Indigene auf Sumatra schützen Mangroven mit Mut und festem Willen
23.04.2025
Im Film „Indigene schützen ihr Mangrovendorf“ zeigt unser Partner Aceh Wetland Forum (AWF), wie der Ort Simpang Lhee ein „Mangrovendorf“ wird. Hier gelten die Indigenengesetze zur Bewahrung der Natur.
Mangrovenwälder schützen vor Stürmen, sie sind Kinderstube von Fischen und Krabben, speichern Kohlenstoff und ernähren die Menschen. Doch im Dorf Simpang Lhee sind 84 Prozent des Mangrovenwaldes zerstört, für Fischteiche und Holzkohle. Ähnlich ist es in vielen Gebieten von Aceh am Rand des Leuser-Ökosystems an der Nordküste Sumatras.
Die Einwohner kleiner Dörfer sind gegen die Zerstörungen für Aquakulturen und Holzkohleproduktion oft machtlos. Der Staat bleibt meist passiv, die Täter werden fast nie bestraft. Dabei haben Indigene seit Jahrtausenden bewiesen, dass sie die Wälder nachhaltig nutzen ohne sie zu zerstören. Das Problem: Indigenes ökologisches Wissen wird ignoriert und indigenes Recht ist staatlich nicht anerkannt.
In dem Film „Indigene schützen ihr Mangrovendorf“ zeigt unser Partner Aceh Wetland Forum (AWF, vorher: Aceh Wetland Foundation), wie der Ort Simpang Lhee ein „Mangrovendorf“ wird - eigenständig, umweltfreundlich und auch offiziell. Im Dorf gelten die indigenen Gesetze zur Bewahrung der Natur. Auch die bürokratischen Hürden sind genommen. Der nächste Schritt: das Forstministerium muss Simpang Lhee den neuen Status offiziell bestätigen. Simpang Lhee kann ein Beispiel werden, wie die Gräben zwischen dem Wissen der Indigenen über die Natur und dem staatlichen Rechtssystem überbrückt werden können.
Simpang Lhee wird vom Aceh Wetland Forum und Rettet den Regenwald unterstützt. Illegaler Holzeinschlag, Produktion von Holzkohle und Aquakulturen darf es in Simpang Lhee nicht mehr geben. Junge Ranger der Gruppe „Bangka-Jaguar" patrouillieren regelmäßig. Ein Indigenengericht verurteilt die Täter.
Das Dorf hat den Schutz und auch die Wiederbewaldung in eigene Hände genommen, denn ohne Mangrovenwald fangen die Menschen keine Fische, Garnelen und Krebse mehr. Sie wollen weiterhin die Früchte und den Saft der Mangroven nutzen und ihre würzige Krabbenpaste herstellen. Und nicht zuletzt ein wichtiges Feuchtgebiet bewahren - für uns alle.
„Mangroven nutzen nicht nur den Menschen von Simpang Lhee, sondern der ganzen Welt. Wir haben den Mut und den Willen, aus Simpang Lhee ein anerkanntes „Mangrovendorf“ zu machen“, sagt der Vertreter der Waldbauern im Video.
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Desa Mandiri Peduli Mangrove
8:32 Minuten, Indonesisch mit deutschen Untertiteln
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Qurratul Aina vom AWF berichtet:
Laut Karten der Regierung von 2021 hat Aceh 22.204 Hektar Mangrovenwälder. Davon stehen 7.781 Hektar unter Schutz, 13.655 Hektar sind Produktionswald und 767 Hektar Konversionswald. Doch in Wirklichkeit sind 12.517 Hektar Fischteiche. Das bedeutet: die Entwaldung nimmt stetig zu, so wie im Dorf Simpang Lhee bei der Stadt Langsa.
Simpang Lhee hatte 255 Hektar Mangrovenwald, wovon 155 Hektar unter Schutz stehen. Unser Monitoring hat ergeben: Nur noch 41,8 Hektar sind von Wald bedeckt, 113 Hektar sind abgeholzt und 54 Hektar sind Fischteiche.
