga- und Terafabriken zu sichern, denkt Elon Musk nach Analystenberichten darüber nach, in Bergbauprojekte einzusteigen.

„Jeder Engpass entlang dieser Lieferkette - sei es in der Mine, der Raffinerie oder der Batteriefabrik - wird das Wachstum von Tesla begrenzen. Der Preis ist der entscheidende Faktor der Expansion“, so Musk.

Er sieht Tesla als globalen Marktführer bei der Elektromobilität und will noch vor 2030 jährlich 20 Millionen E-Autos produzieren sowie zusätzlich auch E-Lastwagen. In Grünheide südlich von Berlin errichtet Tesla gerade eine Fabrik zur Produktion von elektrischen Fahrzeugen und der dafür benötigten Batterien.

Nickel, Kobalt, Mangan, Lithium, Graphit sowie jede Menge Stahl, Aluminium, Kupfer und Kunststoffe

Welche Rohstoffmengen genau in den von Tesla hergestellten Batterien stecken, gibt der Konzern nicht an. In den üblichen Lithium-Ionen-Batterien für E-Autos mit einer Kapazität von 50 kWh sind typischerweise etwa 32 kg Nickel, 11 kg Kobalt, 10 kg Mangan, 6 kg Lithium sowie über 50 kg Graphit enthalten.

Tesla will Batterien mit hohem Nickel-Anteil für Luxus-Fahrzeuge und die geplante Produktion von Lastwagen mit E-Motor einsetzen. Nickel ist für die Energiespeicherung die entscheidene Komponente. Daneben besteht der Wagen (Leergewicht 1.847 kg) aus jeder Menge Stahl, Aluminium, Kupfer und Kunststoffen sowie vielen weiteren Rohstoffen wie Seltene Erden (wie z.B. das für Elektromotoren verwendete Neodym).

All diese rund um die Erde verteilten Rohstoffe müssen abgebaut, transportiert, aufbereitet und dann in langwierigen Verfahren zu Batteriezellen und anderen Autoteilen verarbeitet werden. In allen Schritten werden enorme Mengen Wasser und Energie benötigt, vor allem Erdöl und elektrischer Strom. Außerdem entstehen riesige Mengen an verseuchtem Abraum, Abfällen und Abwässern.

Fazit: Konventionelle Autos mit Benzin- oder Dieselmotoren sind sehr schädlich für die Umwelt. Aber die derzeit weltweit mehr als 1,3 Milliarden Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor durch E-Autos zu ersetzen, ist alles andere als umweltfreundlich und klimaneutral. Milliarden Tonnen an Rohstoffen müssen dafür gefördert und verarbeitet werden.

E-Mobilität bringt noch mehr Autos auf die Strassen

Laut Kraftfahrtbundesamt erhöht sich der Bestand an Fahrzeugen in Deutschland jedes Jahr. Für 2019 meldete die Behörde eine Zunahme um bundesweit eine Million Fahrzeuge auf insgesamt 65,8 Millionen KFZ.

Anstatt bis zu 9.000 Euro Prämie für den Kauf von E-Autos zu zahlen, sollte die Bundesregierung umweltfreundliche Mobilitätskonzepte fördern: Vermeidung von Verkehr, kurze Wege, Ausbau von Fuß- und Fahrradwegen, öffentlichen Verkehrsmitteln wie Bus und Bahn.

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