Die Entwaldung in Simpang Lhee hat zwei Ursachen. Erstens wird der Wald für Holzkohle abgeschlagen und zweitens legen Firmen Fischteiche an.
Das ist sehr traurig, denn die Menschen von Simpang Lhee leben als Fischer. Die Krabbenpaste aus Langsa ist als die beste der Provinz Aceh bekannt. Diese Krabbenpaste wird aus kleinen Garnelen hergestellt, die zwischen den Wurzeln der Mangroven leben. Wenn alle Mangroven gefällt werden: Wovon sollen die Menschen dann leben? (Hier sieht man, wie die Mangrovenwurzeln mit einer Stihl-Kettensäge zerschnitten werden)
Einer der Bewohner sagt: „Unser Einkommen sinkt, weil der Wald weg ist. Illegale Holzfäller schlagen den Wald an der Küste ab.“
Aceh Wetland Forum, AWF, ist eine Umweltorganisation, die Feuchtgebiete schützt. Simpang Lhee soll ein Dorf werden, in dem strenge Regeln zum Schutz der Mangroven gelten. Dabei unterstützen wir die Dorfbewohner.
Außerdem haben wir Batikkurse mit den Frauen durchgeführt. Einzigartig ist hierbei, dass die Farben von den Mangrovenbäumen stammen.
Wir unterstützen auch voll das Ranger-Team Bangka-Jaguar. Die Ranger, junge Menschen aus dem Dorf, schützen ihren Mangrovenwald. Wir sorgen für Boote und für Geld. Wir sind auch das Bindeglied zwischen dem Ranger-Team und dem Forstamt der Stadt Langsa.
Der Vertreter der Waldbauern bekräftigt: „Die Patrouillen dienen hundertprozentig dem Erhalt der Mangroven. AWF hilft uns dabei. Wir patrouillieren, finanzieren sie auch und haben bereits Täter gefasst. Wenn wir Leute festnehmen, müssen wir auch Verständnis haben. Wir wollen sie fassen, aber mal sind es alte Leute oder Schulabbrecher oder kleine Kinder.“
Das Ranger-Team Bangka-Jaguar patrouilliert entsprechend der indigenen Vorschriften. Wenn ein Täter entdeckt wird, halten wir ihn sofort fest. Er wird in der Indigenenhalle nach dem Recht der Indigenen verurteilt. Sanktionen sind etwa: das Boot und das gestohlene Holz werden konfisziert. Und er muss eine Erklärung unterzeichnen, dass er den Wald nie wieder zerstört.
Die Initiative, den Mangrovenwald nach indigenem Recht zu schützen, stammt von den Einwohnern selbst. Das müssen wir unterstützen. Kann die indigene Methode, das Problem zu lösen, Teil der staatlichen Rechtssprechung sein? Wir dürfen die Menschen nicht damit allein lassen. Die Politik muss den indigenen Rechtsweg begleiten. Damit das indigene Gericht eine abschreckende Wirkung hat und die Täter nie mehr den Wald vernichten.
Damit wollen wir indigene Gemeinschaften darin unterstützen, ihre Wälder zu schützen und zu nutzen.
Denn wir sind überzeugt, die Indigenen sollten den Wald besitzen, denn sie haben ihn seit Jahrhunderten sehr gut bewirtschaftet, geschützt und genutzt.
Der Vertreter der Waldbauern erklärt: Wir Einwohner von Simpang Lhee sagen:
die Mangroven zu pflegen, braucht Willen und Mut, nicht nur Geld. Mangroven nutzen nicht nur den Menschen von Simpang Lhee, sondern der ganzen Welt.
„Wir zerbrechen uns daher nicht den Kopf über die Finanzierung. Hauptsache, wir haben den Mut und den Willen, aus Simpang Lhee ein anerkanntes „Mangrovendorf“ zu machen.
AWF betont, dass Simpang Lhee die Kriterien für ein „Mangrovendorf“ bereits erfüllt. Daher erwartet AWF vom Forstministerium und der Torfbehörde, Simpang Lhee als „Mangrovendorf“ auszuweisen.